schon aufgeklärt?

Gönn dir nen AHA-Moment

13. März 2023

Konsensampel

Kennt ihr diesen Moment, wenn ihr erregt seid und unbedingt mit der Person euch gegenüber sexuell aktiv sein wollt, aber die Wände eures WG-Zimmers sind super dünn oder eure Eltern […]

Kennt ihr diesen Moment, wenn ihr erregt seid und unbedingt mit der Person euch gegenüber sexuell aktiv sein wollt, aber die Wände eures WG-Zimmers sind super dünn oder eure Eltern haben ihr Schlafzimmer genau unter eurem Zimmer? Was tun? Als kleine Methode, wie man diese Situationen navigieren kann, stellen wir euch heute die Konsensampel vor.  

Die Konsensampel ist eine Methode aus der Sexualpädagogik und weist darauf hin, dass es verschiedene Ebenen des Wollens und der Lust gibt. Alle diese Ebenen müssen ihre Zustimmung geben, also auf ‚grün‘ stehen, wenn sexuelle Handlungen konsensual ablaufen sollen. In unserer Illustration könnt ihr die drei Ebenen bildlich dargestellt sehen. Im Kopf befindet sind die Gedankenampel. Verunsichernde Gedanken wie eine als unpassend empfundene Umgebung, oder auch Scham für den eigenen nackten Körper können die Gedankenampel ‚gelb‘ oder ‚rot‘ werden lassen. Hier wäre es hilfreich, sich oder die andere Person zu fragen, ob etwas an der jetzigen Situation geändert werden möchte und wie das aussehen könnte.  

Die nächste Ebene ist die Gefühlsampel. Für konsensuelle sexuelle Handlungen also einer grünen Gefühlsampel können Gefühle wie Vertrauen, Anziehung, Akzeptanz oder auch Respekt wichtig sein. Wenn ihr allerdings Angst, Stress oder auch Schuldgefühle verspürt, wären dies Anzeichen dafür, dass eure Gefühlsampel eher auf ‚gelb‘ vielleicht sogar ‚rot‘ steht, und ihr nochmal innehalten solltet, inwiefern ihr gerade wirklich Lust verspürt, sexuell aktiv zu sein. Hört dafür wirklich in euch selbst hinein bzw. fragt die andere Person, wie es euch/der anderen Person geht, wenn ihr dies oder jenes ausprobieren würdet.  

Die letzte Ebene, die Körperampel, bezieht sich wie der Name schon sagt, auf die körperliche Ebene. Zeigt euer Körper Zeichen von sexueller Erregung? Wird euer Penis steif oder eure Vulva feucht? Falls ja, wären dies eindeutige Zeichen, dass eure Körperampel auf ‚grün‘ steht und euer Körper bereit ist, sexuell aktiv zu sein. Falls nicht, solltet ihr es langsam angehen lassen und euch fragen, was euch oder der anderen Person vielleicht helfen würde, körperlich erregt zu werden. Es ist vollkommen okay, wenn der Körper hier mal nicht so möchte wie ihr und das muss nicht gleich ein schlechtes Zeichen sein. Wenn die Vulva nicht feucht genug wird, obwohl ihr euch wohlfühlt und Lust habt, könnt ihr zum Beispiel Gleitgel benutzen, damit ihr keine Schmerzen habt.  

Was heißt das nun für unser Beispiel? Ich bin erregt, habe also körperlich Lust (Körperampel ‚grün‘ check!) und möchte mit der Person, die ich sehr mag, sexuell aktiv sein (Gefühlsampel ‚grün‘ check!), aber die Wände meines WG-Zimmers sind sehr dünn und das stresst mich total (Gedankenampel ‚rot‘ check!). Meine Körper- und Gefühlsampel geben mir also ein Go, während meine Gedankenampel Nein sagt. Der Gedanke, dass ich gerade nicht ungestört sexuell aktiv sein kann, stresst mich und ich kann mich nicht richtig auf die Situation oder mein Gegenüber konzentrieren. Eigentlich würde ich mich also nicht so wohlfühlen… Die Konsensampel hilft bei diesem simplen Beispiel aufzuzeigen, dass zu konsensuellen sexuellen Handlungen mehrere Befindlichkeiten zusammenkommen, die alle gleich wichtig sind, zu reflektieren, bevor man die eigenen Grenzen bzw. Grenzen der anderen Person überschreitet und etwas tut, worauf du bzw. die andere Person eigentlich gerade keine Lust hat. 

Für die Konsensampel ist es super wichtig, dass ihr sowohl eure eigenen Bedürfnisse und Befindlichkeiten auf dem Schirm habt als auch die der anderen Person. Redet also darüber, wie ihr euch bezüglich bestimmter sexueller Handlungen fühlt, was euch verunsichert und stresst euch nicht, wenn eure Körperampel nicht immer auf ‚grün‘ steht.  

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8. März 2023

Antirassismus – Fetischisierung von People of Colour

[Content Note: Dieser Artikel enthält Beschreibungen von rassistischen und sexualisierten Erfahrungen, die auf manche (re-)traumatisierend wirken können.]  Sind euch in der Kategoriensuche auf Pornoseiten auch schon einmal die Kategorien aufgefallen, […]

[Content Note: Dieser Artikel enthält Beschreibungen von rassistischen und sexualisierten Erfahrungen, die auf manche (re-)traumatisierend wirken können.] 

Sind euch in der Kategoriensuche auf Pornoseiten auch schon einmal die Kategorien aufgefallen, die Gruppen rassifizierter Menschen beschreiben? Oder seid ihr schon einmal über rassistische Vorlieben in Tinder Bios gestolpert? 

Das heißt nicht nur, dass manche Nutzer*innen von Dating Apps explizit äußern, Menschen bestimmter rassifizierter Gruppen nicht daten zu wollen. Es kann auch bedeuten, dass Nutzer*innen gezielt nach diesen suchen, ob es ihnen bewusst ist und sie es öffentlich machen oder nicht.  

Hier sprechen wir von Fetischisierung: Fetischisierung kann auch als „positiver Rassismus“ bezeichnet werden, da beim Online-Dating nicht nur als negativ konnotierte Stereotype bestimmter ethnisch/rassistisch markierter Gruppen Einfluss auf die Wahl der potenziellen Dating-Partner*innen nehmen, sondern ebenso als positiv wahrgenommene Stereotype eine wichtige Rolle spielen, die die bestimmte ethnisch/rassistisch markierte Gruppen als begehrenswert herausstechen lassen. Zwar ist “positiver Rassismus” oft als Kompliment oder wohlwollend gemeint, für die Betroffenen findet trotzdem eine Homogenisierung statt: Sie werden nicht als Individuum gesehen, sondern auf ihre vermeintliche Herkunft reduziert und in eine Schublade gesteckt (“positiven Rassismus” haben wir euch auch im Antirassismustext von April 2022 erklärt: Wie geht diskriminierungsfreie Sprache?).  

Bei dieser rassistischen Form der Fetischisierung werden Menschen aufgrund ihres Aussehens oder ihres Namens als “anders” markiert. Im Zusammenhang mit Dating-Apps kann das auch als Exotisierung bezeichnet werden. Hierbei sind unter anderem sexuelle Stereotype beispielsweise bezüglich Libido und Vorlieben gemeint, die mit bestimmten rassifizierten Gruppen in Verbindung gebracht werden.  

In der postkolonialen Theorie wird dieses Phänomen als „colonial gaze“ bezeichnet, denn die rassistischen Stereotype, die auch heute noch gegenüber bestimmten als „anders“ markierten Gruppen geäußert werden, haben ihren Ursprung in der Kolonialzeit. Damals wurden Bilder und Darstellungen von kolonisierten Menschen ausschließlich aus der Perspektive weißer (männlicher) Personen generiert, welche die Deutungshoheit darüber hatten, wer fetischisiert und exotisiert wird. So erfuhren beispielsweise Schwarze Menschen oder als asiatisch gelesene Frauen eine Hypersexualisierung. 
 

Die als “anders” markierten Menschen werden dabei als etwas Besonderes, Begehrenswertes, Spezielles herausgehoben. Ganz wichtig hierbei ist außerdem, dass es eben oft nicht um ein Kennenlernen der Person geht, sondern um eine Erfahrung mit einem Stereotyp. Rassifizierte Menschen werden dann als eine Art Trophäe gesehen, weil sie eine angeblich besondere Art der Erfahrung darstellen. 

Fetisischierung findet nicht nur auf Online-Dating Apps statt, sondern beispielsweise auch in Pornos oder sogenannten Sexurlauben. In Pornos werden Menschen vielleicht noch stärker als auf Dating Plattformen auf ihre körperlichen Merkmale reduziert und aufgrund dessen fetischisiert. Im sogenannten „interracial porn“ findet insbesondere eine Fetischisierung des Schwarzen männlichen Körpers statt und spielt mit einer rassistischen Darstellungsweise, welche ihre Ursprünge in der Kolonialzeit hat. Auch hier werden sexuelle Präferenzen von einem spezifischen historischen und kulturellen Kontext beeinflusst und geprägt, welcher nicht diskriminierungsfrei ist. 

Wie oben erwähnt werden rassifizierte Menschen auf Dating Apps oft aber auch offen oder unterbewusst abgelehnt und ausgeschlossen. Das zeigt auch der Race und Attraction Bericht der Plattform OkCupid, welcher Daten aus den Jahren 2009 bis 2014 erhob und das Ergebnis präsentiert, dass asiatische Männer und Schwarze Frauen die wenigsten Anfragen erhalten, während weiße Frauen und asiatische Frauen am beliebtesten sind. Das rassistische Verhalten wird manchmal sogar durch die Einstellungen der Dating Apps bestärkt, denn bspw. auf der queeren Plattform Grindr konnten Nutzer*innen bis 2020 sogar nach “ethnischer Herkunft” filtern.  

Was bedeutet das? Rassistische Machtverhältnisse beeinflussen auch heute noch die gesellschaftliche, kulturelle und mediale Repräsentation von Sexualität und sexualisierte Darstellungen von als „anders“ markierten Menschen. Diese entfalten ihre Wirkung ebenfalls auf Dating Plattformen, was zu einem Fortbestehen stereotyper Annahmen über sexuelle Präferenzen und Verstärkung einer rassistischen Datingkultur führt. 

Auch wenn du nicht bewusst und offen rassistisch auf Dating Plattformen handelst und kommunizierst, beobachte und hinterfrage doch mit diesem Wissen im Kopf dein eigenes Swipe-Verhalten. 

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28. Februar 2023

Sex mit einer trans* Person – Tipps

Der Originalpost ist von @s3xtheorywithdee, den wir ins Deutsche übersetzt haben: Ein paar Tipps für dich, wenn du Sex mit einer trans* oder gender diversen Person hast. Frag nach, welche […]

Der Originalpost ist von @s3xtheorywithdee, den wir ins Deutsche übersetzt haben: Ein paar Tipps für dich, wenn du Sex mit einer trans* oder gender diversen Person hast.

  1. Frag nach, welche Bezeichnungen dein*e Partner*in für deren Körperteile nutzt. Manche Personen nutzen biologische Begriffe, andere nutzen selbst ausgedachte Bezeichnungen. 
  2. Sex ist nicht gleich Penetration. Manche Menschen fühlen sich mit penetrativem Sex nicht wohl. Sex kann sich auf alle möglichen sexuellen Handlungen beziehen, z.B. Vorspiel, Stimulation, hands-only, Sextoys, Oralsex etc.  
  3. Ihr solltet immer verhüten, ganz unabhängig davon, ob du oder dein*e Partner*in schwanger werden könnte. Barrieremethoden sind (auch) für queeren Sex gedacht! Hierzu zählen z.B. Kondome, Lecktücher oder Fingerlinge. 
  4. Sei darauf bedacht, was Dysphorie bei deinem*r Partner*in auslösen könnte. Legt ein Safeword fest, das genutzt werden kann, wenn dein*e Partner*in sich unwohl fühlt und den Sex unmittelbar beenden möchte.  
  5. Wenn dein*e Partner*in eine Prothese (z.B. einen Packer) nutzt, bestärke deren Geschlechtsidentität, indem du die Prothese beim Sex mit einbeziehst. Wenn deine*e Partner*in beim Sex einen Binder trägt, frag nach, ob es okay ist, wenn du die Brust berührst.
  6. Falls dein*e Partner*in sich nackt nicht wohl fühlt, musst auch du nicht nackt sein! Warum lasst ihr nicht beide ein paar Klamotten an? 
  7. Wenn ihr auf Dirty Talk steht, frag deine*n Partner*in, welche Bezeichnungen okay sind. Wenn dein*e Partner*in z.B. genderfluid ist, legt ein Wort fest, das bezeichnet, welche Geschlechtsidentität dein*e Partner*in gerade fühlt, damit du dann weißt, welche Bezeichnungen du beim Sex nutzen kannst. 

Hier der originale Post: https://www.instagram.com/p/CmJNXVJMbAo/?igshid=MDJmNzVkMjY%3D  

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Split Attraction Model

Sexuelle Anziehung, romantische Anziehung, platonische Anziehung – alles schonmal irgendwo gehört. Keine dieser Anziehungen geht automatisch mit einer anderen einher und es gibt noch viel mehr als diese drei. Das […]

Sexuelle Anziehung, romantische Anziehung, platonische Anziehung – alles schonmal irgendwo gehört. Keine dieser Anziehungen geht automatisch mit einer anderen einher und es gibt noch viel mehr als diese drei. Das wurde bereits vor Jahren unter dem Split Attraction Model ausgedrückt: 

“Das Split Attraction Model (dt. Modell getrennter Anziehung) ist ein mögliches Werkzeug, um aufzuzeigen, dass Anziehung in mehrere Bereiche geöffnet werden kann […].” Mit dem Begriff der Split Attraction soll ein “Austausch über unterschiedliches Erleben von Sexualität und Romantik” ermöglicht werden.  

Das bedeutet mehrere Dinge: “Im Kontext des Aspec [A-Spektrum: Oberbegriff für alle aromantischen und asexuellen Orientierungen] ist das zum Beispiel relevant für aromantische Menschen, die nicht asexuell sind und für asexuelle Menschen, die nicht aromantisch sind.”  

Aber auch bei Menschen, die nicht aromantisch oder asexuell sind (das nennt man übrigens allromantisch bzw. allosexuell), hat das Modell Relevanz, denn natürlich können sich auch hier romantische und sexuelle Orientierung unterscheiden. So kann ein Mensch beispielsweise homoromantisch, also romantische Anziehung für Menschen des gleichen Geschlecht empfinden, und pansexuell sein, also sexuelle Anziehung zu Menschen aller Geschlechter empfinden. 

Das kann auf individueller Ebene selbstverständlich trotzdem jedes Mal anders sein, egal wie deine romantische und sexuelle Orientierung ist. Nur weil du romantische Gefühle für eine Person des gleichen Geschlechts hast und theoretisch auch in der Lage bist, sexuelle Anziehung zu Menschen des gleichen Geschlechts zu spüren, heißt das nicht, dass die beiden dann immer Hand in Hand gehen müssen. 

Wer jetzt noch nicht genug Stoff zum Nachdenken hat, kann sich jetzt noch damit beschäftigen, dass es noch viel mehr Formen von Anziehung gibt als romantische, sexuelle und platonische. Ästhetische, familiäre, sinnliche oder queerplatonische Anziehung zum Beispiel. Dazu an anderer Stelle mehr! 

Das Split Attraction Model ist für manche Menschen nützlich und wichtig, für andere nicht, zum Beispiel wegen fluider Identitäten oder weil sie nicht klar zwischen verschiedenen Anziehungsformen unterscheiden (können). All das ist okay. 

Die Infos für diesen Post haben wir aus dem Buch “[Un]sichtbar gemacht – Perspektiven auf Aromantik und Asexualität” entnommen, das von Anni und Katha von @ace_arovolution geschrieben haben. 

Die tolle Illustration ist von unserem Mitglied Alexander Pfeifer (Instagram: alexanderpfeifer_art)

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Oralsex

Was kommt euch in den Sinn, wenn ihr an Oralsex denkt? Lecken, Blasen, 69? Fellatio, Cunnilingus, französisch? Rimming? Blowjobs? Und was ist eigentlich mit Lickjobs? Es gibt viele Begriffe, die […]

Was kommt euch in den Sinn, wenn ihr an Oralsex denkt? Lecken, Blasen, 69? Fellatio, Cunnilingus, französisch? Rimming? Blowjobs? Und was ist eigentlich mit Lickjobs? Es gibt viele Begriffe, die die orale Stimulation von Genitalien beschreiben. Dabei kann Oralsex viel mehr sein als das.  

Aber von vorne: Schauen wir uns den Begriff mal genauer an. Oral-Sex. Oral bedeutet mit dem Mund und Sex bezieht sich auf (konsensuelle!) sexuelle Handlungen in ihren unterschiedlichsten Ausprägungen und muss keine (direkte) Stimulation von Genitalien beinhalten. Dementsprechend müssen bei Oralsex auch keine Genitalien involviert sein.  

Natürlich kann Oralsex aber bedeuten, dass z.B. Vulva, Clitpen, Phalloklitoris, Girldick oder Penis durch den Mund (einer anderen Person) stimuliert werden, etwa durch Saugen, Lecken, Küssen, Streicheln, Knabbern oder Beißen. Neben den Genitalien haben viele Menschen aber auch andere erogene Zonen an ihrem Körper und auch diese können oral stimuliert werden. Welche Körperteile oder –stellen das sind, ist von Person zu Person unterschiedlich. Es könnte der Oberschenkel, Bauchnabel, Damm, Anus, Nippel oder Ellenbogen, aber auch das Ohr, die Stirn, der Fußrücken oder eine ganz andere Stelle sein. Auch die Art der gewünschten Stimulation kann sich von Mensch zu Mensch unterscheiden. Steht die Person auf grobe Berührungen oder Schmerz, kann Beißen oder starkes Saugen das Richtige sein, hat die Person eine Vorliebe für sanfte Berührungen, ist Lecken oder Küssen vielleicht angenehm für sie.  

Wichtig ist, ob oder wie eine Person gerne Oralsex hat, d.h. an welchem Köperteil, mit welcher Intensität und in welcher Stellung, kann mensch ihr nicht von der Stirn ablesen. Vorlieben sollten vor (und während) des Sex klar kommuniziert werden. Zudem sollte auch bei Oralsex über Safer Sex gesprochen werden, denn STIs (sexuell übertragbare Krankheiten) machen keinen Halt vor dem Mund. Gerade wenn Vulva, Clitpen, Phalloklitoris, Girldick, Penis, Damm oder Anus im Spiel sind, solltet ihr unbedingt über Verhütung sprechen und gegebenenfalls Lecktücher/ Dental Dams oder Kondome verwenden. 

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Klitoris

Welches Organ existiert ausschließlich für Lust?       Ja! Die Klitoris!  Mit ihren 3 äußeren Merkmalen, der Vorhaut, der Klitoriseichel und den kleinen Vulvalippen, entspricht sie als Metapher dem berühmten Eisberg. […]

Welches Organ existiert ausschließlich für Lust?      

Ja! Die Klitoris! 

Mit ihren 3 äußeren Merkmalen, der Vorhaut, der Klitoriseichel und den kleinen Vulvalippen, entspricht sie als Metapher dem berühmten Eisberg. Denn ihre Größe von 9- 12 cm verbirgt sich „unter der Oberfläche“. 

Den größten Teil machen die Klitorisschenkel und ihre beiden Vorhofschwellkörper (Bulben) aus, die die gesamte Vagina umschließen. 

Ihre Empfindlichkeit ist individuell sehr unterschiedlich. Die Einen brauchen eine sehr vorsichtige und sanfte Stimulierung der Klitoriseichel um die Berührung als angenehm zu empfinden. Die Anderen kommen bei intensivem Vollkontakt erst richtig in Genuss. 

Vor fast 180 Jahren wurde die Vulva erstmals originalgetreu abgebildet, doch verschwand sie später aus den Schulbüchern und blieb als Erbse zwischen zwei Sichelmonden zurück. Nun bahnt sich das Wissen um dieses Geschlechtsorgan über soziale Medien ins gesellschaftliche Bewusstsein zurück. 

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Mythos G-Punkt

Der G-Punkt ist heiß im Gespräch: eine paar Zentimeter hinterm Vaginaleingang liegende raue Stelle, die sehr erogen sein soll. Um ihn rankt sich der Mythos, dass eine Stimulation wie auf […]

Der G-Punkt ist heiß im Gespräch: eine paar Zentimeter hinterm Vaginaleingang liegende raue Stelle, die sehr erogen sein soll. Um ihn rankt sich der Mythos, dass eine Stimulation wie auf Knopfdruck zum Orgasmus von Menschen mit Vagina führen soll. 

Doch das stimmt nicht so ganz… Wir räumen mal auf: 

Der G-Punkt ist vielmehr eine Zone. Sie besteht aus Klitorisschwellgewebe* rund um die Harnröhre und befindet sich 2-5 Zentimeter hinter dem Vaginaleingang auf der Bauchdeckenseite. Somit kann sie für viele durch Eindringen eines Fingers spürbar sein. Manche sagen die G-Zone fühlt sich rau und fester als das restliche Gewebe des Vaginaleingangs an. 

Manchmal wird sie auch als „weibliche Prostata“ bezeichnet, da das Drüsengewebe mit dem Prostatagewebe von Menschen mit Penis verwandt ist. Durch die Nähe zur Harnröhre kann die Berührung für Menschen mit Vagina dem Gefühl ähneln, Pipi machen zu müssen. Ob eine Stimulation der G-Zone angenehm ist oder die Person gar zum Orgasmus bringt, ist ebenso individuell wie die Stimulation anderer als erogen bezeichneter Zonen des Körpers.  

Durch den Mythos des G-Punkts als Orgasmus-Garant lassen manche Menschen ihn mit Kollagen oder Hyaluronsäure aufspritzen. Davon raten Gynäkolog*innen jedoch ab und warnen: Ein solcher Eingriff kann zu Verletzungen und Narbenbildungen in der Vagina führen.  

