Bye, bye Vulva-Feminismus!

VULVEN. Vulven auf Stickern, Vulven auf Hauswänden, Vulven in der Vulva Gallery, Vulven auf Memorys, Vulven in Form von Gipsabdrücken: endlich bekommt dieses schöne Körperteil mehr Aufmerksamkeit und bietet den unzähligen Penis-Skizzen, die uns spätestens verfolgen seit wir die verschmierte Schulbank gedrückt haben, die Stirn – oder den Venushügel. Aber ich habe schlechte Neuigkeiten für alle, die sich rot und mit einem Gefühl der maximalen Befreiung Vulven auf die Feminismus-Flaggen malen: Vulven als feministisches Symbol, das lassen wir lieber sein.

Wer die „Viva la Vulva“-Demoschilder noch nicht gegen „Support your sisters not your cis-ters“- Banner ausgetauscht hat, der*die spricht vermutlich am 8. März auch noch vom „Weltfrauentag“ und nicht vom „Feministischen Kampftag“. Das Problem bei beidem ist: Nicht nur cis-Frauen, also Frauen, denen bei der Geburt das weibliche Geschlecht zugeschrieben wurde, werden in der patriarchalen Gesellschaft marginalisiert und unterdrückt.

Fangen wir nochmal bei der Vulva an. Es ist toll, wenn Menschen im Zuge ihrer Auseinandersetzung mit Feminismus ihre Vulva akzeptieren oder sogar lieben lernen, Scham ablegen und verstehen, wie viel Freude sie ihnen bereiten kann, versteht mich nicht falsch. Aber: nicht alle Frauen haben eine Vulva, doch alle Frauen erleben Sexismus und müssen noch immer feministische Kämpfe austragen, auch und vor allem trans* Frauen, nicht-binäre oder inter* Menschen, die du nicht nur verletzt, wenn du ihnen mit deiner Vulva-Flagge vor der Nase herumwedelst, sondern die du dadurch auch unsichtbar machst.

Das Problem des zeitgenössischen Feminismus, der queere Perspektiven noch lange nicht genug miteinbezieht, fängt nicht erst bei Terfs (Trans exclusive radical feminists) wie Alice Schwarzer an, sondern bei cis-normativen Demo-Slogans von Menschen, die denken, multiple Orgasmen in cis- hetero-Sex wären schon fast das Ende vom Klagelied.

Wer Feminismus verstehen und leben will, der*die muss sich selbst immer wieder hinterfragen: schließt mein Feminismus nur weiße nicht behinderte hetero cis Mittelschichts-Frauen ein? Feministisch ist dann nicht, die Frage immer mit „Nein“ zu beantworten, sondern sich immer wieder ein „Ja“ einzugestehen und daran zu arbeiten, das zu ändern.

Viva la queerfeministische Solidarität!