Der mediale Hype um die G-Zone hat auch etwas Gutes: die Erregbarkeit der Vagina wird in den Fokus gerückt. Mit der G-Zone ist es jedoch nicht getan! Das gesamte Vaginalgewebe ist mit erregbaren Nervenenden durchzogen, diese lassen sich sogar durch regelmäßige Berührungen sensibilisieren. Nicht schlecht, oder? 

* Der innenliegende Teil der Klitoris ist deutlich größer als der von außen sichtbare Klitoriskopf und umschließt mit den Klitorisschenkeln auch den Vaginaleingang.  Durch Erregung wird die Klitoris stärker durchblutet und schwillt an. Eine Stimulation der Klitoris ist sowohl von außen über die Vulva als auch von innen in der Vagina möglich.  Empfindungen, wo und wie sich die Stimulation der Klitoris angenehm anfühlt, kann sich im Laufe der Zeit verändern.  

Die tolle Illustration ist von unserem Mitglied Alexander Pfeifer (Instagram: alexanderpfeifer_art)

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31. Januar 2023

Antirassismus – Femonationalismus

Wenn du an die AfD und rechte Narrative denkst, kommt dir vermutlich kein zeitgemäßes, feministisches und respektvolles Frauenbild in den Kopf. Das hat nicht zuletzt die Darstellung klargestellt, die von […]

Wenn du an die AfD und rechte Narrative denkst, kommt dir vermutlich kein zeitgemäßes, feministisches und respektvolles Frauenbild in den Kopf. Das hat nicht zuletzt die Darstellung klargestellt, die von der rechtspopulistischen Partei vor kurzem im Internet kursierte und die die Gegenüberstellung der „traditionellen Frau“ und der „modernen Feministin“ zeigte. Kurz: Feminismus und AFD, das geht nicht zusammen, dafür gibt es zahlreiche Beispiele, um die es hier und heute nicht gehen soll, sondern um ein damit verbundenes Paradox. 

Die AfD sieht sich als die Retterin der Frauen. Statt beispielsweise Femizid-Prävention oder andere Mittel zu wählen, die Frauen tatsächlich schützen würden, geht die AfD allerdings, genau wie viele andere Rechte, einen anderen Weg. Vielleicht erinnerst du dich an die AfD-Plakate, die in etwa so schöne Dinge verbreiteten wie „Mehr Sicherheit für unsere Frauen und Töchter!“. Sicherheit, aber nicht vor (Ex-)Partnern, die (in Österreich) für 30 Prozent der sexuellen Gewalttaten verantwortlich sind (Quelle: Bund autonome Frauenberatungsstellen bei sexueller Gewalt), sondern vor geflüchteten Menschen. Wäre das Interesse hinter dieser Message Frauen zu schützen, würden sich Vertreter*innen des sogenannten Femonationalismus hoffentlich die Realität anschauen und schnell den Kurs wechseln – tun sie aber nicht, denn die Motivation ist eine ganz andere: Rassismus. Das Ziel: Hass und Angst schüren und damit Zuwanderung verhindern.  

In „In the name of women. The rise of femonationalism“ schreibt Sara Farris (Übersetzung von @erklärmirmal): „Femonationalismus beschreibt die Instrumentalisierung feministischer Themen durch Nationalist*innen und neoliberale Regierungen in (vor allem antimuslimischen) Antimigrationskampagnen sowie die Stigmatisierung muslimischer und migrantischer Männer durch Feminist*innen unter dem Deckmantel der Gleichberechtigung. Femonationalismus […] greift auch die Versuche von Feminist*innen […] auf, die den Islam als durch und durch frauenfeindliche Religion und Kultur abstempeln.“ 

Vereinfacht anhand unseres Beispiels bedeutet das: es wird unter dem Vorwand, damit für die Sicherheit von Frauen zu sorgen, gegen Migrant*innen gehetzt. Das passiert vor allem durch Nationalist*innen, hier die AfD, und neoliberale Regierungen. Das Bild von migrantischen Männern wird beeinträchtigt, indem angeblich für Gleichberechtigung und das Wohl der Frauen gekämpft wird.  

Um auf diese Masche nicht reinzufallen, gilt es, sich nicht nur von rechtspopulistischen Gruppierungen fernzuhalten, sondern auch mit medialer Berichterstattung kritisch und reflektiert umzugehen. Auch in der sexuellen Bildung muss das Feindbild des migrantischen Mannes aktiv abgebaut werden. 

Femonationalismus hat natürlich nichts mehr mit Feminismus zu tun, sondern missbraucht diesen für rassistische Zwecke. Wir empfehlen, wie so oft, die Posts von @erklärmirmal auf Instagram, die sich dem Thema schon ausführlich angenommen haben. Ihr findet die Posts über unser Story-Highlight „Antirassismus“. 

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29. Januar 2023

Phimose

Wie einige von euch sicher schon gesehen haben, posteten wir vor wenigen Wochen, dass sich wohlzufühlen eine wichtige Bedingung für sexuelle Handlungen darstellt. Sexuell miteinander interagieren zu können, ohne dass […]

Wie einige von euch sicher schon gesehen haben, posteten wir vor wenigen Wochen, dass sich wohlzufühlen eine wichtige Bedingung für sexuelle Handlungen darstellt. Sexuell miteinander interagieren zu können, ohne dass es einer Person dabei unangenehm ist, hat aber nicht nur etwas mit Konsens zu tun, sondern kann auch körperlich beeinflusst sein (ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an @6arbeiterin_, die uns darauf brachte, diesen Aspekt zu vertiefen). Eine Phimose ist ein Beispiel hierfür.  

Eine Phimose ist eine angeborene oder erworbene Vorhautverengung des Penis. Dabei kann die Vorhaut nicht oder nur schwer über die Eichel des Penis gezogen werden. 

Menschen mit Penis werden oftmals mit einer natürlichen Phimose geboren, da die Vorhaut die Eichel vor äußeren Einflüssen wie Krankheitserregern schützen soll. Zum Beginn der Pubertät, bildet sich die Vorhautverengung meist auf natürliche Weise zurück. Sollte diese Rückbildung nicht einsetzen, kann eine Phimose zu Schmerzen beim Urinieren, bei der Erektion und beim Sex führen. Außerdem können sich Entzündungen an der Eichel oder der Vorhaut ausbilden, wenn diese aufgrund der Verengung nicht richtig gewaschen werden können.  

Je nach Alter des Patienten sowie nach Ausprägung der Beschwerden stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Auswahl. Prinzipiell wird bei diesen die Vorhaut gedehnt oder entfernt. Bei der vollständigen Beschneidung wird die gesamte Vorhaut entfernt, und die Eichel liegt anschließend frei. Bei der Teilbeschneidung wird nur der zu enge Anteil der Vorhaut entfernt, wodurch ein Teil der Vorhaut zurückbleibt und die Eichel bedeckt. Bei der letzten Methode der Erweiterungsplastik wird die zu enge Vorhaut lediglich geweitet. Dabei schneidet der*die Chirurg*in die verengte Vorhaut an mehreren Stellen ein und verschließt diese Schnitte mit einer speziellen Nahttechnik. 

Eine Phimose kann sich aber auch im erwachsenen Alter herausbilden und muss nicht angeboren sein. Durch regelmäßige Hygiene und vorsichtiges Zurückziehen der Vorhaut, z.B. beim Urinieren und Waschen, können Entzündungen oder einer Phimose vorgebeugt werden. 

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2. Januar 2023

Konsens

Konsens bedeutet gegenseitiges Einvernehmen oder gegenseitige Zustimmung und sollte in jeglichen Lebensbereichen und zwischenmenschlichen Situationen angestrebt werden. Auf sexuellen Konsens zu achten und Konsens in sexuellen Situationen einzuholen, ist besonders […]

Konsens bedeutet gegenseitiges Einvernehmen oder gegenseitige Zustimmung und sollte in jeglichen Lebensbereichen und zwischenmenschlichen Situationen angestrebt werden. Auf sexuellen Konsens zu achten und Konsens in sexuellen Situationen einzuholen, ist besonders wichtig, denn schon auf die Frage, was Sex ist, gibt es so viele Antworten, wie es Menschen gibt – für die einen fängt Sex beim Flirten und Küssen an, für die anderen, wenn sich Genitalien berühren oder berührt werden. Auch, was schön ist, was sich gut anfühlt, welche Bedürfnisse und Vorlieben Menschen haben und welche Grenzen bestehen, ist sehr individuell. Kein Mensch sollte also davon ausgehen, zu wissen, was der*die Sexualpartner*in mag. Selbst in langjährigen sexuellen Beziehungen können Bedürfnisse und Grenzen von Ort, Lebensphase und anderem abhängen und sich immer wieder verändern.  

Konsens bedeutet, die eigenen sowie die Grenzen und Bedürfnisse der Mitmenschen/Sexualpartner*innen kennenzulernen, sich bewusst zu machen und sie zu respektieren. 

“Willst Du, dass ich Dich hier berühre?” 

“Hast Du Lust, was Neues beim Sex auszuprobieren?” 

“Darf ich Dich küssen?” 

Konsens einzuholen, liegt dabei in der Verantwortung der Person, die eine sexuelle Situation initiieren möchte. Dafür ist klare Kommunikation unerlässlich – es bietet sich an, wenn Beziehung und Situation es hergeben, auch schon vorher über Sex, Bedürfnisse und Grenzen zu kommunizieren. Sprecht über das, was ihr gerne macht, euch interessiert oder ihr mal ausprobieren wollt. Fragt nach, was euren (potenziellen) Sexualpartner*innen besonders gefällt oder eben auch nicht. Fragt nach, ob ihr Personen an einer bestimmten Stelle berühren dürft, sie Lust auf Küssen oder Sex hat BEVOR ihr handelt. Und ganz wichtig: Lasst in der Kommunikation Raum für ein Nein oder Vielleicht. Vergesst dabei nicht: nur JA heißt JA!!  

Konsens einzuholen und zu geben, kann letztendlich wie Dirty Talk sein – also: redet über Sex. Es gibt doch nichts sexieres als ein enthusiastisches “JA!” 

Was Du über Konsens wissen solltest: 

  • Konsens muss freiwillig gegeben werden. 
  • Konsens muss aktiv gegeben werden. 
  • Konsens muss selbstbestimmt und informiert gegeben werden. 
  • Konsens kann verbal und nonverbal eingeholt und gegeben werden, genauso wie Ablehnung. 
  • Konsens ist spezifisch – je nach Person, Beziehungsstatus, Situation, Lebensphase, Ort, etc. können sich Bedürfnisse, Vorlieben und Grenzen verändern. 
  • Konsens ist jederzeit veränderbar – Zustimmung kann immer wieder neu gegeben oder auch zurückgenommen werden.  

Dieser Post ist in Kooperation mit pia Berlin entstanden.

pia Berlin (Ortsgruppe Berlin/Potsdam von profamilia in action) hat 2022 einen Workshop zu sexuellem Konsens entwickelt. Mit einem queerfeministischen Ansatz setzt pia sich für sexuelle und reproduktive Rechte und Selbstbestimmung ein – Konsens ist dafür essenziell.

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30. November 2022

Antirassismus – Rassismus in queeren Räumen

Diskriminierte Menschen diskriminieren nicht – dass das nicht stimmt, wissen wir schon lange: queere Menschen können queerfeindlich sein, rassifizierte Menschen können rassistisch sein, rassifizierte Menschen können queerfeindlich sein und – […]

Diskriminierte Menschen diskriminieren nicht – dass das nicht stimmt, wissen wir schon lange: queere Menschen können queerfeindlich sein, rassifizierte Menschen können rassistisch sein, rassifizierte Menschen können queerfeindlich sein und – darum soll es heute gehen – queere Menschen können rassistisch sein.

Das ist ja auch logisch: auch queere Menschen sind in rassistischen Strukturen aufgewachsen und haben Rassismus internalisiert, also verinnerlicht. Die Annahme, dass queere Räume nicht rassistisch sein können, ist nicht nur naiv und falsch, sondern auch gefährlich, denn „wenn […] queere Organisationen nicht verstehen wollen, dass Rassismus systemisch in der eigenen Organisation vorkommt, machen sie sich zu Akteur:innen, die Rassismus fortsetzen“ (Özdemir 2021, 80f). Dadurch werden rassifizierte Menschen aus Räumen ausgeschossen, die eigentlich Schutz vor Diskriminierung bieten sollten (Özdemir 2021, 79).
Rassismus in queeren Räumen äußert sich auf verschiedene Arten und Weisen: Queers of Colour sind zum einen medial, zum anderen aber auch in queeren Vereinen und Verbänden unterrepräsentiert (Özdemir 2021, 78), was oft und vor allem in Pride-/CSD-Kontexten thematisiert und kritisiert wird. Zum Zusammenhang von Rassismus und Pride gab es bereits im Juni einen Text von uns, der betont, wie wichtig die Anerkennung dessen ist, was schwarze Menschen und Menschen of Colour für die queere Bewegung geleistet haben.

Auch in Bezug auf Dating und Dating-Plattformen wird Rassismus in der queeren Community immer mehr thematisiert: Auf queeren Dating-Plattformen werden bestimmte vermeintliche Herkunftsidentitäten von einigen User:innen sogar explizit ausgeschlossen (Schwarzer 2017, zit. nach Özdemir 2021, 78). So gibt es häufig auftauchende rassistische oder auch fett- und transfeindliche Slogans dazu, welche Menschen Personen nicht daten wollen oder swipen werden. Auch der diesjährige Prince Charming Fabian wurde schon vor Ausstrahlung der schwulen Datingshow beschuldigt, solche Formulierungen in seinem Grindr-Profil wiederzugeben (Grindr ist eine Dating- App für queere Menschen). Zudem sind Fetischisierung und Sexualisierung von rassifizierten Menschen auf diesen Dating-Apps keine Seltenheit. Wichtig hierbei ist: natürlich finden diese Formen von Rassismus nicht nur auf queeren Dating-Apps, sondern genauso auf Tinder & Co statt!

Es ist aber nicht nur so, dass queere Menschen aufgrund ihrer Sozialisation und der sie umgebenden Strukturen eben genauso Rassismus reproduzieren können wie nicht-queere Menschen. Manchmal wird Rassismus auch explizit durch die eigene Queerness und angebliche Intoleranz kultureller und religiöser Gruppen verteidigt. So behaupten manche Menschen, ihr Rassismus und ihre vorgenommene Ausgrenzung sei notwendig, um Queers zu schützen. Wie verallgemeinernd, falsch, rassistisch und problematisch das ist, werden wir an anderer Stelle nochmal aufgreifen. „Bestimmte Phänomene wie Homo- und Transfeindlichkeit, die seit Jahrhunderten in der deutschen Gesellschaft existieren, werden so zu einem ausschließlichen Problem von Menschen mit Migrationserbe erklärt“ (Özdemir 2021, 79). Aber dazu nächsten Monat mehr.

Quelle: Özdemir, Kadir. “One Community? Rassismus und Othering in queeren Strukturen.” In Sexualitäten und Geschlechtsidentitäten in der Migrationsgesellschaft, hg. Von Nora Warrach, 78-81. Düsseldorf: Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e.V.

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Reminder aus der trans* Community

Hinweis: die Reminder haben wir nach Absprache mit @queeeerchameleon aus einem ihrer Posts übernommen, ins Deutsche übersetzt und leicht abgewandelt. Alle trans* Menschen sind trans* genug. Egal ob Hormone oder […]

Hinweis: die Reminder haben wir nach Absprache mit @queeeerchameleon aus einem ihrer Posts übernommen, ins Deutsche übersetzt und leicht abgewandelt.

  1. Alle trans* Menschen sind trans* genug. Egal ob Hormone oder nicht, OPs oder nicht, Dysphorie oder nicht. Alles trans* genug. Nicht-binär? Genauso!
    [Was bedeutet Dysphorie? “Im Kontext von Geschlecht ist mit dem Begriff der Dysphorie das Unwohlsein gemeint, weches Personen empfingen, deren zugeschriebenes Geschlecht nicht mit ihrer Geschlechtsidentität übereinstimmt.” (Quelle: Gender Kram von Louie Läuger)]
  2. Dass ich trans* bin, bedroht dich nicht. Ich versuche bloß, ich selbst zu sein.
  3. Du hast kein Recht und keinen Grund, nach dem deadname einer trans* Person zu fragen.
    [Was ist ein deadname? Mit deadname bezeichnen einige trans* Menschen den Namen, den sie, meist bei der Geburt, erhalten, aber inzwischen abgelegt haben.]
  4. Es gibt nicht den einen richtigen Weg trans* auszusehen. Trans* Männer schulden dir keine Männlichkeit und trans* Frauen schulden dir keine Weiblichkeit. Nicht-binäre Menschen schulden dir keine Androgynität.
  5. Wir haben immer existiert. Wir sind kein Trend. Es ist keine Entscheidung. Wir sind einfach so.
  6. Bitte nimm dir die Zeit, etwas über uns zu lernen und dich zu informieren. Erwarte nicht, dass wir Bildungsarbeit für dich leisten.
  7. An unsere Verbündeten: Wir sind es leid. Gebt euch mehr Mühe und helft uns. Seid Aktivist*innen. Verbessert Menschen, wenn sie eine Person misgendern oder ihren abgelegten Namen benutzen, Stellt euch mit Pronomen vor. Es bedarf nicht viel Arbeit, das Leben von trans* Menschen zu verbessern und wir wissen es zu schätzen.
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19. Oktober 2022

Antirassismus – Die rassistische Geschichte der Sexualmedizin

Diesen Monat blicken wir zurück auf eine dunkle Geschichte in der Sexualmedizin. Durch annawim2.0. auf Instagram sind wir auf diese Überschneidung von Sexualmedizin und Rassismus aufmerksam geworden und wollen für […]

Diesen Monat blicken wir zurück auf eine dunkle Geschichte in der Sexualmedizin. Durch annawim2.0. auf Instagram sind wir auf diese Überschneidung von Sexualmedizin und Rassismus aufmerksam geworden und wollen für euch übersetzen und zusammenfassen, was dey zu diesem Thema ausgearbeitet hat. Die Posts von anna wim findet ihr auf Instagram auf deren Account oder in unserem Story Highlight “Antirassismus” – danke für deine Arbeit! Noch ein kurzer Hinweis: anna wim und deren Quellen schreiben von “Frauen”, weshalb wir das hier auch tun. Es handelt sich allerdings um gebärfähige Menschen oder Menschen mit Uterus, weil nicht alle Frauen einen Uterus haben und nicht alle Menschen mit Uterus Frauen sind. 

Über die Geschichte der Verhütung wissen die meisten von uns vermutlich nur, dass in den 1960ern die Pille auf den Markt kam und einen Knick in die Geburtenrate zeichnete. Was nicht besprochen wird, ist, dass viele heute verwendete medizinische Behandlungen der Sexualmedizin, so auch gewisse Verhütungsmittel, eine rassistische Vorgeschichte haben. Eine wichtige Person hier ist Margaret Sanger, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts anfing, sich für bessere Verhütung einzusetzen, um damit ihr Ziel der Befreiung der Frau zu verfolgen. Ihre Absichten waren aber nicht so heilig wie es zuerst klingt: mit ihrem Aktivismus und der Möglichkeit der Familienplanung wollte sie Schwarze Frauen, S3xworker*innen und behinderte Frauen alles andere als befreien. Verhütung war für sie ein Weg, sicherzustellen, dass die in ihren Augen “fitten” Frauen mehr Kinder, die anderen weniger Kinder bekamen. Sie stand außerdem hinter einem Projekt mit Familienplanungszentren, deren Ziel es war, die Schwarze Bevölkerung zu regulieren und reduzieren. Durch diese Bemühungen bekamen viel mehr Schwarze Frauen die Pille oder eine Spirale. Frauen of Colour wurden aus rassistischer Motivation in der Verteilung von Verhütungsmitteln stärker anvisiert und es ist wichtig, dass wir uns dessen bewusst sind. 

Auch Syphilis Tests und Behandlung, sowie das Spekulum haben eine rassistische Geschichte. Nachzulesen bei @annawim2.0 auf Instagram. Wenn ihr mehr erfahren wollt, die englische Sprache von deren Posts aber eine Hürde für euch darstellt, wendet euch gerne an uns. 

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3. Oktober 2022

Sexarbeit ist Arbeit!

Was ist eigentlich Sexarbeit? Sexarbeit ist eine erotische und sexuelle Dienstleitung zwischen volljährigen Personen, die im Einvernehmen und gegen Vergütung stattfindet. Darunter fallen neben Sex gegen Geld auch Webcam- und […]

Was ist eigentlich Sexarbeit?

Sexarbeit ist eine erotische und sexuelle Dienstleitung zwischen volljährigen Personen, die im Einvernehmen und gegen Vergütung stattfindet. Darunter fallen neben Sex gegen Geld auch Webcam- und Telefonsex, Escortservice sowie Sexualassistenz und -begleitung unter anderem für Menschen mit Behinderung. Der Begriff sagt schon alles: Sexarbeit ist Arbeit! Sie ist in Deutschland legal und unterliegt seit 2017 Bestimmungen aus dem Prostitutionsschutzgesetz. Dieses schreibt Sexarbeiter*innen eine Registrierung ihrer Daten sowie der regelmäßige Besuch gesundheitlicher Untersuchungen vor, das Gesetz wird insbesondere von Sexarbeiter*innen kritisiert.  

Wichtig ist die Abgrenzung von Sexarbeit als selbstbestimmte Arbeit zu Zwangsverhältnissen wie zum Beispiel Menschenhandel und/oder Minderjährigenprostitution. Zwangsverhältnisse lassen sich im Bereich der Kriminalität und des Missbrauchs verorten. Die begriffliche Unterscheidung im gesellschaftlichen Diskurs um Sexarbeit ist deshalb so dringend notwendig, weil der Begriff „Arbeit“ Gewalt in Zwangsverhältnissen relativiert und verharmlost. Die Felder dürfen nicht in einen Topf geworfen und pauschalisiert werden, stattdessen muss differenziert werden: Es ist gerade kein Widerspruch sich FÜR selbstbestimmte Sexarbeit stark zu machen und gleichzeitig GEGEN Menschenhandel als Zwangsverhältnis zu sein. 

Sexarbeit ist in der Gesellschaft stark stigmatisiert und tabuisiert. Insbesondere Sexarbeiter*innen einer marginalisierten Gruppe wie zum Beispiel trans* Personen sind verstärkter Diskriminierung ausgesetzt. Ihr Zugang zu arbeitsrechtlichem Schutz ist besonders erschwert. Sexarbeiter*innen, die Rassismus erfahren, wird ein ausdrücklich großes Ringen um die Anerkennung als handlungsmächtige Arbeitskräfte abverlangt.  

Mehr dazu erfahrt ihr aus der Community der Sexarbeiter*innen selbst, zum Beispiel auf den Accounts von @6arbeiterin_ @decolonisesexworkau @kontakt6arbeit sowie vielen mehr und auf der Webseite des Berufsverbands für Sexarbeit, https://www.berufsverband-sexarbeit.de.

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20. Juli 2022

Antirassismus – Das Problem mit „Weißem Feminismus“

Vor kurzem wurde mir auf TikTok ein Video angezeigt, in dem eine bekannte deutsche Feminismus-Influencerin kritisiert wird: Ihr wurde vorgeworfen, sie würde sich nicht intersektional feministisch positionieren, sondern ihre Privilegien […]

Vor kurzem wurde mir auf TikTok ein Video angezeigt, in dem eine bekannte deutsche Feminismus-Influencerin kritisiert wird: Ihr wurde vorgeworfen, sie würde sich nicht intersektional feministisch positionieren, sondern ihre Privilegien für einen Weißen Feminismus nutzen. Das ist kein neues Thema und ist spätestens seit den Black Lives Matter Protesten im Jahr 2020 ein Begriff, der in bestimmten Kreisen schnell verwendet wird. 

Aber wie genau lässt sich Weißer Feminismus erkennen und wieso wirkt mancher Feminismus eigentlich wie verkleidete Unterdrückung?  

Weißer Feminismus ist ein Begriff, der von vielen intersektionalen Feminist*innen verwendet wird, um zu beschreiben, wenn Menschen, meist weiße Menschen, bei ihrem feministischen Kampf ihre eigenen Privilegien vergessen und diese nicht in ihrem Aktivismus reflektieren. Weißer Feminismus stellt die Lebensrealitäten von weißen FLINTA* (Frauen, Lesben, inter*, nichtbinäre, trans* und agender Personen) in den Vordergrund. Hierbei wird ignoriert, dass Schwarze und PoC FLINTA* andere Erlebnisse mit Sexismus haben. Und das ist kein neues Phänomen: Bereits die Suffragetten am Anfang des 20. Jahrhunderts schlossen Schwarze FLINTA aus und gaben diesen keine Stimme, um ihre eigenen Erfahrungen zu berichten (Staples 2019).   

Weiße Feminist*innen sind oft nur so lange feministisch, bis es nicht mehr angenehm ist. Bis man sich nicht mehr selbst an dem Aktivismus bereichern kann (Cargle 2018). Zu selten wird kritisiert, dass weiße FLINTA* Personen ausschließlich für Aspekte wie die Gender-Pay-Gap einsetzen, während ignoriert wird, dass Schwarze und PoC FLINTA* sich schwertun, eine anständige medizinische Behandlung zu bekommen oder zu Unrecht im Gefängnis landen.  

Eine Bezeichnung für dieses Verhalten ist Virtue Signaling: Eine moralische Positionierung, die Menschen auf die eigene Seite ziehen soll und beweisen soll, wie großartig man selbst eigentlich ist (McCaffrey 2017). Heuchelei also. Ein weit verbreitetes Beispiel hierfür war das Schwarze Rechteck, dass im Sommer 2020 in Bezug auf die Black Lives Matter Proteste gepostet wurde. Obwohl viele der Menschen kaum aktivistische oder entschädigende Arbeit geleistet haben, zeigten sie mit ihrem Post, dass auch sie gegen Rassismus einstehen. Mehr Aktivismus passierte dann jedoch nicht. 

Intersektionaler Feminismus stellt das Gegenteil zu hierzu dar. Der Begriff wurde von der Bürger*innenrechtsaktivistin und Professorin Kimberlé Crenshaw 1989 ins Leben gerufen: Beschrieben wird hier die Verbindung zwischen Race, Klasse, Geschlecht, Gesundheit, Sexualität und anderen individuelleren Charakteristika und wie diese sich überschneiden. Ein Beispiel hierfür wäre, dass Schwarze FLINTA* in den USA immer noch strukturell weniger Gehalt verdienen als weiße FLINTA*. Natürlich gibt es nach wie vor die Gender-Pay-Gap, die alle FLINTA diskriminieren. Doch oft wird hierbei nicht darüber berichtet, wie weiße Frauen von anderen Pay Gaps profitieren.  

Intersektionaler Feminismus kann dabei helfen, die verschiedenen Komponenten von Diskriminierung zu definieren und zu berücksichtigen. Er kann zu mehr Rücksicht und Verständnis füreinander behelfen und zu Gleichberechtigung führen –und das ist doch eigentlich das, was wir mit Aktivismus erreichen wollen.  

Das Thema ist ein viel Tieferes, als dass wir es hier heute komplett abdecken könnten. Wenn ihr mehr Hintergründe und Informationen haben wollt, sind hier ein paar Vorschläge mit denen ihr anfangen könnt: 

  1. Angela Davis: Women, Race, Class 
  1. Mikki Kendall: Hood Feminism 
  1. Rafia Zakaria: Against White Feminism. Wie weißer Feminismus Gleichberechtigung verhindert. 
  1. Audre Lorde: Sister Outsider. 
  1. White Tears/Brown Scars: How White Feminism Betrays Women of Color 
  1. Kimberlé Crenshaw: The urgency of intersectionality (https://www.youtube.com/watch?v=akOe5-UsQ2o)
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4. Juli 2022

Squirting

 Das englische Wort „Squirting“ bedeutet abspritzen und benennt im Volksmund die Ejakulation bei Menschen mit Vulva.    Dabei ist diese Bezeichnung nicht ganz richtig. Denn der größte Anteil der abgegebenen Flüssigkeit bei […]

 
Das englische Wort „Squirting“ bedeutet abspritzen und benennt im Volksmund die Ejakulation bei Menschen mit Vulva.  

 Dabei ist diese Bezeichnung nicht ganz richtig. Denn der größte Anteil der abgegebenen Flüssigkeit bei hoher Erregung, kommt aus der Harnröhre. Doch wie klassisches Urin riecht und schmeckt sie nicht! Keine Angst also vor Unhygiene!  

 Der kleinere Teil entstammt aus der Prostata (paraurethrale Drüsen, die die Harnröhre umschließen) und ergießt sich nur durch einen Orgasmus. Dieses leicht milchige Sekret ist es also, was als „weibliche Ejakulation“ bezeichnet werden darf und sich auch unabhängig zum squirten verhält. Checkpoint: Dabei sind nicht alle Menschen mit Vulva auch gleich Frauen! 

 Squirten kann manchen einfach als natürlicher Vorgang widerfahren. Falls du es darauf anlegen willst, brauchst du nichts weiter als Vertrauen, Hingabe, Zeit und eine gute Kenntnis deiner Vulva, um mitunter deinen G- Punkt stimulieren zu können und bewusst deinen Beckenboden zu entspannen! Eine sichere Atmosphäre, wenn du magst ein Handtuch und vor Allem… kein Druck! Es ist nicht wichtig oder ausschlaggebend für eine erfüllte Sexualität! Es ist einfach, wie so vieles andere auch, eine wunderbar geile Sache. 

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15. Juni 2022

Antirassismus – Was hat die Pride damit zu tun?

Seit einiger Zeit sehen wir die Regenbogenflagge oft in einem anderen Design: es wurde ein Keil ergänzt, in dem neben den Farben der trans* Flagge (hellblau, rosa, weiß) auch die […]

Seit einiger Zeit sehen wir die Regenbogenflagge oft in einem anderen Design: es wurde ein Keil ergänzt, in dem neben den Farben der trans* Flagge (hellblau, rosa, weiß) auch die Farben schwarz und braun zu sehen sind. Es geht um die Repräsentation von BIPoC (Black, Indigenous and People of Colour: also Schwarze Menschen, Indigene Menschen und Menschen of Colour). Warum es wichtig ist, auch in der LGBTQ* Community Schwarzen Menschen und People of Colour mehr Aufmerksamkeit zu schenken, wollen wir heute erklären. 

Die Pride ist heute viel Party: Umzüge, Feste, Glitzer & Co – und das ist auch okay. Queere Menschen dürfen sich feiern lassen und den Pride Month zum Anlass nehmen, sich zu erinnern, dass sie stolz sein dürfen. Trotzdem ist es wichtig, sich an die Geschichte der Pride zu erinnern. Hier deshalb eine kleine Zusammenfassung: 

Am 28.06.1969 wurde „The Stonewall Inn“, eine queere Bar in der Christopher Street in New York City, zum wiederholten Mal von einer Polizei-Razzia heimgesucht. An diesem Tag, der heute als Christopher Street Day gefeiert wird, lief aber etwas Entscheidendes anders: die Menschen wehrten sich gegen die Polizeigewalt. Die Erzählungen enden hier oft. Es ist aber wichtig zu erwähnen, dass bei den Protesten eine Schwarze trans Frau und eine trans Frau of Colour, beide außerdem Sexarbeiterinnen, ganz vorne mit dabei waren: Marsha P. Johnson und Sylvia Rivera, und ihnen Anerkennung zu schenken.  

Was wir heute oft vergessen: die Pride ist eine Demonstration gegen die Rechte von marginalisierten Gruppen. Und diese marginalisierte Gruppe ist nicht homogen. Das Stichwort lautet hier: Mehrfachdiskriminierung. Das bedeutet, dass eine Schwarze queere Person eine andere Art von Diskriminierung erlebt als eine weiße queere Person. Die gefährdetste Gruppe innerhalb der LGBTQ* Community sind trans* Menschen of Colour. 

Diese intersektionale Betrachtung (Intersektionalität beschreibt die Verflechtung von verschiedenen Diskriminierungsformen) fehlt oft im Diskurs über die Rechte von LGBTQ* Menschen. Auch innerhalb der queeren Community gibt es Rassismus: so gab zum Beispiel eine Studie der britischen Organisation Stonewall im Jahr 2018 an, dass 51% der queeren BIPoC in Großbritannien schon Rassismus innerhalb der queeren Community erlebt haben. In den letzten Jahren gab es auch in Deutschland vermehrt Kritik an CSD (Christopher Street Day) Veranstalter*innen wegen mangelnder Inklusivität und Diversität. 

Emilia Roig, Autorin und Gründerin des Centers for Intersectional Justice in Berlin, sieht einen Grund, dass es in der Queer Community wenig Einsatz gegen Rassismus gibt, darin, dass Minderheiten oft gegeneinandergesetzt werden. Das heißt, dass Homofeindlichkeit von medialen Plattformen, Politiker*innen etc. als von Religion oder kultureller Gruppenzugehörigkeit abhängig angesehen wird, was die Solidarität zwischen verschiedenen marginalisierten Gruppen erschwert. Wichtig ist es, anzumerken, dass dieses rassistische Narrativ die Solidarität erschwert, denn die beschriebene Abhängigkeit entspricht nicht den Tatsachen. 

Es geht uns mit diesem Text also nicht darum, Minderheiten gegeneinander auszuspielen, oder Personen die Feierlaune zu verderben! Ganz im Gegenteil: wir appellieren für Zusammenhalt und Solidarität, für die es die Reflexion von Privilegien und die Anerkennung von Mehrfachdiskriminierung braucht. Wir dürfen nicht aufhören, zuzuhören und uns für alle Marginalisierten und Diskriminierten einzusetzen. Die Pride darf und soll queere Menschen feiern, aber sie darf und soll auch ein Ort sein, um Probleme sichtbar zu machen und für Gleichberechtigung einzustehen. 

Aus diesen beiden Podcastfolgen haben wir viel gelernt und können sie euch nur ans Herz legen: 

  • Dein Pride auch mein Pride? Von BBQ – Der Black Brown Queere Podcast
  • Rassismus in der LGBTIQ*-Community – wie werden wir ein*e gute*r Ally? Von Willkommen im Club
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23. Mai 2022

Gender affirmative Unterwäsche

Auch gender affirmative underwear oder Gender expressive Unterwäsche genannt.   Gender affirmative Unterwäsche ist dafür gedacht, es Personen zu ermöglichen, ihr Geschlecht besser ausdrücken zu können. Gängige Unterwäsche wie BHs, Bralettes, […]

Auch gender affirmative underwear oder Gender expressive Unterwäsche genannt.  

Gender affirmative Unterwäsche ist dafür gedacht, es Personen zu ermöglichen, ihr Geschlecht besser ausdrücken zu können. Gängige Unterwäsche wie BHs, Bralettes, Strings, Boxershorts, Slips etc. können diese Funktion erfüllen. Wenn von Gender affirmativer Unterwäsche gesprochen wird, sind solche Produkte meist nicht gemeint, sondern eher Unterwäsche, die sich jenseits von binärer (Frau/Mann) Kleidung bewegt und sich oftmals nach den Bedürfnissen von Gender Non-Conforming (GNC) Personen ausrichtet. GNC als Überbegriff bedeutet, dass sich eine Person nicht mit dem Geschlecht identifiziert, das ihr bei der Geburt zugewiesen wurde und wird oft von Personen genutzt, die sich dem binären Geschlechter-System nicht zugehörig fühlen oder fügen möchten. Zum Beispiel eine trans* agender Person, der bei Geburt das männliche Geschlecht zugeordnet wurde.  

Gender affirmative Unterwäsche kann Menschen dabei helfen, sich in ihrem Körper, mit ihrer Identität sowie ihrem Geschlecht wohlzufühlen. Sie kann Körperdysphorie (Unwohlsein) mildern und Körpereuphorie (Wohlbefinden) erhöhen. 

Zu Gender affirmativer Unterwäsche zählt zum Beispiel: 

Binder/Kompressionstop  

  • eng sitzendes Oberteil, das den Oberkörper abflacht 
  • in unterschiedlichen Ausführungen: mit/ohne Reißverschluss, mit/ohne Klettverschluss, mit/ohne Träger, lang oder kurz, verschiedene Farben und Muster 
  • auch als Schwimmshirts verfügbar 

Brustprothesen 

  • Einlagen aus Silikon (oder ähnlichem Material), die das Aussehen von Brüsten imitieren und z.B. in BHs, Bralettes etc. gelegt werden können, um so die eigenen Brüste um eine oder mehrere Cup’s zu vergrößern 
  • verschiedene Größen und Hautfarben  

Gaffs (oder Tucking Unterhosen) 

  • tuck aus dem Englischen: etwas einstecken/unter etwas stecken 
  • eng sitzende Unterhose zur Kompression des Schrittes, um sichtbare Erhebungen durch Genitalien zu minimieren 
  • als Boxershorts, Briefs, Strings, Badehose etc. 

Harness-Slip/Harness 

  • Unterhose oder Harness (wörtlich Geschirr/Gurt) mit Anbringungsmöglichkeit für einen Dildo (Sexspielzeug, das einem erigierten Penis ähnelt) oder einem ähnlichen Sexspielzeug 
  • unterschiedliche Materialien, Farben und Formen 

Klebeband 

  • auch trans tape genannt 
  • an sich keine Unterwäsche, aber kann helfen, unerwünschte Erhebungen in der Unterwäsche durch Abkleben unsichtbar zu machen 
  • sowohl im Genitalbereich wie auch an der Brust zur Abflachung anwendbar 

Korsett 

  • Kleidungsstück für den Oberkörper, mit dem meist durch Schnüren oder Binden eine schmale(re) Taille erzeugt wird  

Packer/ Stuffer  

  • pack: etwas einpacken/stuff: etwas (aus)stopfen 
  • Form aus Silikon (oder ähnlichen Materialien), die einen Penis (oft mit Hoden) nachbildet 
  • „Soft Packer“: weiches, flexibles Material und „Hard Packer“: festes, unflexibles Material 
  • auch „Stand to Pee Packer“ (wörtlich Im Stehen Pinkel Packer): Packer, die beim Urinieren als Penisimitat an das Genital angelegt werden können  
  • in unterschiedlichen (Haut-)Farben, variierender Länge und Durchmesser, beschnitten/unbeschnitten etc. 
  • als Packer können auch Socken oder Ähnliches dienen 

Für viele der genannten Produkte gibt es Trage-Empfehlungen, vor allem für solche, die Körperteile abbinden oder abkleben – informiert euch also, bevor ihr zu Unterwäsche greift, die physischen Druck auf euren Körper ausüben.  

Gender affirmative Unterwäsche findet ihr in verschiedenen Shops, z.B.: 

@fuckyeah-sexshop @undrowear @othernatureshop @juicy.leipzig @exclusivitaeten @transmissie @newyorktoycollective @gc2b und vielen mehr! 

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18. Mai 2022

Antirassismus – Ist die sexuelle Bildung zu weiß?

In den letzten Monaten haben wir uns eher über Antirassismus im Allgemeinen unterhalten, heute wollen wir uns das Ganze mit Fokus auf unser eigenes Feld ansehen. Deshalb geht es nun […]

In den letzten Monaten haben wir uns eher über Antirassismus im Allgemeinen unterhalten, heute wollen wir uns das Ganze mit Fokus auf unser eigenes Feld ansehen. Deshalb geht es nun um die Frage, ob die Sexuelle Bildung zu weiß ist. Wer uns schon eine Weile folgt, wird ahnen, dass wir diese Frage mit ‚Ja!‘ beantworten. Aber wieso eigentlich? 

Sexualität ist ein Thema, das stark von unserer Umwelt und den darin verwobenen Machtstrukturen geprägt ist. Wir beschäftigen uns hier so viel damit, welche Mythen wir widerlegen müssen und welche Vorurteile Unsinn sind, egal ob diese schädlich oder ‘gut gemeint’ sind. Zu denken, dass Rassismus ein Thema ist, das mit diesen Stereotypen nichts zu tun hat, wäre naiv. 

Ein Beispiel hierfür: Unterschiedliche Kulturen werden in der Sexualpädagogik häufig als Barriere und damit als Problem gesehen. Besonders die Stereotype vom gewalttätigen, kontrollierenden Mann und der untergeordneten Frau, die sich eigentlich gerne in die deutsche, weiße Gesellschaft eingliedern möchte, aber vom Ehemann oder der Familie daran gehindert wird, sind hier ganz groß. BIPOCs gelten in diesen Erzählungen häufig als Opfer ihrer Umstände oder ihrer Kultur – und müssen von weißen Menschen daraus befreit werden. White Saviourism at it’s best also. 

Abhilfe schaffen sollen hier sogenannte „kultursensible“ Materialien. Prof. Dr. Maureen-Maisha Auma kritisiert diese jedoch: “Es ist offenbar leichter von Kulturdifferenz zu sprechen, als den systematischen Rassismus, die rassistische Verfasstheit der Dominanzgesellschaft und die Normalität von Diskriminierungsstrukturen zu benennen.” Denn auch hier haben wir es wieder mit der herrschenden Norm einer weißen Klasse zu tun, welche die “Normalität” darstellen soll. Alles andere wird als problematisch oder sogar rückständig angesehen.  

Um diese Probleme authentisch angehen zu können, ist, gerade als weiß positionierte Person, eine Auseinandersetzung mit Rassismus im Themenfeld von Sexualität unumgänglich. Auma schlägt darüber hinaus zwei weitere konkrete Punkte vor: 

  1. Kolonial geprägte, orientalisierende und westlich geprägte Bilder von Sexualität müssen aufgebrochen werden. Also: Sexualpädagogik dekolonisieren! 
  1. Sexualpädagogik für, von und mit BIPOCs! Von der Erstellung von Materialien über Konzeptionen von Workshops sowie bei Bildungsveranstaltungen selbst müssen die Stimmen von People of Color mit einfließen. Für einen intersektionalen Ansatz ist es hier auch wichtig, andere marginalisierte, wie z.B. queere, Stimmen laut zu machen. 

Besonders die Blase, in der wir uns bewegen, ist eine sehr weiße. Es gibt Vereine und Kompetenzstellen, die (unter anderem) sexualpädagogische Angebote haben, die sensibel, interkulturell und intersektional angelegt sind, wie z.B. @holla_ev, @sexeducationhamburg oder @ipaed.berlin. 

Da wir als Verein viel auf Instagram unterwegs sind, ist es jedoch auch wichtig, uns die Frage zu stellen: Wessen Inhalte konsumieren und teilen wir? Hier möchten wir nochmal einige Accounts von und für BIPOCs mit euch teilen, die wir für sehr empfehlenswert halten! 

Accountempfehlungen: 

Deutsch: @staci.swan @glanzundnatur 

Englisch: @afrosexology_  @urbanxplayatx  @sexedwithirma  @hertherapysecrets  @tracieg_the_phd  @vaginarehabdoctor  @honestlynae  @kjcounselling  @che.che.luna 

Quellen: Auma, Mareen-Mauisha (2020): Sexualpädagogisches Empowerment und Rassismuskritik. In: i-Päd (Hrsg.): “FUCK”-TENCHECK. Berlin. 

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25. April 2022

Schwangerschaftsabbruch

Schwangerschaftsabbrüche – immer noch ein großes Tabuthema in Deutschland. Das zeigen nicht zuletzt die medialen Debatten wie auch jährliche Demos und Protestaktionen.   Aber: Politisch tut sich etwas. Der 09.03.2022 ist […]

Schwangerschaftsabbrüche – immer noch ein großes Tabuthema in Deutschland. Das zeigen nicht zuletzt die medialen Debatten wie auch jährliche Demos und Protestaktionen.  

Aber: Politisch tut sich etwas. Der 09.03.2022 ist für die Abtreibungs-Debatte in Deutschland ein bedeutender Tag. An diesem hat das Kabinett für die Abschaffung von §219a StGB gestimmt. Dieser Paragraf bezieht sich auf die „Werbung für den Abbruch der Schwangerschaft“. Damit ist allerdings keine Werbung gemeint, wie wir sie für Schokolade und Autos kennen. Der Paragraf verbietet es v.a. Ärzt*innen öffentlich darüber zu informieren, dass sie Schwangerschaftsabbrüche vornehmen oder darüber, wie ein solcher Abbruch abläuft. Durch den Beschluss des Kabinetts ist die Veröffentlichung solcher Informationen nicht mehr strafbar.  

Was weiterhin eine Straftat bleibt, ist der Schwangerschaftsabbruch (sowohl durch die schwangere Person selbst wie auch durch andere). Das ist durch §§218-218c StGB festgelegt. §218a regelt, dass ein Schwangerschaftsabbruch unter bestimmten Umständen straffrei bleibt – mehr dazu unten.  

Was kann eine Person tun, die unerwartet oder ungewollt schwanger wird und einen Schwangerschaftsabbruch in Erwägung zieht? 

  • Unterstützung. Bei allen der folgenden Schritte kann es hilfreich sein, eine oder mehrere vertraute Personen um sich herum zu haben: Freund*innen, Eltern, Kolleg*innen, Lehrkräfte etc. „Du bist nicht allein. Du bekommst Hilfe. Es kann jeder passieren. Sex ist normal. Eine Schwangerschaft ist normal. Eine Abtreibung ist normal. Es ist dein Körper und dein Leben. Und deine Entscheidung.“ (abtreibung-deutschland.de)  
  • Gynäkolog*in. Im Anschluss daran ist eine gynäkologische Untersuchung sinnvoll. Der*die Gynäkolog*in kann, je nachdem wie fortgeschritten die Schwangerschaft ist, durch einen Bluttest oder eine Ultraschall-Untersuchung eine Schwangerschaft bestätigen bzw. ausschließen und auch feststellen, in welcher Schwangerschaftswoche sich die schwangere Person befindet. Per Gesetz ist eine Abtreibung bis zu 14. Schwangerschaftswoche straffrei. Zudem weiß der*die Gynäkolog*in meist, wo es passende Beratungsstellen gibt und hat eventuell auch Kontaktdaten von Ärzt*innen, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen.  
  • Beratung. Es folgt ein Termin bei einer Beratungsstelle. Dieser ist, um die Straffreiheit des Abbruchs zu gewährleisten, Pflicht. Eine Übersicht über verschiedene Träger findet sich hier. Am Ende der Beratung gibt es einen Beratungsschein, der ebenjene bestätigt. Dieser ist für die folgenden Schritte essentiell. Spätestens bei der Beratung erfährt die schwangere Person, wo es im Umkreis Praxen/Kliniken gibt, die Schwangerschaftsabbrüche vornehmen. Nach dem Beratungstermin müssen (das ist gesetzlich geregelt!) mindestens drei Tage vergehen, bevor der Schwangerschaftsabbruch straffrei stattfinden kann.  
  • Kostenübernahme. Wenn die Entscheidung zum Schwangerschaftsabbruch gefallen ist, kann es sich lohnen mit der Krankenkasse wegen der Möglichkeit auf Kostenübernahme zu sprechen. Für Schüler*innen, Studierende und Geringverdienende werden die Kosten (ca. 200-650€) von der Krankenkasse bei entsprechendem Antrag übernommen. 
  • Eingriff. Als nächstes braucht es einen Termin in einer geeigneten Klinik/Praxis. Für den Tag des Abbruchs gibt es ein Attest, womit eine Krankschreibung für Schule, Uni oder Arbeitsplatz kein Problem ist. In der Klinik/Praxis wird – oft bei einem Vorgespräch –besprochen, welche Art des Schwangerschaftsabbruchs vorgenommen wird.  
  • Medikamentös: Der Abbruch wird durch eine Tablette eingeleitet und mit einer zweiten Tablette final ausgelöst. Die zweite Tablette kann nach Absprache in der Klinik/Praxis oder zuhause eingenommen werden. Diese Art des Abbruchs ist bis zur 9. Schwangerschaftswoche möglich.  
  • Operativ: Diese Methode geschieht unter Vollnarkose oder örtlicher Betäubung und der Embryo wird mit Hilfe medizinischer Instrumente abgesaugt. Diese Art des Abbruchs auch nach der 9. Schwangerschaftswoche noch möglich.  

Der genaue Ablauf und weitere Informationen zum Verhalten direkt vor und nach dem Schwangerschaftsabbruch erhält die schwangere Person auch in der Klinik/Praxis. Der Abbruch muss (auch gesetzlich geregelt) von einem*r Arzt*Ärztin vorgenommen werden. Alles andere wäre, abgesehen von der gesetzlichen Lage, sehr gefährlich! 

  • Ruhe. Ein Schwangerschaftsabbruch ist körperlich und geistig anstrengend. Nach dem langen Prozedere und dem Eingriff ist Ruhe wichtig – nicht zuletzt um dem Körper die Chance zu geben sich von dem Abbruch zu erholen und regenerieren.  

Ein Schwangerschaftsabbruch ist mehr als das Abhaken von zu erfüllenden Punkten auf der obigen Liste. Wichtig ist, dass die schwangere Person sich darüber klar wird, ob sie das Kind bekommen möchte oder nicht. Es ist am Ende alleine die Entscheidung der schwangeren Person und niemand hat das Recht über ihren Körper zu bestimmen.  

Noch mehr sehr ausführliche Informationen findet ihr auf: abtreibung-deutschland.de 
Hier gibt es z.B. auch eine Pro-/Contra-Liste, statistische Informationen oder noch mehr Infos zur Rechtslage. Direkt zum Gesetzestext geht es hier

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20. April 2022

Antirassismus – Wie geht diskriminierungsfreie Sprache?

Wir haben letzten Monat zusammengefasst, warum wir es für wichtig halten, darauf zu achten, mit unserer Sprache keine Person zu diskriminieren. Heute wollen wir uns konkret rassistischer Diskriminierung in der […]

Wir haben letzten Monat zusammengefasst, warum wir es für wichtig halten, darauf zu achten, mit unserer Sprache keine Person zu diskriminieren. Heute wollen wir uns konkret rassistischer Diskriminierung in der Sprache zuwenden, bzw. wie wir unser Bestes geben, diese zu vermeiden. 
Unsere Motivation in Alice Hasters Worten zusammengefasst: “Wer wirklich was gegen Diskriminierung tun möchte, sollte bei sich selbst anfangen. Damit meine ich wirklich alle […]. Das verlangt Offenheit. Aushalten. Von Scham, von Wut, von Traurigkeit.” 

Über Rassismus steht in Feminism is for everyone: „Rassismus ist als System zu verstehen, welches unsere Wahrnehmung, unser Verhalten und unsere Gefühle mitbestimmt. Dieses System beruht auf dem vermeintlichen Wissen über Angehörige sozialer Gruppen. Das bedeutet, dass wir in unserem Kopf ‚mithilfe von‘ Rassismus so etwas wie Kategorien entworfen haben, in die wir Menschen einteilen und zuordnen.“ Hier wird auch beschrieben, dass Rassismus nicht nur auf zwischenmenschlicher Ebene stattfindet, sondern auch institutionell, also innerhalb unserer gesellschaftlichen Ordnung, verankert ist. Dem werden wir uns noch genauer annehmen, heute beginnen wir mal auf der zwischenmenschlichen Ebene, denn hier können wir als Individuen am schnellsten und einfachsten etwas ändern. 

TW: Rassistische Aussagen  

Wir zitieren erneut aus Feminism is für everyone, denn hier sind sehr gute Beispiele angeführt: 
“Sagt jemand zum Beispiel: ‘Person X ist total laut. In Y [Anmerkung siehe unten], wo Person X herkommt, sind alle so. Das ist angeboren’, handelt es sich eindeutig um eine rassistische Aussage. 
Eine charakterliche Eigenschaft einer Person wird als kulturell und national zugehörige Eigenschaft festgelegt. Hierbei findet sich also eine Erklärung für ein Verhalten innerhalb der nationalen Zugehörigkeit und wird zudem abgewertet. Es handelt sich um eine rassistische Aussage, mit der einem Gegenüber mit den Argumenten von kultureller und nationaler Zugehörigkeit glauben gemacht werden soll, dass ‘die anderen’ eben anders sind als ‘wir normalen Leute’.   

*Anmerkung: wir haben das Zitat hier abgeändert, um die Weiterverbreitung von Stereotypen zu verhindern 

Rassistische Aussagen können aber auch positiv verpackt werden und dann gut gemeint sein. 
Sagt jemand zum Beispiel: ´Person Y kann total schnell rennen. Sie ist aus Z [Anmerkung siehe unten], die sind alle superschnell´, ist auch dies im Kontext von Verallgemeinerung und kultureller sowie nationaler Zugehörigkeit eine rassistische Zuschreibung, die allerdings als Kompliment verpackt ist.  
Sie tut so, als gäbe es einen Zusammenhang zwischen Menschen verschiedener Gruppen und individuellen Eigenschaften, und gibt vor, dass gewisse Charakterzüge, Einstellungen, Verhaltensweisen oder Fähigkeiten Teil einer kulturell-nationalen Identität sind.” 

*Anmerkung: wir haben das Zitat hier abgeändert, um die Weiterverbreitung von Stereotypen zu verhindern 

Das Problem solcher positiv verpackten Aussagen erläutert Alice Hasters: “[W]enn man denkt, dass Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, Herkunft oder Religion bestimmte Talente hätten, nennt man das ‘positiven Rassismus’. Das heißt nicht, dass es ein guter Rassismus ist. Guten Rassismus gibt es nicht. Auch rassistische Komplimente sprechen Menschen die Individualität ab.” 

@erklärmirmal hat hier ein total gutes Video zu rassistischen Aussagen gemacht (Triggerwarnung!) und wie diese widerlegt werden können, schaut es euch an!  
https://www.instagram.com/tv/CM93LOuqkEU/?igshid=YmMyMTA2M2Y= 

Wir haben letztes Mal schon erklärt, was es mit Fremd- und Selbstbezeichnungen auf sich hat:  Solche Selbstbezeichnungen sind in unserem Kontext: 

Schwarz: Dieser Begriff beschreibt eine von Rassismus betroffene gesellschaftliche Position in einer mehrheitlich weiß dominierten Gesellschaftsordnung. Es ist also kein Adjektiv und keine Hautfarbe und wird immer großgeschrieben.  

BIPoC (= Black, Indigenous, People of Colour): Also Schwarze und Indigene Menschen und People of Colour – letzteren Begriff übersetzen wir nicht ins Deutsche, denn andere Wörter die genau das versuchen, sind Fremdbezeichnungen mit meist rassistischer Geschichte und werden daher von uns nicht verwendet. People of Colour wird von marginalisierten Communities benutzt, um auf gemeinsame Rassismuserfahrungen hinzuweisen. BIPoC ist, wie Hasters schreibt, ein besonders geeigneter Begriff um “anzuerkennen, dass Schwarze und indigene Menschen im Gegensatz zu vielen People of Color niemals und nirgendwo als weiß gelten, egal in welchem Kontext.“  

Genau wie Schwarz bezeichnet auch weiß keine biologische Eigenschaft, sondern eine politische und soziale Position, die mit Privilegien und Dominanz verbunden ist. Um genau das auszudrücken, wird weiß kursiv geschrieben. 

Ein weiterer Begriff, der im Englischen verwendet werden kann, im Deutschen allerdings nicht, ist race. Warum das so ist, fasst – erneut – @erklärmirmal zusammen: Nun, da du begonnen hast, dich mit dem Thema auseinanderzusetzen, kannst du nicht nur auf deine eigene Sprache achten, sondern auch andere darauf hinweisen, wenn sie sich rassistisch äußern. 

Feminism is for Everyone schlägt vor: „Sag zum Beispiel Dinge wie: ‚Ich bin mir sicher, dass du es nicht so gemeint hast, aber das, was du gesagt hast, ist rassistisch‘ oder ‚Hey, ich habe letztens gelernt, dass dieses Wort nicht zeitgemäß und verletzend für viele Menschen ist.‘ Auch wenn es häufig sein kann, dass Menschen irritiert oder vielleicht sauer reagieren, lohnt es sich, diese Unterhaltung mit ihnen zu führen und ihnen zu erklären, dass du auch erst recherchieren musstest, warum es falsch ist, dieses oder jenes Wort zu sagen.“ 

Diese Quellen haben uns beim Verfassen dieses Textes geholfen: 

Feminism is for everyone – Fabienne Sand, Laura Hofmann und Felicia Ewert 
Was Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten. – Alice Hasters 
Amnesty https://www.amnesty.ch/de/ueber-amnesty/publikationen/magazin-amnesty/2021-1/antirassistische-sprache 
Diversity Arts Culture https://diversity-arts-culture.berlin/woerterbuch/schwarz und https://diversity-arts-culture.berlin/woerterbuch/poc-person-color  

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28. März 2022

Gleitgel

Lube is your friend!  „Gleitgel benutzen, ach, das brauch ich gar nicht.“ Gleitgel wirkt für viele immer noch wie etwas, das sie vor allem bei penetrativem vaginalem Sex nicht nötig […]

Lube is your friend! 

„Gleitgel benutzen, ach, das brauch ich gar nicht.“ Gleitgel wirkt für viele immer noch wie etwas, das sie vor allem bei penetrativem vaginalem Sex nicht nötig hätten. Denn wenn mensch nur heiß genug aufeinander ist, dann flutscht das schon, oder nicht? Denkste! Eine Vagina wird bei Erregung nicht immer automatisch feucht, schon gar nicht, wenn hormonelle Schwankungen im Spiel sind oder mensch einfach mal zu wenig getrunken hat. Bei Analsex wird Gleitgel quasi zum Muss, denn der Anus kann keine eigene Flüssigkeit produzieren. Auch beim ersten Mal penetrativem vaginalem Sex sollte Gleitgel nicht fehlen. Das kann so aufregend sein, dass der Körper mit ganz anderen Prozessen beschäftigt ist und das Befeuchten der Vagina hinten angestellt wird. Und es wäre doch schade, wenn dieses erste Mal wegen trockener Vagina, Schmerzen beim Einführen/Aufnehmen oder Rissen in den vaginalen Schleimhäuten in schlechter Erinnerung bleibt – oder? Diese Risse können übrigens auch Einfallstor für Keime und sexuell übertragbare Infektionen sein können. Insofern kann Gleitgel auch für Safer Sex eine wichtige Rolle spielen. Mögliche Schmerzen zu minimieren sollte jedoch schon Grund genug sein, um für mehr Feuchtigkeit zu sorgen.  

Aber: Gleitgel ist nicht gleich Gleitgel. Einen exzellenten Ratgeber, welche Flutschis für was genau sinnvoll oder nicht sinnvoll sind, findet ihr z.B. bei Other Nature (siehe unten). Generell gilt: Bewusst kaufen, also wissen, was drin ist und zu welchem Zweck mensch es benutzen will. Und ehrlich zu sich sein, ob man die große Tube, die man einfach mal im Drogeriemarkt gekauft hat, auch wirklich bis zum Mindesthaltbarkeitsdatum aufbrauchen wird. Schließlich kommt das Zeug auf eure Schleimhäute und da will nicht nur gut überlegt sein, wen, sondern auch was ihr ranlassen wollt. Unser Ratschlag deshalb: Kauft euer Gleitgel am besten beim Sexshop eures Vertrauens (geht auch online und diskret). Vor allem kleinere Läden achten hier bereits darauf, was genau eigentlich verkauft wird. Beispiele hierfür wären @othernatureshop, @fuckyeah_sexshop oder @voegelei. 

Weitere Infos zu verschiedenen Arten von Gleitgelen und worauf man achten sollte gibt’s hier: https://other-nature.de/de/info/lube 

Also: Ran an die Tube! Wir wünschen viel Spaß beim Ausprobieren! 

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23. März 2022

Antirassismus – Warum ist Sprache wichtig?

Im vergangenen Monat, also im Black History Month, haben wir uns damit beschäftigt, wie wir im Verein antirassistische Arbeit leisten können. Das Ergebnis ist vorerst eine monatliche Auseinandersetzung mit einer […]

Im vergangenen Monat, also im Black History Month, haben wir uns damit beschäftigt, wie wir im Verein antirassistische Arbeit leisten können. Das Ergebnis ist vorerst eine monatliche Auseinandersetzung mit einer selbstgewählten Frage, die mit Rassismus und weißen Privilegien zu tun hat. Da wir im Verein ohnehin schon ein Lektorat für diskriminierungsfreie Sprache haben, erschien uns diese als guter Ausgangspunkt. Bevor wir uns aber mit konkreten Bezeichnungen auseinandersetzen, die (nicht) verwendet werden sollen, gehen wir noch einen Schritt zurück und wollen euch erklären, warum es unserer Meinung nach wichtig ist, auf die eigene Ausdrucksweise zu achten. Wir haben dafür mehrere Bücher zurate gezogen, die wir euch am Ende auflisten. 

Welche Gefühle kommen euch in den Kopf, wenn ihr „sensible Sprache“ hört? Verdreht ihr innerlich die Augen, nickt ihr zustimmend oder habt ihr vielleicht sogar Angst? Wir wissen, dieses Thema spaltet, wir wissen, wie viel wir alle vermeintlich falsch machen können. Und trotzdem sehen wir es als unser aller Aufgabe, unser Bestes zu versuchen.  

Sprache ist unser täglich Brot, mit dem wir nicht nur uns selbst ernähren, sondern auch andere füttern, die zuhören. Kübra Gümüşay schreibt in „Sprache und Sein“, dass durch Sprache einem Individuum auch eine Sicht auf die Welt anerzogen wird. Die Worte, die wir verwenden, prägen unsere Sicht auf die Welt.  
Trotzdem hören wir oft, es gäbe Wichtigeres als Sprache. Ja, bestimmt. Aber wie unwichtig kann ein Werkzeug sein, das wir jeden Tag verwenden? Wir wissen, dass das nicht leicht ist, denn wie Tupoka Ogette in “exit RACISM” schreibt: „Menschen wachsen mit bestimmten Bezeichnungen auf und halten diese für ‘normal’ und sogar ‘neutral’, da sie weder in der Familie noch in den Bildungseinrichtungen, die sie besuchen, hinterfragt werden und wurden.“ Es gilt also, alles Gelernte zu hinterfragen, selbst das, was wir unbewusst gelernt haben. 

Das, was wir gelernt haben, beinhaltet oft Fremdbezeichnungen. Was es damit auf sich hat, wird im Buch „Feminism is for everyone“ gut beschrieben: „Es gibt viele Wörter, die sich in unserem Sprachgebrauch etabliert haben, obwohl sie gegenüber bestimmten Gruppen gewaltvoll sind. Es ist wichtig, zu verstehen, dass viele der Bezeichnungen für zum Beispiel Hautfarben oder Personengruppen entstanden sind, um Menschen zu kategorisieren, zu beleidigen oder zu entmenschlichen. […] Diese Begriffe nennt man ‚Fremdbezeichnung‘, da sie geschaffen wurden, um Machtstrukturen zu verdeutlichen. Im Gegensatz dazu stehen ‚Selbstbezeichnungen‘, also selbst erwählte Bezeichnungen, die Menschen verschiedener Gruppen benutzen, um ihre Identität oder ihre Wurzeln zu beschreiben.“ 

Bevor wir uns aber mit den korrekten Bezeichnungen auseinandersetzen, ist es wichtig, dass wir uns mit unseren Beweggründen auseinandersetzen. Geht es uns darum, Streit und Gegenwind zu vermeiden, wollen wir uns nur an den Zeitgeist anpassen oder liberal wirken – oder wollen wir wirklich, dass wir mit unserer Sprache niemanden verletzen? Es sollte Letzteres sein, denn „Menschen so zu bezeichnen, wie sie bezeichnet werden wollen, ist keine Frage von Höflichkeit, auch kein Symbol politischer Korrektheit oder einer progressiven Haltung – es ist einfach eine Frage des menschlichen Anstands“ (Kübra Gümüşay in „Sprache und Sein“). 

Was als diskriminierend empfunden wird, ist nicht die Entscheidung der privilegierten Personen. Es geht nicht darum, wie es gemeint war, es geht darum, wie es ankommt, wie es von betroffenen Personen empfunden wird. Lann Hornscheidt schreibt dazu in „Sprachhaltung zeigen!“: „Die Beweggründe von Diskriminierten, sich auf bestimmte Weisen zu benennen oder nicht zu benennen, kann viele verschiedene, situative, kollektive wie auch persönliche Gründe haben. Als privilegierter Person steht dir keine Beurteilung dazu zu. Du respektierst dies. Auch müssen Diskriminierte dir ihre Entscheidungen für oder gegen Benennungen nicht erklären.“ 

Zurück zu den Gefühlen: Selbst, wenn du nicht die Augen verdrehst, sondern deine Sprache und damit dein Denken verändern möchtest, könnte dich etwas davon abhalten: Angst, etwas falsch zu machen. Wir kennen das. Aber: Das ist absolut kein Grund, es nicht zu probieren. Wir werden Fehler machen. Das wichtige ist jedoch, dass wir sie uns eingestehen und aus ihnen lernen. Denn nur so können wir es schaffen, wirklich respektvoll miteinander umzugehen. Das erreichen wir bestimmt nicht, wenn wir es nicht probieren. 

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14. März 2022

Handschuhe als Verhütungsmittel

Noch nie gehört?!  Über STIs, also sexuell übertragbare Infektionen, haben wir vor ein paar Wochen Infos und Tipps gepostet, heute wollen wir euch eine etwas unbekanntere Verhütungsmethode vorstellen: Handschuhe!  Yes, […]

Noch nie gehört?! 

Über STIs, also sexuell übertragbare Infektionen, haben wir vor ein paar Wochen Infos und Tipps gepostet, heute wollen wir euch eine etwas unbekanntere Verhütungsmethode vorstellen: Handschuhe! 

Yes, richtig gelesen! Als Schutzbarriere vor sexuell übertragbaren Infektionen sind vor allem Kondome oder vielleicht noch Lecktücher bekannt. Dabei wird jedoch oft vergessen, dass die Übertragung von Flüssigkeiten nicht nur über Mund oder Genitalien geschieht, sondern natürlich auch, wenn Hände beispielsweise zwischen Vulva und Vulva hin- und herwandern. Außerdem sind Mikrorisse in der Haut (ob an Händen, Genitalien oder sonst wo) abgedeckt und Fingernägel sind keine scharfen Kanten mehr, die zu genau solchen Verletzungen führen können. Und wenn man nicht mehr genau weiß, wo die eine oder andere Hand war: Handschuh ausziehen, neuen anziehen, weiter geht’s! 

Klingt doch eigentlich voll super, oder nicht? Wieso ist das dann so unbekannt? Klar, Handschuhe kennen die meisten von uns eher aus anderen, vor allem medizinischen Kontexten, die nicht so sexy sind. Umso hilfreicher wäre es hier, mehr drüber zu sprechen und verschiedene Nutzungsmöglichkeiten zu zeigen. Wer mal einen Porno gesehen hat, in dem Handschuhe ganz selbstverständlich verwendet werden oder beim Sexualkundeunterricht davon gehört hat, überlegt sich wahrscheinlich eher, das selbst mal auszuprobieren. Dafür muss es auch nicht die hellblaue oder weiße Ausführung sein. Latex- oder Nitril-Handschuhe gibt es zum Beispiel in Schwarz (und in verschiedenen Größen sowieso), was direkt eine ganz andere Ästhetik mit sich bringen kann. 

Am wichtigsten bleibt jedoch nach wie vor: Sprecht mit eurem Gegenüber über STIs, am besten vor dem Sex. So könnt ihr gemeinsam entscheiden, welche Maßnahmen ihr zu eurem Schutz ergreifen wollt. 

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7. Februar 2022

Black HIV/ AIDS Awareness Day

Heute, am 7. Februar, ist National Black HIV/ AIDS Awareness Day in den USA. An diesem Tag soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass Schwarze Amerikaner*innen besonders betroffen von HIV sind […]

Heute, am 7. Februar, ist National Black HIV/ AIDS Awareness Day in den USA. An diesem Tag soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass Schwarze Amerikaner*innen besonders betroffen von HIV sind und dass es wichtig ist, den Zugang zu Bildung über HIV, Test- und Behandlungsmöglichkeiten und auch Präventionsstrategien massiv zu steigern. Es wird auf die gesellschaftlichen und strukturellen Einflussfaktoren hingewiesen, die zu diesen Ungleichheiten bezüglich HIV führen, die Schwarze Menschen erleben, denn diese treten natürlich nicht zufällig auf. 

Laut AIDSVu sehen wir diese Ungleichheit deutlich, wenn wir uns die Fakten anschauen: Im Jahr 2019 machten Schwarze Menschen 12% der US-Bevölkerung aus, aber ganze 40% der dort mit HIV lebenden Menschen waren Schwarz. 2020 betrafen 43% aller neuen HIV-Diagnosen in den USA Schwarze Menschen.. 

Warum ist das so? Schwarze Menschen in den USA (aber natürlich auch überall sonst!) erleben strukturelle Diskriminierung: Sie sind stärker von Armut betroffen und haben weniger  Zugang zu gesundheitlicher Versorgung, was die Prävention und rechtzeitige Testung auf HIV erschwert. Aufgrund von Rassismuserfahrungen in medizinischen Institutionen geben viele Schwarze Menschen in den USA außerdem an, ungern Ärzt*innen aufzusuchen, was die HIV-Prävention weiter erschwert. 

Diese Woche wollen wir euch mehr Inhalte zum Thema (Anti-)Rassismus bieten. Denn, wie ihr vielleicht wisst: Im Februar ist Black History Month! Checkt also diese Woche unsere Storys, um mehr zu erfahren und euch mit uns weiterzubilden. Der heutige AHA-Post dürfte erneut ein gutes Beispiel dafür sein, wie wichtig es ist, sich mit strukturellem Rassismus auseinanderzusetzen und welche Auswirkungen dieser hat. 

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31. Januar 2022

STI

Wie kann ich mich vor einer Infektion mit STIs schützen?  Erstmal vorweg: Es ist keine Schandtat, sich eine STI einzufangen. Sex ist das normalste der Welt und die meisten Menschen […]

Wie kann ich mich vor einer Infektion mit STIs schützen? 

Erstmal vorweg: Es ist keine Schandtat, sich eine STI einzufangen. Sex ist das normalste der Welt und die meisten Menschen haben und möchten gerne Sex haben. Dazu kommt eben, dass jede Aktivität ein gewisses Risiko mit sich bringt. Um dieses Risiko so gering wie möglich zu halten, empfehlen wir dir Folgendes: 

  1. Get informed! Je mehr du über STIs weißt, desto besser. Informationen findest du zum Beispiel auf liebesleben.de. 
  1. Always be safe(r)! Benutze beim Sex (passende) Kondome und Lecktücher um dich und deine*n Partner*in zu schützen. 
  1. Wash your hands! Jede*r von uns hat sich seit Beginn der Pandemie angewöhnt, sich oft die Hände zu waschen, bitte auch vor dem Sex.  
  1. Clean your toys! Sexspielzeug sollte immer mit Wasser und Seife gereinigt werden. Außerdem kannst du mit deinen Partner*innen ein Kondom auch über deinem Spielzeug benutzen. 
  1. Get tested regularly! Lass dich regelmäßig auf STIs testen. Dies kannst du bei deinem*deiner Gynäkolog*in, deinem*deiner Urolog*in oder bei verschiedenen Organisationen wie der AIDS-Hilfe machen lassen. Empfohlen wird mindestens ein Mal im Jahr. 
  1. Get vaccinated! Gegen einige HP-Viren und auch Hepatitis kannst du dich impfen lassen, schau in deinen Impfpass und gegebenenfalls bei deinem*deiner Hausarzt*Hausärztin vorbei. 

Oh no, es juckt! Solltest du doch einmal Symptome bei dir entdecken, dann: 

  1. Don’t panic! Die meisten STIs sind gut behandelbar. 
  1. Visit your doc! Geh zur gynäkologischen oder urologischen Praxis deines Vertrauens und lass dich untersuchen. 
  1. Talk about it! Sprich offen und ehrlich mit deinen Sexualpartner*innen, spätestens nach der Diagnose. Alle Betroffenen sollte sich auch testen. 

Mit diesen Tipps bist du auf der sicheren Seite. STIs sind Krankheiten, die wir ernst nehmen müssen, aber wir sollten vor Sex auch keine Angst haben. Teile diese Reihe mit deinen Freund*innen, damit auch sie sich informieren und schützen können. Und damit, Cheers auf unsere Gesundheit und unsere Lust! 

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24. Januar 2022

STI

Die drei meist verbreiteten STIs: HPV, Herpes und Chlamydien  Die drei meistverbreiteten STIs in Deutschland sind HPV (Humane Papillom Viren), Herpes und Chlamydien.   HPV ist eine Gruppe an Viren, mit […]

Die drei meist verbreiteten STIs: HPV, Herpes und Chlamydien 

Die drei meistverbreiteten STIs in Deutschland sind HPV (Humane Papillom Viren), Herpes und Chlamydien.  

HPV ist eine Gruppe an Viren, mit denen wir uns leider ziemlich leicht anstecken können. Sie werden vor allem durch Sex (vaginal, anal, oral), Schmierinfektionen und Haut-auf-Haut-Kontakt weitergegeben. Es gibt unterschiedliche Arten des Virus: Welche, die nur zu Warzen führen, und welche, die leider die Drahtzieher hinter einigen Krebskrankheiten wie Gebärmutterhalskrebs sind. Durch regelmäßige gynäkologische Untersuchungen können diese aber frühzeitig erkannt und therapiert werden. Ein verbreiteter Mythos ist, dass nur Menschen mit Vulven sich anstecken können, aber auch Menschen mit Penis können das Virus in sich tragen, es weitergeben und sogar an einigen Krebsarten wie Hodenkrebs erkranken. Es gibt eine Impfung, die gegen HPV schützt und für alle Geschlechter empfohlen wird. 

Herpes Genitalis wird von Viren ausgelöst und bleibt ein Leben lang. Es kann durch Sex (vaginal, anal, oral), aber auch durch Küssen weitergegeben werden. Symptome einer Ansteckung fallen jedoch nach 2 bis 20 Tagen bereits auf, also bei Bläschen im Intimbereich schnellstmöglich zum*zur Arzt*Ärztin! Die Infektion wird oft von weiteren Symptomen wie Fieber begleitet. Sie lässt sich jedoch gut medikamentös behandeln.  

Chlamydien sind wiederum Bakterien, welche von unserer Körperabwehr nicht erkannt und somit auch nicht bekämpft werden können. Dies macht sie besonders gefährlich, da sie anfangs keinerlei Symptome verursachen. Unentdeckt können sie langwierige Infektionen jedoch verursachen und das reproduktive System angreifen. Nach längerer Zeit können sie jedoch zu vielseitigen Entzündungen führen, bei allen Geschlechtern. Um eine Infektion zu erkennen, wird ein PCR-Test oder eine Urin-Untersuchung durchgeführt, welche du in der gynäkologischen Praxis machen lassen kannst (sogar jährlich, und bis zum 25. Lebensjahr kostenlos). Chlamydien klingen zwar extrem unangenehm, lassen sich aber mit Antibiotika behandeln.  

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17. Januar 2022

STI

Was sind STIs überhaupt? Sexuell übertragbare Krankheiten, kurz STIs (sexually transmitted infections), können Überbleibsel einer lustvollen Nacht sein, welche wir eher nicht an uns entdecken möchten. HPV, Herpes, Chlamydien, Tripper […]

Was sind STIs überhaupt?

Sexuell übertragbare Krankheiten, kurz STIs (sexually transmitted infections), können Überbleibsel einer lustvollen Nacht sein, welche wir eher nicht an uns entdecken möchten. HPV, Herpes, Chlamydien, Tripper (Gonorrhö), Trichomonaden, microsofte Mykoplasmen, HIV, Hepatitis und Syphilis sind die Namen der weitverbreitetsten Übeltäter. All das klingt super gefährlich, aber keine Angst: es gibt einfache Möglichkeiten, dein Sexleben sicher und entspannt zu gestalten. Und falls sich dann doch mal eine Infektion einschleicht, schnell zum medizinischen Fachpersonal, denn: Bei frühzeitiger Erkennung sind Geschlechtskrankheiten meist gut behandelbar und komplett heilbar. 

In einer Umfrage von Statista gaben im Jahr 2016 20 Prozent der Befragten an, sich um eine mögliche Ansteckung mit STIs Gedanken gemacht zu haben. Und leider nehmen die Infektionen seit einiger Zeit sogar wieder zu.  

Oft ist das Wissen über Geschlechtskrankheiten jedoch nicht sehr groß: In einer Statista Umfrage aus dem Jahr 2014 gaben die meisten Frauen und Männer an, (93 bis 89 Prozent), Syphilis und Tripper zu kennen, jedoch nur 54 bis 38 Prozent wussten zum Beispiel über Chlamydien Bescheid. Außerdem ist das Thema stark stigmatisiert. Viele finden es extrem unsexy, über Brennen und Jucken im Intimbereich zu sprechen, vor allem mit potenziellen Sexualpartner*innen. Kommunikation ist aber beim Thema Sex unglaublich wichtig, um uns zu schützen, aber auch um eine angenehme und sichere Atmosphäre zu erschaffen, in der der Sex gleich viel mehr Spaß macht.  

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3. Januar 2022

Beckenboden

Von dem Beckenboden hören viele erst im Zusammenhang von Schwangerschaft oder bei Inkontinenz. Aber weit gefehlt, ein stabiler Beckenboden ist in jeder Lebenslage wichtig, und das für alle Geschlechter, nicht […]

Von dem Beckenboden hören viele erst im Zusammenhang von Schwangerschaft oder bei Inkontinenz. Aber weit gefehlt, ein stabiler Beckenboden ist in jeder Lebenslage wichtig, und das für alle Geschlechter, nicht nur Menschen mit Vulva! Wir brauchen ihn u.a. beim Niesen, Heben, beim Sport, in der Schwangerschaft und beim Pinkeln.  

Aber nun zu den hard facts: was ist der Beckenboden überhaupt?  

Der Beckenboden ist quasi eine mehrlagige Hängematte, bestehend aus drei Schichten Muskeln und Bindegewebsschichten, die den Bauchraum nach unten abschließt. Er liegt zwischen dem „Scham“bein (aka Lustbein), den Sitzbeinhöckern und dem Steißbein und sorgt also dafür, dass unsere Organe nicht nach unten rausfallen können, die durch den aufrechten Gang nach unten drücken😉 Auch stabilisiert und stützt er das Becken, sorgt beim Sex für eine Aufrichtung der Klitoris, und unterstützt bei der Ejakulation.  

Um den Beckenboden trainieren zu können, muss mensch lernen ihn gezielt anzusteuern, sodass er u.a. beim Tragen und Heben von schweren Gegenständen angespannt werden kann.  Ein starker Beckenboden ist in jeder Lebenslage wichtig. Geschwächt und/oder sehr beansprucht wird er durch regelmäßiges langes Sitzen, chronische Schmerzen, einer Schwangerschaft sowie Geburt. Dann benötigt er besonders große Aufmerksamkeit.  

Bei weiteren Fragen zum Beckenboden und richtigem Training, frag dein*e Gynäkolog*in /Hebamme und/ oder Physiotherapeut*in des Vertrauens.   

Love your Beckenboden, Treat it well!!  

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20. Dezember 2021

Libido

Was bedeutet eigentlich Libido? Du hattest kein Latein in der Schule oder hast alles wieder vergessen? Kein Problem, wir klären dich auf! Libido bedeutet übersetzt „Begehren“ und beschreibt den Geschlechtstrieb, […]

Was bedeutet eigentlich Libido? Du hattest kein Latein in der Schule oder hast alles wieder vergessen? Kein Problem, wir klären dich auf! Libido bedeutet übersetzt „Begehren“ und beschreibt den Geschlechtstrieb, hinter dem das Bedürfnis der Befriedigung sexueller Lust steht. Die Libido ist von Person zu Person unterschiedlich und auch beim Individuum kann die Libido stark schwanken. Das hängt meist mit den Hormonen zusammen: Menstruierende haben zum Beispiel während des Eisprungs eine höhere Libido, weil der Östrogenspiegel ansteigt. Auch im Laufe des Lebens kann sich die Libido verändern – bei einigen Menschen ist sie in der Pubertät besonders hoch, bei anderen erst später. Wenn wir eine positive Beziehung zu unserem Körper haben oder wenn wir uns mit der oder den Personen, mit denen wir schlafen, wohlfühlen, kann das die Libido steigern. Stress, die Pille, bestimmte Medikamente oder Unwohlsein in der oder den sexuellen Beziehung(en) bzw. negative Erfahrungen können sich dagegen negativ auf die Libido auswirken. 

Sexuelles Verlangen ist übrigens nicht mit dem Wunsch nach sexueller Interaktion und erlebter sexueller Anziehung gleichzusetzen. So liegt zum Beispiel Asexualität nicht unbedingt ein Mangel an Libido zugrunde – asexuelle Menschen haben nur keinen oder kaum einen Wunsch nach Sex. 

Was auch wichtig und wissenswert ist: Erektionsstörungen und Libidoverlust gehen nicht automatisch Hand in Hand. Das bedeutet, dass eine Person mit Erektionsstörung nicht notwendigerweise auch eine geringe Libido hat – die Ursachen liegen hier woanders. 

Vergiss nicht: Lust ist etwas Schönes und nichts, wofür du dich schämen musst – egal wie viel oder wenig davon du hast. 

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6. Dezember 2021

Genitalverstümmelung/-Beschneidung an der Vulva

TW: Gewalt Heute klären wir über ein sehr ernstes Thema auf. Laut der WHO sind weltweit 200 Millionen Menschen mit Vulva aller Altersstufen von Genitalverstümmelung oder -beschneidung betroffen. Dies bedeutet, […]

TW: Gewalt
Heute klären wir über ein sehr ernstes Thema auf.

Laut der WHO sind weltweit 200 Millionen Menschen mit Vulva aller Altersstufen von Genitalverstümmelung oder -beschneidung betroffen. Dies bedeutet, dass die äußeren Genitalien (Vulvalippen und äußerer Teil der Klitoris) teilweise oder vollständig entfernt oder verletzt werden, bspw. aus kulturellen oder anderen nicht-therapeutischen Gründen. Es kommt zu einem hohen Blutverlust und führt nicht selten zu Tod. Manchmal wird die Wunde danach vernäht – bis zur Hochzeit.  Die Praktik, die auch unter FGM/C (Female Genital Mutilation/ Cutting) bekannt ist, und seit Jahrhunderten angewandt wird, findet auf allen Teilen der Welt statt, auch in Deutschland. Hier sind ca. 70 000 Menschen mit Vulva betroffen.  
Aber wieso wird das gemacht? Warum wird weltweit alle 11 Sekunden eine Person mit Vulva beschnitten? Die Genitalverstümmelung/-beschneidung ist in praktizierenden Gemeinden eine tief verankerte Tradition und in ein kulturell geprägtes Rollenverständnis von Frauen, Sexualität und Ehe eingebettet. Oft sollen Menschen mit Vulva in ihrer Sexualität kontrolliert und geschwächt werden. In manchen Ländern wird sie sogar als religiöse Pflicht angesehen, obwohl keine Religion weltweit sie offiziell empfiehlt. In anderen Ländern gilt die Entfernung des äußeren Genitals als Zeichen für Schönheit. Es gibt keinen medizinischen Grund, der diesen Eingriff auch nur ansatzweise nötig machen könnte – er ist schmerzvoll, traumatisierend, kann nicht rückgängig gemacht werden und zu langfristigen Komplikationen führen. Anders als bei der Beschneidung eines Penis erhöht der Eingriff an der Vulva das Risiko für Infektionen. Die Genitalverstümmelung/-beschneidung wird international als schwere Menschenrechtsverletzung eingestuft. Wenn ihr euch gegen Genitalverstümmelung einsetzen wollt, schaut gerne bei PLAN, UNICEF oder der Internationalen Aktion gegen die Beschneidung von Mädchen und Frauen e.V. vorbei. 

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22. November 2021

Körperbehaarung

Rasieren, waxen, stutzen, lassen, färben – es gibt viele Möglichkeiten, was wir mit unserer Körperbehaarung tun können. Wofür diese aber eigentlich da ist, das erfahrt ihr heute.  Schon vor der […]

Rasieren, waxen, stutzen, lassen, färben – es gibt viele Möglichkeiten, was wir mit unserer Körperbehaarung tun können. Wofür diese aber eigentlich da ist, das erfahrt ihr heute. 

Schon vor der Geburt bekommen wir erste Haare und auch in den ersten Lebensjahren sprießt sogenanntes Flaumhaar, das aber so wenig Pigmente hat, dass es an vielen Stellen kaum zu sehen ist. Das auffälligere, längere und kräftigere Terminalhaar wächst (bei den meisten) erst in der Jugend – zum Beispiel an Beinen, Armen, Achseln, im Intimbereich oder im Gesicht. Nicht alle Menschen sind gleich stark behaart und das ist voll okay!  

Die Körperbehaarung hat viele Funktionen: sie schützt vor Kälte und UV-Strahlung, fängt Fremdkörper oder Schweiß von Körperöffnungen fern (z.B. bei den Augenbrauen oder Wimpern). Im Intimbereich sind die Haare vor allem dazu da, Schadstoffe und Krankheitserreger fernzuhalten und schützen die Haut vor Reibung. Außerdem befinden sich dort Drüsen, die Duftstoffe ausschütten. Die Behaarung fängt unter den Armen und im Intimbereich Schweiß auf und sorgt für eine Temperatur-Regulierung. Die Haare können darüber hinaus die Sensibilität der Haut vergrößern: Sie leiten Berührungen an die Haut weiter, wo es zu einem Verstärkungseffekt kommt. Der Wachstumszyklus der Körperbehaarung ist übrigens an den meisten Körperstellen begrenzt: Beinhaare fallen nach zwei, Achselhaare nach sechs Monaten aus. 

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8. November 2021

Erektion der Klitoris

Dass die Klitoris weitaus größer ist, als sie es von außen vermuten lässt, ist inzwischen immer mehr Menschen bekannt. Denn: die äußerlich sichtbare Klitoris-Eichel ist nur die Spitze des Eisberges.  […]

Dass die Klitoris weitaus größer ist, als sie es von außen vermuten lässt, ist inzwischen immer mehr Menschen bekannt. Denn: die äußerlich sichtbare Klitoris-Eichel ist nur die Spitze des Eisberges. 

Dieses gigantische Lustzentrum des Körpers  bündelt etwa 8.000 Nervenenden und kann für viele orgastische Ereignisse verantwortlich sein. 

Aber es gibt noch einen Fact, der häufig vergessen wird: Die Klitoris schwillt bei sexueller Erregung an und wird größer! Das passiert, weil das Organ (genauso wie der Penis) aus Schwellgewebe  besteht, dass sich bei Erregung mit Blut füllt. Und zack: die Erektion ist da! Klitoris-Eichel und Klitoris-Schaft richten sich auf. Bei einigen Menschen ist es dieser Vorgang sogar von außen sichtbar! Das macht deutlich, wie ähnlich sich die Genitalien eigentlich sind: sie bestehen aus Schwellkörpern, können verantwortlich für das Lustempfinden sein und werden bei Erregung größer! 

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25. Oktober 2021

Nicht-binär

Nonbinary oder auf Deutsch nichtbinär, abgekürzt NB, enby oder enbi – außerhalb eines Binärs. Das binäre System, auf das sich hier bezogen wird, ist das von Frau und Mann. Nichtbinäre […]

Nonbinary oder auf Deutsch nichtbinär, abgekürzt NB, enby oder enbi – außerhalb eines Binärs. Das binäre System, auf das sich hier bezogen wird, ist das von Frau und Mann. Nichtbinäre Menschen fühlen sich durch die sich gegenseitig ausschließenden Kategorien, Identitäten und/ oder Rollenbilder Frau und Mann nicht repräsentiert, sie können und/ oder wollen sich nicht in das binäre System einordnen und sind deshalb nichtbinär. 

Nichtbinär ist dabei zum einen ein Oberbegriff, der zunächst alle Menschen einschließt, die sich auf die eine oder andere Weise nicht in das zweigeteilte Frau-Mann-System einordnen. Gleichzeitig kann nichtbinär auch die eigenständige Identität einer Person bezeichnen. Manche nichtbinären Menschen sind gleichzeitig Frau und Mann (bigender), manche haben keine Geschlechtsidentität (agender), wieder andere haben eine wechselnde bzw. sich ändernde (genderfluid) und auch darüber hinaus gibt es noch viele Formen der Nichtbinarität. Das Missy-Magazin schreibt hierzu: Die Bezeichnung nichtbinär „kann nur über einen Teil einer Identität Auskunft geben oder eine politische Position oder Lebensrealität beschreiben. Nicht-binäre Menschen können […] weiblich, männlich, beides, weder-noch, vieles, mehreres […] oder etwas ganz anderes sein. Sie können feminin, maskulin, queer und politisch sein. Sie können unterschiedliche, neue oder alte, mehrere, wechselnde oder keine Pronomen benutzen. Sie können die unterschiedlichsten Körper, Transitionsbedürfnisse oder -erfahrungen haben oder nichts von alldem.“ 

Nichtbinäre Menschen ordnen sich also (ander als cis-Menschen) nicht der Geschlechtsidentität zu, die ihnen bei ihrer Geburt zugewiesen wurde und sind demnach trans. Ob sich eine nichtbinäre Person explizit als trans oder nichtbinär bezeichnet oder outet, ist allein die Entscheidung der Person. Nichtbinär ist eine Selbstbezeichnung und ist zudem nichts, was Menschen angesehen oder von außen zugeschrieben werden kann. Wenn sich eine Person nichtbinär fühlt, dann ist sie das auch. Darüber hinaus sind Aussehen, Verhalten, Rolle, Eigenschaften, Sexualität, Pronomen oder Körperform einer nichtbinären Person genauso divers, wie die aller anderen Menschen und es existiert keine „richtige“ oder „vollständige“ Art, wie mensch nichtbinär ist, oder gar „Must-Haves“ für nichtbinäre Personen. 

Zu guter Letzt der Hinweis, dass Nichtbinarität nichts Neues oder eine Erfindung der westlichen Popkultur darstellt; ganz im Gegenteil. In vielen Teilen der Welt finden sich Gesellschaften, in denen es mehr als zwei streng getrennte Geschlechtsidentitäten gibt. Einen Überblick bietet diese Karte: https://www.pbs.org/independentlens/content/two-spirits_map-html/   

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11. Oktober 2021

Beschneidung am Penis

Beschneidung oder Zirkumzision bedeutet, dass die Vorhaut, also der bewegliche Hautlappen, der die Eichel des Penis umschließt, entfernt wird. Es gibt zahlreiche medizinische Gründe, die eine Beschneidung veranlassen können, so […]

Beschneidung oder Zirkumzision bedeutet, dass die Vorhaut, also der bewegliche Hautlappen, der die Eichel des Penis umschließt, entfernt wird. Es gibt zahlreiche medizinische Gründe, die eine Beschneidung veranlassen können, so z. B. wiederkehrende Entzündungen an der Vorhaut oder den ableitenden Harnwegen oder eine Vorhautverengung (Phimose). Es gibt verschiedene Arten der Beschneidung, je nachdem ob die ganze Vorhaut oder nur ein Teil entfernt wird oder lediglich die Öffnung der Vorhaut erweitert wird. Es ist erwiesen, dass eine Beschneidung das Risiko für Infektionen und Geschlechtskrankheiten verringert. Natürlich kann das aber auch mit Vorhaut vermieden werden: safer Sex ist sowieso ein Muss und zur Reinigung einfach unter der Dusche die Vorhaut ein Stück zurückziehen und mit Wasser säubern. Weltweit sind etwa ein Dritter der Menschen mit Penis beschnitten, aber natürlich nicht nur aus medizinischen Gründen: in einigen Religionen sind Beschneidungen üblich. In den meisten islamischen Gemeinschaften beispielsweise ist die Beschneidung eine Empfehlung, keine Pflicht, und eine traditionelle Praxis im muslimischen Leben, die allerdings auch innerhalb der Gemeinschaft nicht unumstritten ist. Im Judentum werden Kinder mit Penis am achten Tag nach der Geburt beschnitten. Das Gebot ist für sie bindend und markiert den Eintritt in die jüdische Gemeinschaft. 

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27. September 2021

Lecktücher

Kondome kennen vermutlich die meisten schon – aber hast du schonmal von Lecktüchern gehört? Lecktücher sind das Äquivalent zum Kondom und kommen vor allem beim Oralsex mit einer Person mit Vulva […]

Kondome kennen vermutlich die meisten schon – aber hast du schonmal von Lecktüchern gehört? 
Lecktücher sind das Äquivalent zum Kondom und kommen vor allem beim Oralsex mit einer Person mit Vulva zum Einsatz, kann aber auch auf den Anus gelegt werden. Auch beim Oralsex können nämlich Viren, Bakterien oder Pilze übertragen werden, die sich in den Schleimhäuten der Vulva befinden. Lecktücher dienen hier als Barriere vor diesen Krankheiten, da sie die Aufnahme von Menstruationsblut und Vaginalsekret (also die Flüssigkeit, die aus deiner Vulva kommt) verhindert. Wie beim Kondom gibt es das Lecktuch mit verschiedenen Geschmacksrichtungen und es ist hauchdünn, damit ihr für die Sicherheit auch hier keine Abstriche beim intensiven Empfinden machen müsst. Die Lecktücher werden einmal verwendet und auch nur von einer Seite und an einer Körperstelle – lege es also nicht zuerst auf den Anus und dann auf die Vulva, damit keine Bakterien vom einen zum anderen kommen. Leider sind die Latextücher (oder Lecktücher aus einem anderen Material für Allergiker*innen) nicht wie Kondome überall erhältlich, sondern müssen meistens online bestellt werden. Im Notfall kannst du dir aber auch ein Lecktuch aus einem Kondom basteln, wenn du eins da hast indem du die Spitze und den Ring abschneidest und dann einen Schnitt der Länge nach machst, das ist besser als nichts.  

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12. Juli 2021

Homosexualität

Eigentlich könnte man davon ausgehen, dass in unserer heutigen Gesellschaft das Tolerieren von Homosexualität gang und gebe sein sollte. Doch wir alle kennen die Klischees: Lesben sind alle Butches, Schwule […]

Eigentlich könnte man davon ausgehen, dass in unserer heutigen Gesellschaft das Tolerieren von Homosexualität gang und gebe sein sollte. Doch wir alle kennen die Klischees: Lesben sind alle Butches, Schwule sind Femmes. Diese Vorurteile stammen aus einem Konzept der systematischen Diskriminierung.  

Seit den ersten Schwulen- und Lesbenbewegungen in Deutschland, beispielsweise die Homosexuelle Aktion Westberlin von 1971, versuchen Organisationen, Politiker*innen und Aktivist*innen für eine gesellschaftliche Gleichberechtigung für homosexuelle Menschen zu kämpfen. Denn die Vorstellung, Homosexuelle würden seit Jahren nicht mehr diskriminiert werden ist eben leider doch nur ein Wunsch. 

Doch dass sie als unnatürlich und gefährlich dargestellt wird, war nicht immer so: Bereits in antiken Texten werden gleichgeschlechtliche Beziehungen zwischen Männern als völlig alltäglich gesehen! Erst durch das Aufkommen des Christentums wurde Homosexualität als pervers und unnatürlich dargestellt und der Wille Gottes als Vorwand genommen, Homosexualität zu verbieten. Und obwohl Kirche und Staat mittlerweile getrennt sein sollen, wurde erst 1994 die Verurteilung von homosexuellen Beziehung aus dem deutschen Strafgesetzbuch gestrichen – das ist nicht mal 30 Jahre her. Schwule Männer durften jahrelang nicht Blut spenden. Gleichgeschlechtliche Paare haben Schwierigkeiten Kinder adoptieren zu dürfen. Schwule und lesbische Menschen haben nach wie vor mit stereotypisierten Vorurteilen und Verurteilungen unserer Gesellschaft zu kämpfen. 

Beziehungen zwischen jeglichen Geschlechtern ist richtig und legitim – auch dann, wenn man sich zu dem eigenen Geschlecht hingezogen fühlt. Und mindestens genauso wichtig: Homosexualität kommt in allen Variationen, Farben, Beziehungsformen und Arten des Auslebens: Gleichgeschlechtliche Sexualität und Liebe ist genauso heterogen (pun not intended) wie heterosexuelle. Und jede Einzelne hat eine Daseinsberechtigung ohne sich rechtfertigen zu müssen. 

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14. Juni 2021

Genitalhygiene

Aufgepasst! Im heutigen AHA-Post geht es um ein Thema, das für viele leider oft noch mit Scham behaftet ist. Die Genitahygiene. Warum das so wichtig ist und bei der täglichen Körperpflege auf keinen […]

Aufgepasst! Im heutigen AHA-Post geht es um ein Thema, das für viele leider oft noch mit Scham behaftet ist. Die Genitahygiene. Warum das so wichtig ist und bei der täglichen Körperpflege auf keinen Fall zu kurz kommen sollte, erklären wir hier. Wichtiger Grundsatz für die Intimhygiene: Weniger ist mehr! Sauberes und lauwarmes Wasser reicht aus, um deinen Intimbereich zu reinigen. Wenn du zusätzlich zu einer Waschlotion greifen willst, dann achte unbedingt darauf, dass diese ph-neutral ist und/oder als Intimwaschlotion gekennzeichnet ist. Alles andere könnte der empfindlichen Haut von Vulva und Penis schaden und Hautreizungen hervorrufen. Auch die gesunde Flora der Vulva könnte beschädigt werden und es können Pilze und andere Infektionen entstehen. Zudem sollten auf parfümierte Tücher oder Intimdeos verzichtet werden. Denn diese könnten auch die natürlich Reinigung des Genitals aus dem Gleichgewicht bringen. Diese Hygieneprodukte bewirken oft das Gegenteil von dem was du erreichen willst. Für Menschen mit Penis ist wichtig, dass beim Waschen die Vorhaut zurückgezogen wird, damit auch die Haut darunter gereinigt wird. Denn für z.B. Pilzinfektionen ist diese Stelle ganz besonders einladend: schön warm und feucht. Beim Abtrocknen gilt: Nicht grob sein. Verwende ein weiches Handtuch und vermeide es zu rubbeln und zu reiben. Auch beim täglichen Toilettengang spielt die Intimhygiene eine große Rolle. Vor allem für Vulven kann das ziemlich unangenehm werden. Denn Analbakterien zerstören deine guten Milchsäurebakterien in Vulva und Vagina. Daher IMMER von vorne nach hinten abwischen. So vermeidest du, dass unerwünschte Bakterien dorthin gelangen, wo sie nicht hingehören. An dieser Stelle gilt sowohl für Menschen mit Vulva wie mit Penis: Es ist normal und absolut natürlich, „da unten“ nicht nach Blumenwiese zu riechen. So care about it, but don´t care too much 

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17. Mai 2021

Urologie

Als Mensch mit Vulva ist es mehr oder weniger normal, in der Jugend das erste Mal zum*r Gynäkolog*in zu gehen, sei es für die Verschreibung eines Verhütungsmittels oder die Krebsvorsorge. […]

Als Mensch mit Vulva ist es mehr oder weniger normal, in der Jugend das erste Mal zum*r Gynäkolog*in zu gehen, sei es für die Verschreibung eines Verhütungsmittels oder die Krebsvorsorge. Aber wie ist das eigentlich bei Menschen mit Penis? Wann diese das erste Mal zum*zur Urolog*in sollten, klären wir heute. 

Die Urologie ist das medizinische Fachgebiet für die Harnorgane und Intimorgane wie den Hoden, den ableitenden Samenwegen oder der Prostata. Die gesetzliche Krankenkasse in Deutschland zahlt dort erst ab einem Alter von 45 Jahren eine Krebsvorsorgeuntersuchung. Viele Urolog*innen sagen aber, dass das viel zu spät ist, denn das Risiko, an Hodenkrebs zu erkranken besteht vor allem im Alter von 18 bis 45 Jahren – es kann also durchaus sinnvoll sein, in jungen Jahren schon zu einem*einer Urolog*in zu gehen, jedoch gehen hier die Meinungen auseinander. Bestenfalls sprichst du mit dem*der Urolog*in deines Vertrauens darüber, ab wann er*sie solche Untersuchungen anbietet.  

 Hodenkrebs ist primär eine Tastdiagnose: der Hoden wird zwischen sechs Fingern hin und her geflitscht und wenn du dort an dieser normalerweise spiegelglatten Oberfläche eine kleine holzartige Kante spürst, spätestens dann solltest du eine urologische Praxis aufsuchen, wo ein Ultraschall gemacht wird. Im Internet findest du zahlreiche Anleitungen für das eigene Abtasten der Hoden. 

Prostatakrebs ist eine Erkrankung, die nicht nur im vorangeschrittenen Alter auftritt, auch Menschen unter 50 sind nicht selten davon betroffen. Oft ist der früh auftretende Prostatakrebs sogar aggressiver. Um Prostatakrebs zu erkennen, werden in der urologischen Praxis die Blutwerte für den PSA-Wert (Prostata spezifisches Antigen) und die Prostatagröße im Ultraschall gemessen. Mit den Daten über die Größe über einen längeren Zeitraum kann dann berechnet werden, wie sich für die nächsten Jahre das Prostatakrebsrisiko darstellt und wie häufig eine Kontrolluntersuchung angesetzt werden sollte. 

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3. Mai 2021

Inter

Intergeschlechtlichkeit? Inter*? Intersexualität? Weißt du was die Begriffe bedeuten? Intergeschlechtigkeit beschreibt Personen, die mit Variationen von körperlichen Merkmalen, wie etwa Genitalien, Chromosomen oder Hormonen, geboren werden, die sich nicht in […]

Intergeschlechtlichkeit? Inter*? Intersexualität? Weißt du was die Begriffe bedeuten?

Intergeschlechtigkeit beschreibt Personen, die mit Variationen von körperlichen Merkmalen, wie etwa Genitalien, Chromosomen oder Hormonen, geboren werden, die sich nicht in die binäre Kategorie von Mann/Frau einordnen lässt. Das kann bedeuten, dass eine Person sowohl Hoden als auch Eierstockgewebe oder den Chromosomensatz X oder YXX besitzt. Das sind aber nur ein paar Beispiele von vielen! 

Inter* ist ein von der Community selbst gewählter emanzipatorischer Begriff, der die Vielfalt der Variationen beschreibt und inklusiv ist.  

„Intersexualität“ ist ein medizinisch konnotierter Begriff, der von vielen Menschen abgelehnt wird, denn es ist eine falsche Übersetzung von sex aus dem englischen und führt zu falschen Rückschlüssen auf Sexualität. Es geht aber um das Geschlecht (engl. sex) und nicht um die Sexualität. Inter* Menschen können, wie alle Menschen, eine männliche, weibliche, trans* oder nicht-binäre Identität haben. Inter*Menschen bezeichnen ihre Geschlechtsidentität manchmal auch als Inter*, Herm, Zwitter oder Zwischengeschlecht. So eine Selbstbezeichnung ist aber sehr individuell und nicht jede inter* Person fühlt sich mit den genannten Begriffen wohl! 

Eine GeschlechtsIDENTITÄT (engl. gender identity) haben wir alle: es ist das innere Wissen, welches Geschlecht ich habe. Es ist nicht unsere GeschlechterROLLE (gender role), denn diese ist eine (gesellschaftliche) Erwartung, wie wir uns mit dem zugeschriebenen Geschlecht zu verhalten haben. Das umfasst überholte gesellschaftliche Vorstellungen, was „typisch Mann“ und „typisch Frau“ ist.      

Inter* Menschen erleben häufig in einem Körper geboren zu sein, der nicht den normativen Vorstellungen von männlich oder weiblich entspricht. Auch heute noch werden Inter* Menschen diskriminiert und erleben Menschenrechtsverletzungen wie nicht eingewilligte geschlechtsverändernde Eingriffe. Es wurden medizinisch nicht notwendige kosmetischen Operationen direkt nach der Geburt durchgeführt, aus Angst vor der gesellschaftlichen Vorstellung. Seit diesem Jahr sind in Deutschland nicht notwendige geschelchtsangleichende Eingriffe bei inter* Kindern zum Glück verboten. Inter* Menschen haben keine uneindeutigen Geschlechtsmerkmale, die der gesellschaftlichen binären Vorstellung angepasst werden müssen, sie sind eindeutig Inter*!. 

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19. April 2021

Vaginismus

„Vaginismus“. Was ist denn das? Du weißt es nicht? Dann könnte dich folgender Text sehr interessieren und bei dir vielleicht sogar zu einem AHA-Erlebnis führen: Vaginismus zählt zu den sexuellen Schmerzerkrankungen, […]

„Vaginismus“. Was ist denn das? Du weißt es nicht? Dann könnte dich folgender Text sehr interessieren und bei dir vielleicht sogar zu einem AHA-Erlebnis führen: 
Vaginismus zählt zu den sexuellen Schmerzerkrankungen, bei der sich die Beckenbodenmuskulatur so sehr anspannt, dass dies zur Verengung der Vagina führt. Dadurch verspürt die betroffene Person brennende und/oder stechende Schmerzen und ein Engegefühl, was so stark sein kann, dass das Einführen wie z.B. eines Tampons oder eines Penis sehr schmerzhaft oder sogar unmöglich ist. Für einige Betroffene entsteht dabei sogar das Gefühl, dass sie gar keinen Vaginaleingang besitzen. 
Wie du siehst, ist nicht jede Person gleich schwer von dieser Krankheit betroffen, sondern es gibt verschiedene Ausprägungen. Jedoch haben alle Betroffenen dasselbe Problem: Die Verkrampfung des Beckenbodens geschieht REFLEXARTIG und UNBEWUSST. Man kann zwar mit aller innerlicher Stärke versuchen, locker zu lassen und sich das Eindringen bewusst wünschen, leider ist meistens aber eine Behandlung notwendig..  

Aber wie kann eine solche Erkrankung überhaupt entstehen?  
Vaginismus kann auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen sein, die das psychische Wohlbefinden belasten und stören. Hier unterscheidet man zwischen zwei Arten: dem primären und dem sekundären Vaginismus.  

Primär: die betroffene Person leidet schon seit dem ersten Versuch, sich etwas einzuführen, wie bspw. einen Tampon, oder aber bei schwächerer Ausprägung erst seit dem ersten Mal Geschlechtsverkehr unter der Schmerzerkrankung. Hier liegen die Ursachen dann oft z.B. bei emotionalem Stress, Angst nicht zu genügen, Angst vor Kontrollverlust, traumatischen Erlebnisse in der Kindheit, Ängsten in Bezug auf das Hymen, auch bekannt als “Jungfernhäutchen“ (alles rund um das Hymen kannst du in unserem AHA-Post dazu  nachlesen) oder Schuldgefühlen.  

Sekundär: der Vaginismus tritt erst im Laufe des Lebens auf, meist nach einem verstörenden Erlebnis, wie z.B. einer traumatischen Geburt, einer schmerzhaften Infektion im Genitalbereich, einem sexuellem Missbrauch oder einer Vergewaltigung. 

In seltenen Fällen kann die Erkrankung auch körperliche Ursachen haben, wie Geburtsverletzungen, Operationen/Unfälle im Beckenbereich oder Medikamente, die Nebenwirkungen wie Muskelkrämpfe mit sich bringen. Vielleicht fragst du dich jetzt, wie sich das Ganze denn behandeln lässt? In diesem Bereich gibt es mehrere Möglichkeiten.  

Eine der effektivsten ist das Vaginaltraining. Dabei werden Dilatoren, auch bekannt unter dem Begriff „Vaginaldehner“, in verschiedenen Größen verwendet, um die Vagina an das Einführen eines Fremdkörpers zu gewöhnen. Man beginnt mit der kleinsten Größe und arbeitet sich schrittweise im eigenen Tempo voran bis man es schafft, einen Dilator in der Größe eines Penis einzuführen. 
Zusätzlich sollte man dies mit einem Beckenbodentraining unterstützen, indem man die Beckenbodenmuskulatur bewusst an- und entspannt, um zu lernen diese wahrzunehmen und kontrollieren zu können. Eine weitere Möglichkeit Vaginismus zu behandeln ist das sogenannte Biofeedback. Dabei werden Elektroden auf den Beckenboden geklebt, die über einen Bildschirm die An- und Entspannung der Muskulatur anzeigen. Somit kann der*die Betroffene die Aufzeichnung mitverfolgen und die Bewegungen bewusst und gezielt verfolgen und wahrnehmen. Als Ergänzung zu allen Behandlungsmöglichkeiten kann eine Psycho- oder Sexualtherapie hilfreich sein, um gegebenenfalls traumatische Ereignisse aufzuarbeiten oder Ängste zu verlieren.  

Falls dir beim Lesen nun einige der oben genannten Punkte bekannt vorkamen, dann suche dir Rat. Ob bei einem*einer Freund*in, einem Familienmitglied oder deinem*deiner Gynäkolog*in und/oder Psycholog*in. Dies ist eine ernstzunehmende Erkrankung und nur das Wissen darüber, dass diese existiert, kann dich dazu bringen, etwas dagegen zu unternehmen.  

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6. April 2021

Kondome

Es kommt auf die Größe an! Nicht auf die des Penis‘, sondern die des Kondoms.  Wer kennt es nicht? Das Kondom rutscht ab oder reißt und es kann Sperma austreten. […]

Es kommt auf die Größe an! Nicht auf die des Penis‘, sondern die des Kondoms. 

Wer kennt es nicht? Das Kondom rutscht ab oder reißt und es kann Sperma austreten. Szenarien, die sich vermeiden lassen, wenn die Größe des Kondoms stimmt. Mit der richtigen Kondomgröße lassen sich demzufolge ungewollte Schwangerschaften und eine Übertragung von Geschlechtskrankheiten oft vermeiden. 

Wichtig ist, dass die Größe des Kondoms anhand der Breite des Penisses (nicht der Länge) bestimmt wird. Wenn Blasen entstehen, ist das ein Zeichen, dass das Kondom zu breit ist. Sollte das Kondom einschnüren oder das Überziehen schmerzhaft sein, ist es zu schmal. In Drogerien und Supermärkten gibt es meist drei verschiedene Größen: klein (47-49mm), mittel (52-54mm) und groß (55-57mm). Die Standardgröße liegt bei 54mm, das passt allerdings nicht für alle.

Wie kannst du die richtige Größe für dich und euch ermitteln? Schätzen lässt sich diese schlecht. Miss den Umfang an der breitesten Stelle deines erigierten Penis‘ mit einem Maßband und teile diesen durch 2 – Du erhältst den Durchmesser und kannst beim nächsten Kauf der Kondome die richtige Breite auswählen. 

Wichtig ist, dass der Umfang des Kondoms höchstens so groß sein sollte, wie der des Penis‘, sonst kann das Kondom abrutschen. 

Mit der richtigen Kondomgröße und einer guten Qualität bist du sicher und der Sex ist gefühlvoller. Probiert es aus!  

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22. März 2021

Endometriose

Endometri…was? Wenn ihr von dieser Erkrankung noch nichts gehört habt, dann spitzt jetzt die Ohren, sie ist nämlich ganz schön verbreitet!  Unter Endometriose versteht man Wucherungen von Gewebe oder Gebärmutterschleimhaut […]

Endometri…was? Wenn ihr von dieser Erkrankung noch nichts gehört habt, dann spitzt jetzt die Ohren, sie ist nämlich ganz schön verbreitet! 

Unter Endometriose versteht man Wucherungen von Gewebe oder Gebärmutterschleimhaut (Enometrium), das sich außerhalb der Gebärmutter in benachbarten Organen ansiedelt – das kann sehr schmerzhaft sein. Endometriose ist eine der häufigsten Ursachen für Unfruchtbarkeit und 10-15% der in Deutschland lebenden Menschen mit Uterus erkranken zwischen Pubertät und den Wechseljahren daran. 

Du kannst Endometriose, sollte sie nicht beschwerdefrei verlaufen, an mehreren Symptomen erkennen: dazu zählen intensive Bauch- und Rückenschmerzen, starke und unregelmäßige Monatsblutungen, Schmerzen beim und nach dem penetrativen Geschlechtsverkehr, Schmerzen beim Stuhlgang oder Urinieren oder zyklische Blutungen aus Blase oder Darm. Zusätzlich kann Endometriose auch zu Müdigkeit, Migräne, Kreislaufproblemen, Allergien, erhöhter Infektanfälligkeit oder sogar zu sozialen und psychischen Belastungen führen. 

Endometriose wird durch eine eingehende Befragung, Tast- oder Ultraschalluntersuchung oder eine Bauchspiegelung festgestellt. Leider werden die Verbreitung und Auswirkungen gesellschaftlich immer noch zu wenig wahrgenommen und so weisen Erkrankte oft selbst ihre Ärzt*innen auf die Krankheit hin. Deshalb ist unser Rat, wenn bei dir nach dem Lesen der Symptome die Alarmglocken schrillen, dich über gute Gynäkolog*innen in deiner Nähe zu informieren, die sich mit Endometriose auskennen oder gleich in eine zertifizierte Fachklinik zu gehen. 

Von den Ärzt*innen kann die Endometriose dann behandelt werden. Am häufigsten ist eine Entfernung der Herde bei einer Bauchspiegelung oder eine Hormontherapie zur Verhinderung des Aufbaus der Gebärmutterschleimhaut. Zudem wird Erkrankten empfohlen, sich basisch zu ernähren und besonders auf eine ausreichende Zufuhr von Magnesium und Omega-3-Fettsäuren zu achten. Auch Tees mit Mönchspfeffer und Frauenmantelkraut oder Akupunktur können helfen. Grundsätzlich ist eine interdisziplinäre Behandlung durch Gynäkologie, Psychologie, Schmerztherapie und ganzheitlicher Medizin sinnvoll, denn leider ist Endometriose eine chronische Erkrankung und kehrt meist nach Operationen und Absetzen der Hormontherapie wieder. 

Du bist betroffen? Damit bist du nicht allein – darum verlinken wir dir hier noch Möglichkeiten zur Information und zum Austausch: 

Endometriose Vereinigung e.V. https://www.endometriose-vereinigung.de/was-ist-endometriose.html 

Facebook Gruppen zum Austausch mit anderen Erkrankten 

Selbsthilfegruppen https://www.endometriose-vereinigung.de/selbsthilfegruppen.html 

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22. Februar 2021

Hymen

Über das Hymen, das ihr vielleicht auch unter dem unpassenden Begriff “Jungfernhäutchen” kennt, kursieren so einige Unwahrheiten. Wir wollen Fakten schaffen und räumen mit der Märchenstunde auf. Also: Vergesst alles, […]

Über das Hymen, das ihr vielleicht auch unter dem unpassenden Begriff “Jungfernhäutchen” kennt, kursieren so einige Unwahrheiten. Wir wollen Fakten schaffen und räumen mit der Märchenstunde auf. Also: Vergesst alles, was ihr glaubt über das sogenannte “Jungfernhäutchen” zu kennen und macht euch auf ein paar AHA-Momente gefasst.

Fünf Mythen übers Hymen, die wir widerlegen:  

  1. Das Hymen ist eine kranzförmige Ansammlung von Schleimhautfalten ca. 1-2 cm hinter dem Vaginaleingang. Der Mythos, das Hymen sei eine Haut, die die Vagina wie eine Frischhaltefolie umschließt und beim ersten penetrativen Sex durchstoßen wird, ist falsch!  
  2. Die meisten Menschen mit Hymen bluten überhaupt nicht beim ersten Mal penetrativen Sex. Das Hymen ist nä Bo mlich sehr dehnbar. Manche können sogar Kinder gebären, ohne dass das Hymen verletzt wird. Aber ja, es stimmt: Manchmal kann es beim Sex – egal ob beim ersten oder hundertsten Mal – zu Verletzungen des Hymen kommen, aber beispielsweise aus dem Grund, dass der Vaginaleingang nicht feucht genug ist. In so einem Fall hilft zum Beispiel Gleitgel.
  3. Wichtig zu wissen: Kein*e Ärzt*in kann erkennen, ob ihr schonmal penetrativen Sex hattet – auch nicht anhand eures Hymen. Das Hymen kann übrigens auch bei anderen Aktivitäten verletzt werden, wie z.B. Fahrradfahren oder Sport.
  4. Nicht alle Menschen mit Vulva haben ein Hymen und, wenn sie eins haben, dann sieht das – wie so Vieles am menschlichen Körpern – bei jedem*r vollkommen unterschiedlich aus. Manche Menschen haben ein ringförmiges Hymen um den Vaginaleingang, andere zum Beispiel eher ein fransiges Hymen mit einem zackigen Saum. Bei wenigen Menschen sind Teile der Schleimhaut verwachsen oder die gesamte Vaginalöffnung ist verschlossen. Dann könnte eine OP nötig sein, weil sich Menstruationsblut und Sekret in der Vagina stauen kann, in diesen – wirklich seltenen (!!) – Fällen sollte man sich mit seiner Ärzt*in beraten lassen.
  5. Last but not least: Nicht nur Personen, die noch nie penetrativen Sex hatten, besitzen das “Jungfernhäutchen”. Denn auch nach dem ersten (penetrativen) Sex besitzen Menschen ihr Hymen und im Übrigen auch nicht nur Frauen, sondern alle Menschen mit Vagina. Deshalb passt der Name “Jungfernhäutchen” nicht (mal ganz davon abgesehen, dass die Tatsache, ob eine Person schon Sex hatte oder nicht, sowieso kein Grund ist, sie wie auch immer zu bewerten). Wieso es dann immer noch so genannt wird, ist eine lange Geschichte, die viel mit einer männerdominierten Weltsicht zu tun hat, bei der weiblich sozialisierte Menschen, die noch keinen Sex hatten, mehr Wert zugesprochen wird als denen, die Sex haben. Das ist natürlich Quatsch, denn ob und wie häufig ein Mensch Sex hat, bestimmt nicht dessen Wert! Daher ist es auch so schön, dass viele Menschen anfangen, umzudenken: In Schweden zum Beispiel wurde das Wort “Jungfernhäutchen” 2009 abgeschafft, jetzt heißt es einfach “Vaginale Korona”, was aus dem Lateinischen kommt und so viel bedeutet wie die Vaginale(r) Krone/ Kranz und sich auf die anatomische Form des Hymens bezieht. Nicht schlecht, oder?

Manche Infos waren euch neu? Uns auch. Umso wichtiger ist es, über das Hymen aufzuklären, denn diese ganzen Falschinformationen können fatale Folgen für Menschen mit Hymen haben, indem sie sich unter Druck gesetzt fühlen, unter Beweis stellen müssen, dass sie noch nie Sex hatten oder unterdrückt und diskriminiert werden. Deshalb erzählt euren Freund*innen, Mitschüler*innen, Mitbewohnis, Eltern, Geschwistern und Lehrer*innen und allen anderen: Das “Jungfernhäutchen“ gibt es (so wie viele es kennen) nicht!

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8. Februar 2021

Cellulite

Dellen an Oberschenkel und Po: das ist Cellulite (gynoide Dystrophie). Frauen sind am meisten betroffen, fast jede (mehr als 90%) hat sogenannte Orangenhaut. Magazine suggerieren, dass dies einzig und allein […]

Dellen an Oberschenkel und Po: das ist Cellulite (gynoide Dystrophie). Frauen sind am meisten betroffen, fast jede (mehr als 90%) hat sogenannte Orangenhaut. Magazine suggerieren, dass dies einzig und allein am Gewicht liegt, dass nur “dicke” Menschen Cellulite haben und folglich selber dran schuld seien.  

Dabei hat es rein gar nichts mit dem Gewicht zu tun: 
Viel mehr kann man Cellulite als sekundäres Geschlechtsmerkmal bezeichnen, bei dem es sich um genetisch bedingte Fettläppchen in der Unterhaut handelt, die sich weiter ausdehnen. Bei Frauen ist das Bindegewebe, in dem Fett und Wasser gespeichert sind, von parallel verlaufenden Fasern (sog. Kollagenstränge) durchzogen. Die Zwischenräume sind dehnbar und so können die Dellen auf der Haut als Cellulite sichtbar sein. Die Zwischenräume können sich unter anderem auch bei Hormonveränderungen ausdehnen, zum Beispiel während der Menstruation.  

Bei Männern* sieht das Bindegewebe anders aus, es ist ein dichtes Netz, was viel weniger Wasser und Fett speichern kann. Durch dieses Netz zeichnen sich auch viel weniger Dellen auf der Haut ab. Cellulite ist also ein ganz normaler Bestandteil vom weiblichen* Körper. 

Wichtig: CellulitE ist nicht dasselbe wie CellulitIS (eine bakterielle Erkrankung von Hautschichten). Cellulite ist absolut harmlos und es gibt außerdem kaum Nachweise dafür, dass eine Behandlung mit Cremes, Massagen etc. irgendwelche Effekte hat. Dass Cellulite als Schönheitsmakel verkauft wird, ist ziemlich verrückt, wenn man bedenkt, dass fast jede Frau* diese Dellen hat (einfach so!) und dies auch einfach nur als normal angesehen werden sollte.  

Also: Seid selbstbewusst, das ist alles total normal, lasst uns auf die Dellen scheißen.  
Life has its ups and downs, and so does my butt! 

Disclaimer: Wir bemühen uns stets um eine gendergerechte und sensible Sprache. Die verwendeten Quellen zu diesem Text gehen von cis Frauen aus, auch wenn die anatomischen Details alle Menschen betreffen, denen bei der Geburt das weibliche Geschlecht zugewiesen wurde. Genauso ist das auch im Kopf zu behalten, wenn von „Männern“ die Rede ist. Natürlich ist uns bewusst, dass auch Männer und alle anderen Geschlechter von Cellulite betroffen sein können, während es wiederum nicht alle Frauen betrifft. Am ehesten geht es darum, Menschen mit hohen Östrogen- und niedrigen Testosteronspiegeln zu beschreiben, bei denen Cellulite primär auftritt. Danke für eure Geduld – wir arbeiten daran, uns in unseren Formulierungen von dieser Binarität abzuwenden und freuen uns immer über eure Vorschläge. 

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25. Januar 2021

Erektion

(lat. erigere = aufrichten) Darunter verstehen wir vor allem den erigierten Zustand eines Penis, insbesondere durch sexuelle Erregung. Medizinisch aber bezeichnet der Begriff das Anschwellen und Sich-Aufrichten des Penis, sowie […]

(lat. erigere = aufrichten) Darunter verstehen wir vor allem den erigierten Zustand eines Penis, insbesondere durch sexuelle Erregung. Medizinisch aber bezeichnet der Begriff das Anschwellen und Sich-Aufrichten des Penis, sowie das Anschwellen der Klitoris und das Verhärten der Brustwarzen (siehe auch Post Nippel). Menschen mit Vulva UND Penis bekommen Erektionen! Sowohl die Klitoris als auch der Penis haben Schwellkörper, die auf sexuelle Erregung mit gesteigertem Blutzufluss und vermindertem Blutrückfluss reagieren.  

Ausgelöst wird dies spontan oder durch einen mechanischen oder psychischen Reiz, z.B. ein Gedanke, eine Berührung, ein Geruch, ein Bild.. 

Der Penis wird dadurch hart und richtet sich auf, die Klitoris und der ganze Bereich der Vulva schwellen ebenso an. Der Verlauf einer Erektion kann schematisch in vier Phasen geteilt werden: die Erregungsphase, die Plateauphase, die Orgasmusphase und die Refraktärphase/Rückbildungsphase. Ohne weitere sexuelle Aktivität geht die Erektion aber auch nach einer Weile zurück. Berühmt berüchtigt sind Phänomene wie der „feuchte Traum“ oder die „Morgenlatte“, also das Aufwachen mit einer Erektion. Vor allem in der Pubertät, aber auch später, erleben fast alle Menschen nächtliche Erektionen (manchmal mit Ejakulation). Das ist völlig normal. Auch Menschen mit Vulva haben diese, sie sind nur weniger sichtbar und seltener mit einer Ejakulation verbunden. Selbst Babies aller Geschlechter können schon spontane Erektionen haben. Diese sind aber frei von sexueller Bedeutung und lediglich eine körperliche Reaktion auf Berührung o.ä.. Sie sollten von Eltern mit Gelassenheit behandelt werden.  

Erektionsstörungen bilden in der Medizin ein großes Feld. Da viele Menschen von ihnen betroffen sind und sie unterschiedlichste physiologische und psychische Gründe haben können, wird sehr viel zu ihnen geforscht — leider aber fast ausschließlich zu solchen, die den Penis betreffen.  

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7. Dezember 2020

Nippel

Die Brustwarze ist die Mündung der Milchdrüsen, diese ist umgeben von dem Warzenhof. In erster Linie haben Brustwarzen die Funktion, ein Baby zu ernähren.  Warum besitzen dann auch Menschen ohne […]

Die Brustwarze ist die Mündung der Milchdrüsen, diese ist umgeben von dem Warzenhof. In erster Linie haben Brustwarzen die Funktion, ein Baby zu ernähren. 

Warum besitzen dann auch Menschen ohne Uterus Brustwarzen, wenn sie doch nicht stillen können?

Ein Embryo entwickelt sich in den ersten Wochen genau gleich. Erst ab der achten Woche ist ein Unterschied zwischen den Menschen mit Penis und Menschen mit Vulva zu erkennen. Die Brustwarzen entwickeln sich schon in einer sehr frühen Phase. Erst danach bilden sich bei den meisten Menschen mit Penis dann durch die Aktivierung des Sexualhormons Testosteron die Geschlechtsmerkmale aus und die Entwicklung von Brüsten werden verhindert. Brustwarzen und die Anlage von Milchdrüsen haben also alle Menschen. 

Also: Je nachdem welche Hormone ausgeschüttet werden, kann sich die Brustwarze mit Milchdrüsen bis hin zu einer zum-Stillen-fähigen- Brust weiterentwickeln.

Die Brustwarzen können sich aufrichten, was als Erektion bezeichnet wird: zum Beispiel durch starke Reize wie Kälte oder Berührungen. Dabei kann es sich um eine sexuelle Erregung handeln, muss es aber auf keinen Fall! 

Übrigens: Das Aufrichten der Brustwarze hilft außerdem dem Säugling, die Nahrungsquelle zu finden. 

Sowohl Brustwarzen als auch den Warzenhof gibt es übrigens in gaaaanz vielen verschiedenen Formen, Größen und Farben. Zum Beispiel haben einige Menschen nach innen gerichtete Brustwarzen, diese werden als Schlupfwarzen bezeichnet. Oder nur die eine ist nach außen und die andere nach innen gewölbt. Es kann auch vorkommen, dass sich nur eine (Athelie) oder mehr als zwei (Polythemie) Brustwarzen bilden. Das kommt daher, dass ein Embryo eine sogenannte Milchleiste hat, die sich von den Achseln bis zur Leistenregion zieht. Diese bildet sich während der embryonalen Entwicklung teilweise zurück, übrig bleiben die zwei Brustwarzen. Bildet sie sich weniger zurück kann es zu einer Polythemie kommen.  Das ist dann aber meistens gar kein Problem und wird dann eher aus kosmetischen Gründen entfernt. 

Wir halten also fest: Nippel sind super spannend und haben voll viele krasse Sachen drauf, sie sehen bei allen anders aus und niemand muss sich für irgendwas schämen oder verstecken! 

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23. November 2020

Menstruation

Die Menstruation ist die erste Phase des Menstruationszyklus und wird auch Regelblutung genannt. Bevor die Regelblutung einsetzt, sondert sich ein Ei aus einem der beiden Eierstöcke ab und wandert in […]

Die Menstruation ist die erste Phase des Menstruationszyklus und wird auch Regelblutung genannt. Bevor die Regelblutung einsetzt, sondert sich ein Ei aus einem der beiden Eierstöcke ab und wandert in die Gebärmutter (Eisprung). Wird dieses Ei jedoch nicht von einem Samen befruchtet, löst sich das Ei auf. Gleichzeitig löst sich auch eine Schicht ab, die aus Blut, Sekreten und Schleimhautresten besteht. Diese Schleimhautschicht wird nämlich zum Schutz einer befruchteten Eizelle nicht mehr gebraucht. 

Ausgeschieden werden dabei über mehrere Tage hinweg ca. 150 ml Flüssigkeit. Sowohl die Menge als auch die Anzahl der Tage mit Blutung ist je nach Person unterschiedlich. Dieser Zyklus wiederholt sich ca. alle vier Wochen. Vor allem in den ersten Jahren nach der ersten Menstruation (auch Menarche) sind unregelmäßige Blutungen ganz normal. In welchem Alter die Regelblutung anfängt und wann sie aufhört ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Die erste Menstruation kann schon mit 10, aber auch erst mit 17 eintreten. Die letzte Regelblutung (auch: Menopause) findet ungefähr im Alter von 50 statt. 

Beinahe Alle leiden kurz vor oder während ihrer Regelblutung unter Menstruationsbeschwerden. So können z.B. Bauchkrämpfe, Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme und Stimmungsschwankungen auftreten. Dagegen kann man leider nur sehr eingeschränkt vorgehen. Wer deshalb gar nicht menstruieren will, muss auf hormonellen Verhütungsmitteln, wie zum Beispiel die Drei-Monats-Spritze oder die Antibabypille ohne „Pillenpause“ zurückgreifen. Ob das eine Option darstellt, sollte mit deinem*r Ärzt*in abgesprochen werden. 

In manchen Religionen und Kulturkreisen gilt die Menstruation bis heute als unrein. Dann darf während der Regelblutung nicht gebetet werden oder es muss sich danach einem Reinigungsritual unterzogen werden. Dabei ist die Menstruation etwas ganz Natürliches!  

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9. November 2020

Körperflüssigkeiten

Der Gedanke an Körperflüssigkeiten aller Art löst in den meisten wahrscheinlich eine Vielzahl gemischter Gefühle aus. Sei es Neugier, Ekel oder Lust – jedenfalls ist es wohl eines der Themen, […]

Der Gedanke an Körperflüssigkeiten aller Art löst in den meisten wahrscheinlich eine Vielzahl gemischter Gefühle aus. Sei es Neugier, Ekel oder Lust – jedenfalls ist es wohl eines der Themen, über die selten gesprochen wird. Dabei spielen sie für unseren Körper und natürlich für unsere Sexualität eine große Rolle. Deswegen kommt hier ein Überblick über die prominenten und weniger prominenten unter ihnen.

Wir zitieren ein Gespräch unter Freundinnen, bei denen die eine mitteilte: „Mich am See umzuziehen und vor meinen Freund*innen nackt sein, kein Problem, aber ich passe immer auf, dass niemand den Ausfluss in meiner Unterhose sehen kann.“ 

Aber wieso schämen wir uns für unseren Körper und all die ziemlich abgefahrenen Dinge, die er so drauf hat?

  1. Täglicher Vaginalausfluss ist ganz normal und tritt bei den meisten Menschen mit Vagina ab Beginn der Pubertät auf. Eigentlich also kein Grund sich deswegen unwohl oder gar unhygienisch zu fühlen. Denn das Gegenteil ist der Fall: Der Vaginalausfluss dient der Befeuchtung der Schleimhäute in der Vagina und schützt sie und die Gebärmutter vor Bakterien, Infekten etc. Er spült sie gewissermaßen aus und sorgt so für eine gesunde Vaginalflora. Menge, Farbe, Geruch und Konsistenz können aufgrund zahlreicher Faktoren, wie Alter, Zyklus, Ernährung, hormonelle Verhütung, Schwangerschaft variieren. In der Regel ist der Ausfluss aber weißlich klebrig, bis zäh, oder auch dünner, durchsichtig, schleimig. Wenn sich die Menge oder Farbe des Ausfluss deutlich verändert, sollte man eine*n Arzt/Ärztin aufsuchen. Zusätzlich zum Vaginalausfluss gibt es noch den Zervixschleim, der den Muttermund, also den Eingang in die Gebärmutter, vor Bakterien etc. schützt und sich ebenfalls im Verlauf des Zyklus verändert. 
  2. Etwas anderes als der tägliche Vaginalausfluss ist das sogenannte Vaginalsekret, dass bei sexueller Erregung aus Drüsen austritt, die am Vagina Eingang zwischen den inneren Vulvalippen liegen. Oft sprechen wir von diesem Vorgang als „feucht werden“. Biologisch gesehen wird die Vagina auf Penetration vorbereitet. Natürlich gilt aber: Die Feuchtigkeit allein gibt keine Auskunft über unsere Lust und unseren Wunsch nach Sex. Also, nur weil eine Person nicht so feucht ist, heißt es nicht, dass sie keinen Sex haben möchte. Genau so ist es aber auch KEIN Zeichen von Konsens, feucht zu werden (!!!!). Leider wird es oft im Kontext von Missbrauch zur Legitimation verwendet. Mehr oder weniger feucht zu sein, ist ganz normal und individuell unterschiedlich. Daher greift einfach zum Gleitgel, wenn es mal nicht feucht genug ist. Außerdem interessant zu wissen: Vaginalsekret enthält Pheromone, die besonders um einen Eisprung herum anziehend auf mögliche Geschlechtspartner*innen wirken können, eigentlich ziemlich cool, oder? 
  3. Dem Vaginalsekret entspricht das Präejakulat, oft auch „Lusttropfen“ genannt. Eine kleine Menge Flüssigkeit, die losgelöst von der eigentlichen Ejakulation auftritt. Auch der Penis hat also eine eingebaute „Lubrikationsfunktion“. Wichtig: Schon das  Präejakulat kann Spermien enthalten und zu einer Befruchtung führen. Eigentlich Aufgabengebiet des Sperma. 
  4. Sperma ist die Samenflüssigkeit, die bei einem Orgasmus mit Ejakulation (ja, es gibt auch Orgasmen ohne…) aus der Harnröhre austritt. Produziert wird es in der Prostata, den Samenbläschen, Hoden und Nebenhoden. Sperma ist in der Regel weißlich-klebrig und im Durchschnitt umfasst eine Ejakulation etwa 2-6 ml Sperma. Menschen mit Penis produzieren ständig neue Spermien, etwa 1200 in der Sekunde! Hut ab… aber diese bilden nur einen ganz kleinen Teil der Flüssigkeit, die sie transportiert, schützt und beweglich macht. Dass sich Geschmack und Geruch durch die Ernährung beeinflussen lassen, stimmt übrigens. Das Gleiche gilt auch für fast alle anderen der hier genannten Flüssigkeiten.  
  5. Wie ihr vielleicht schon wusstet, können aber nicht nur Menschen mit Penis ejakulieren. Auch Menschen mit Vulva können eine Ejakulation haben. (Das ist nicht dasselbe wie Squirting, obwohl diese beiden Phänomene oft gleichgesetzt werden.). Bei der weiblichen Ejakulation tritt während des Orgasmus eine kleine Menge, dicker Flüssigkeit aus der „Paraurethraldrüse“, also einer Drüse nahe der Harnröhre. Vielleicht hattest du sogar schon mal eine solche Ejakulation, hast es aufgrund der kleinen Menge Flüssigkeit nicht gemerkt…
  6. Squirting auf der anderen Seite beschreibt das „Abspritzen“ einer größeren Menge, klarer Flüssigkeit, die größtenteils aus der Blase kommt und nach derzeitigem Wissen eine sehr geringe Menge Urin enthält. Hier streitet sich allerdings auch die  Wissenschaft. Beide Themen sind definitiv unzureichend erforscht. Squirting kann auch unabhängig von Orgasmen auftreten. 

P.S. Über Menstruationsblut werden wir an anderer Stelle noch ausführlich sprechen.    

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2. November 2020

Körperbehaarung

Rasieren, epilieren, schneiden, zupfen, waxen, sugarn, lasern – die Liste der Haarentfernungs-Methoden ist lang und am Ende kosten alle meist viel Zeit, Geld, Nerven oder alles drei! Wer am Ende […]

Rasieren, epilieren, schneiden, zupfen, waxen, sugarn, lasern – die Liste der Haarentfernungs-Methoden ist lang und am Ende kosten alle meist viel Zeit, Geld, Nerven oder alles drei! Wer am Ende davon profitiert, ist oft die Schönheitsindustrie und im besten Fall auch das eigene Wohlbefinden.

Die Ästhetik ist schon seit Kleopatras Zeiten ein Grund zur Enthaarung. Es stellt sich jedoch die Frage, ob es tatsächlich eine innere Motivation ist, sich jegliche Haare zu entfernen, oder ob dieser scheinbar innere Wunsch nach einem „schöneren“ Körper nicht geprägt ist durch die Schönheitsindustrie und Werbung. Überall finden sich Bilder von aalglatten weiblich gelesenen Körper, selbst in der Werbung für Rasierer werden nur selten behaarte Körperteile rasiert. Das kreiert ein völlig falsches Bild von Körperbehaarung bei weiblich gelesenen Personen, denn nicht alle sind mit dünnen, kaum sichtbaren Härchen versehen. Genauso ist es bei männlich gelesenen Personen viele Lifestyle-Zeitschriften schreiben, dass Brust- oder Achselbehaarung nur bis zu einem gewissen Grad „sexy“ wäre oder dass Intimbehaarung den Penis klein wirken ließe und sie deshalb lieber wegsolle. So entstehen Idealbilder, die sich in den Köpfe der Menschen einprägen und denen nachgeeifert wird. Die Schönheitsindustrie freut sich und bewirbt Enthaarungs-Produkte mit verqueren Körperbildern. Was dabei nicht erwähnt wird: Hautreizungen, Schnitte, eingewachsene Haare, allergische Reaktionen sowie der mit der Haarentfernung verbundene Aufwand.

Doch seit 2018 gibt es wieder stärkeren Gegenwind: den #januhairy – ein Aufruf sich im Januar nicht zu rasieren. Viele nutzen den Hashtag sowie den damit einhergehenden Support durch eine große Online-Community als Anlass, ihr Körperhaar wachsen zu lassen, sich bewusst Gedanken über dessen Entfernung zu machen, sich selbst neu zu sehen und sich vielleicht auch mit dem sonst so verpönten Haar anzufreunden. Der nächste Januar kommt bestimmt, ihr müsst aber nicht bis dahin warten, um euch bewusst mit eurer Körperbehaarung und eurer Haltung dazu auseinanderzusetzen. Fangt doch gleich damit an!

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26. Oktober 2020

Ejakulation

3-5 Minuten. Diese Zeitspanne reicht für die Zubereitung eines Tees, eine Halbzeit Fifa oder …  für Sex! So lange dauert er nämlich: Der durchschnittliche penetrative Sex (das heißt: Penis in […]

3-5 Minuten. Diese Zeitspanne reicht für die Zubereitung eines Tees, eine Halbzeit Fifa oder …  für Sex! So lange dauert er nämlich: Der durchschnittliche penetrative Sex (das heißt: Penis in Vagina). Woher man das weiß? Wissenschaftler*innen erfassen in Studien die sogenannte “intraviginale Ejakulationslatenzzeit”. Abgekürzt als IELT bezeichnet das die Zeit vom Eindringen des Penisses in die Vagina bis zur Ejakulation. Die Ejakulation ist komplex und über ihr Timing machen sich viele Menschen Gedanken: “Zu” früh? “Zu” spät? Zu zu zu….

Der “Frühzeitiger Samenerguss” (auch: Ejaculatio Praecox) betrifft bis zu 25% der Menschen mit Penis, trotzdem werden solche Beschwerden nur selten thematisiert. Studien zeigen: Nur 18% der Männer* mit sexuellen Problemen erhalten ärztlichen Rat. Beim frühzeitigen Samenerguss bleibt die Zeit vom Beginn der vaginalen Penetration bis zur Ejakulation meist bei unter 2 Minuten. Hinzu kommt das Gefühl von Unzufriedenheit und mangelnde Ejakulationskontrolle – das kann einen ganz schön doll beschäftigen. Die Ursache für den frühzeitigen Samenerguss ist umstritten, neuerdings werden aber nicht nur psychische sondern auch körperliche Aspekte betrachtet. Es könnte zum Beispiel sein, dass der Neurotransmitter Serotonin auch eine Rolle spielt – aha! 🙂

Es gibt unterschiedliche Ansätze, wie man das Ganze therapiert. Fest steht, dass ein frühzeitiger Samenerguss kein Weltuntergang ist! Wenn du dieses Probleme hast, bist du auf jeden Fall nicht alleine damit, und hast schon mal gar nicht „versagt“ (ganz wichtig!). Trotzdem empfiehlt es sich, bei manchen Beschwerden einen Arzt aufzusuchen. Nicht nur ein Besuch beim Frauenarzt, sondern auch der beim Urologen ist ein wichtiger, also keine Scheu.

Zudem ist die vaginale Penetration ja auch nicht alles – es gibt viele Wege, wie ihr euch gegenseitig Lust bereiten und eine gute Zeit zusammen haben könnt. Don’t worry  

Anmerkung: Die Studien beziehen sich auf Männer, aber nicht nur Männer haben Penisse!

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19. Oktober 2020

Kommunikation

26 % der Paare sprechen selten bis nie über ihr gemeinsames Sexleben (Amorelie Report zum Sex- und Liebesleben 2019), dabei ist es unglaublich wichtig über Sex und währenddessen miteinander zu […]

26 % der Paare sprechen selten bis nie über ihr gemeinsames Sexleben (Amorelie Report zum Sex- und Liebesleben 2019), dabei ist es unglaublich wichtig über Sex und währenddessen miteinander zu kommunizieren – egal ob innerhalb einer Beziehung oder nicht! Wir nennen dir drei gute Gründe, wieso: 

  1. Nur wenn dein Gegenüber weiß, was dir gefällt, kann er*sie dir genau das geben. Bevor alle im Dunkeln tappen und im Stillen hoffen, dass es sich für die andere Person gut anfühlt, kann man auch einfach laut aussprechen, was sich gut anfühlt und was einem Lust bereitet. So wird es für alle Beteiligten ein schönes Erlebnis und man spart sich das Rumgedruckse! 
  1. Andersherum ist es mindestens genauso wichtig, eigene Grenzen zu kommunizieren. Wenn du nicht aussprichst, dass dir etwas nicht gefällt, dann wird es dein Gegenüber womöglich nicht ändern und im schlimmsten Fall entwickelst du negative Gefühle zu Sex und körperlicher Nähe. Das will keine*r der Beteiligten. Daher: Trau dich “Nein” oder “Stopp” zu sagen!  
  1. Kommunikation schafft Konsens: Der Entschluss, Sex zu haben, ist keine Freikarte, alles zu tun und zu lassen, was man will. Versichert euch daher lieber einmal mehr als einmal zu wenig, dass sich alle Beteiligten noch wohlfühlen, indem ihr nachfragt: “Darf ich dich küssen?”, “Darf ich dich ausziehen?”, “Möchtest du Sex haben?”, “Möchtest du noch weiter machen?” … Das kann für die andere Person übrigens unglaublich attraktiv wirken, denn sie fühlt sich sicher und bestätigt darin, dass sie will, was sie tut! 

Die Frage nach dem “Wie?” ist bei Kommunikation über und beim Sex ganz entscheidend: Denn der Ton spielt die Musik. Natürlich muss man deutlich machen, was einem passt und was nicht, aber macht euch gegenseitig keine Vorwürfe oder greift den anderen nicht an, schließlich zieht ihr am ein und demselben Strang und wollt eine gute gemeinsame Zeit haben! 

Manche Menschen wiederum scheuen sich davor, ihre Wünsche beim Sex laut auszusprechen. Sie möchten nicht zu viel einfordern oder die*den andere*n nicht verletzen, indem man ihr*ihm sagt, sie*er mache etwas nicht gut. Auch da gibts paar Tipps und Tricks: 

  1. Es hilft sich vor Augen zu führen, dass Sex keine zu absolvierende Leistung oder Performance ist und es null komma nichts mit Versagen zu tun hat, wenn sich jemand von dir wünscht, etwas sein zu lassen. Niemand muss irgendwas von Beginn an perfekt können und fehlerlos abliefern, das geht gar nicht! Du darfst dein Gegenüber also ruhig korrigieren, es ist vielleicht sogar von der*m anderen*m erwünscht, denn nur so kann man voneinander lernen 🙂 
  1. Formuliere es positiv! Fällt es dir schwer direkt zu formulieren, also “Das ist nicht so gut.”, dann kann es als erste Stütze leichter sein, es stattdessen positiv zu formulieren: “Das und das ist besser.” oder “Könntest du das lieber so machen?”. Das geht einem schon viel leichter über die Lippen, oder? 
  1. Wenn es dir nicht so leicht fällt, deine Bedürfnisse in konkrete Worte zu fassen, kann man auch im Vorhinein andere, non-verbale Zeichen oder Code-Wörter verabreden, die signalisieren „Das gefällt mir, mach weiter!“ oder auch „Stop! Das möchte ich nicht.“. Überhaupt läuft Kommunikation nicht nur über verbale Sprache, auch mit Handlungen, Geräuschen, Nicken, und und und kannst du deine Wünsche und Nicht-Wünsche zu verstehen geben. 
  1. Kenn dich aus! Grundvoraussetzung von Kommunikation ist es nämlich, sich selbst erstmal bewusst zu werden, was man überhaupt mag und was nicht. Dafür hilft es, wenn man sich mit sich selbst gut auskennt: Was gefällt mir, was bereitet mir Lust? Was finde ich nicht so gut? Nur wenn man das für sich selbst ausgelotet hat, kann man es auch jemand anderem erklären. Unser absolutes Lieblingszitat zu dem Thema: “Man muss seine Wünsche kennen und die Scham ablegen, darüber zu sprechen.” (fluter 44) 

Also: Redet, redet, redet. Macht den Mund auf und sagt was ihr mögt, Kommunikation ist Gold wert!!! 

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12. Oktober 2020

Masturbation

Man tut´s oder doch nicht und wenn ja, redet man lieber nicht darüber? Masturbation war lange mit der Begründung tabuisiert, sie mache krank und schwäche den Körper – dabei ist […]

Man tut´s oder doch nicht und wenn ja, redet man lieber nicht darüber?

Masturbation war lange mit der Begründung tabuisiert, sie mache krank und schwäche den Körper – dabei ist sie weder gesundheitsschädigend noch anormal; im Gegenteil, sie fördert die Gesundheit und wird von Menschen wie Tieren weit verbreitet gerne praktiziert. Trotzdem bleibt die Selbstliebe weiterhin ein Thema, das instinktiv Scham bei den meisten auslöst und selten wird offen darüber gesprochen.
Deshalb hier einige positive Effekte von Selbstbefriedigung für euch…

Erstens: Wer die Anatomie seines Körpers kennt und sich selbst berührt, kann leichter verstehen, was einem*r selbst gefällt und wie man zum Beispiel gerne mit jemand anderem zusammen Sex haben würde.  

Zweitens: Bei der Masturbation wird die Beckenbodenmuskulatur aufgrund deren Kontraktion automatisch trainiert, was allen Geschlechtern intensivere Orgasmen verspricht.  

Drittens: Nach einem Orgasmus fühlen wir uns entspannt und glücklich, das liegt an der Hormonausschüttung unseres Körpers. Dabei gibt es Unterschiede:

Nach dem Orgasmus zeigen Menschen mit Penis einen starken Abfall des Adrenalins und Noradrenalins im Blut, während die Glückshormone (Oxytocin und Prolaktin) ansteigen. Deshalb fühlen sie sich danach meist müde. Auch bei Menschen mit Vulva werden beim Orgasmus Glückshormone ausgelöst, jedoch steigt auch der Noradrenalin- und Adrenalinspiegel im Blut, weswegen sie sich nach dem Orgasmus wacher fühlen. Ob wach und erfrischt oder entspannt und schläfrig: Ein Orgasmus löst positive Gefühle in uns aus! Er kann sich zum Beispiel auch entkrampfend auf Periodenschmerzen auswirken oder uns tiefer und erholsamer schlafen lassen.

Hauptsache ist: Was dir gefällt, musst du selbst herausfinden, mit Geduld, Gelassenheit und – ganz wichtig – sehr viel Selbstliebe.

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5. Oktober 2020

Lustpunkte

Lustpunkte sind ganz individuell und vor allem beschränken diese sich nicht auf die Genitalien.  Es gibt viele verschiedene Körperpartien, die durch Berührungen eine sexuelle Erregung hervorrufen können. Aber diese Bereiche unterscheiden […]

Lustpunkte sind ganz individuell und vor allem beschränken diese sich nicht auf die Genitalien.  Es gibt viele verschiedene Körperpartien, die durch Berührungen eine sexuelle Erregung hervorrufen können. Aber diese Bereiche unterscheiden sich von Mensch zu Mensch. Und ganz wichtig: Das Empfinden verändert sich je nach Emotion und Gegenüber. Es kann also durchaus sein, dass eine Berührung einer erogenen Zone ohne entsprechende Lust negative Gefühle oder auch Schmerzen verursacht.       

Formulierungen wie “Durch diese Berührungen bringe ich sie*ihn ganz einfach zum Höhepunkt” oder “Wir verraten euch die Lustpunkte mit Orgasmus-Garantie” streichen wir deshalb direkt aus unserem Wortschatz. Jeder Mensch und jede Situation ist anders, es gilt sich selbst und den*die andere*n zu entdecken und zu kommunizieren, was einem gefällt.  

Auch good to know – Erogene Zonen lassen sich in zwei Kategorien einteilen: Die spezifischen und die nicht spezifischen. Die nicht spezifischen erogenen Zonen umfassen Bereiche mit einer normalen Nervendichte, wie zum Beispiel die Seiten des Halses, das Genick, Arminnenseiten oder die Fußsohlen. Die sexuelle Erregung wird vor allem durch die Erwartung der Berührung einer spezifischen erogenen Zone hervorgerufen.  Luststeigerung durch Vorfreude!  

Die spezifischen erogenen Zonen umfassen Haut – und Schleimhautbereiche mit einer sehr hohen Nervendichte, wie zum Beispiel den Mund, Ohrmuscheln, Nase, Brustwarzen oder Bereiche des Damms. Auch die Genitalien gehören zu den spezifischen erogenen Zonen.  

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14. September 2020

Penis

Der Penis – Mit welchem Obst oder Gemüse wurde er nicht schon verglichen, auf welche Toilettentür nicht gezeichnet? Klar ist: Auch wenn der Penis aus unterschiedlichen (teilweise offen“sichtlichen“) Gründen in […]

Der Penis – Mit welchem Obst oder Gemüse wurde er nicht schon verglichen, auf welche Toilettentür nicht gezeichnet?

Klar ist: Auch wenn der Penis aus unterschiedlichen (teilweise offen“sichtlichen“) Gründen in der Öffentlichkeit präsent ist, so haben wir es dennoch selten mit reinen Fakten und oft mit emotional angereicherten Mysterien zu tun. Daher hier eine kleine Anatomiestunde zum Penis:

Beim Embryo entwickeln sich die Genitalien bis zur 8. Schwangerschaftswoche komplett gleich. Der Penis und die Klitoris sind sogenannte „homologe“ Organe mit derselben Grundstruktur, die sich erst später in eine bestimmte Richtung entwickeln. Ihr merkt schon: Der Penis ist das biologische Analog zur Klitoris, aha, nicht zur Vulva.

Der Penis besteht aus der Peniswurzel, dem Penisschaft und der Eichel, die (im nichterigierten Zustand) von der Vorhaut überzogen und geschützt ist, wenn der Penis nicht beschnitten wurde. Im Inneren des Penis verlaufen drei Schwellkörper, die sich bei einer Erektion verstärkt mit Blut anfüllen und den Penis anschwellen und hart werden lassen. In der Mitte des Penisinneren verläuft die Harnröhre, durch die sowohl der Urin als auch das Sperma gelangen.

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7. September 2020

Vulva

Die Vulva – ihr kennt sie vielleicht unter den Begriffen „Scheide“ oder „Vagina“, aber ganz stimmt das nicht. Denn diese Begriffe beziehen sich nur auf das Innere des Genitals. Alles, […]

Die Vulva – ihr kennt sie vielleicht unter den Begriffen „Scheide“ oder „Vagina“, aber ganz stimmt das nicht. Denn diese Begriffe beziehen sich nur auf das Innere des Genitals. Alles, was man außen sieht – wie zum Beispiel die sogenannten “Schamlippen” – ist die Vulva! Aha! 

Mit Scham haben diese aber gar nichts zu tun, weshalb sie bevorzugt als Vulvalippen bezeichnet werden. 

Die Bezeichnung der inneren Vulvalippen als “kleine Vulvalippen” ist übrigens auch falsch, denn häufig sind bei der Vulva die inneren Vulvalippen sogar größer als die äußeren. Aber auch nicht immer! Denn genau so, wie wir alle z.B. unterschiedliche Nasen haben, variiert auch die Form der Vulva von Mensch zu Mensch. Also: Viva la Vulva! 

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