Doku-Empfehlung: Female Pleasure

Female Pleasure ist ein Dokumentarfilm von Barbara Miller aus dem Jahr 2018. Er erzählt von fünf Frauen, die in ihren verschiedenen Lebenssituationen Unterdrückung durch patriarchale Strukturen erfahren haben und sich, jede auf ihre Weise, versuchen von diesen zu befreien. Dabei setzt der Film einen Schwerpunkt auf verschiedene kulturelle und religiöse Umgebungen, die sich gegen sexuelle Selbstbestimmung richten.

Deborah Feldman wuchs in einer ultraorthodoxen jüdischen Gemeinschaft in New York auf, in der sie in eine arrangierte Ehe gedrängt wurde. Sie erzählt von ihrem Heiratsunterricht, in der ihr erzählt wird, dass sie einen Ort hat, wo „es hineinpasst“ – ein wunderschöner Gang, der zur Quelle des Lebens führt. Sie erzählt von Ritualen, die sie nach ihrer Periode durchführen muss, um wieder rein zu werden. Nach der Geburt ihres Kindes verlässt sie die Gemeinschaft schließlich. Heute ist sie eine erfolgreiche Autorin, die vom Zwang und der Unterdrückung in der ultraorthodoxen Gemeinschaft schreibt.

Vithika Yadav gründete die Initiative „Love Matters“ in Indien. Ihre Initiative klärt über Themen wir Konsens, Lust und gleichberechtigte Beziehungen auf. Sie erzählt von einer Kultur in der Beziehungen nur für den sozialen Status der Familie relevant sind. Eine Gesellschaft, in der es kein Verständnis für weibliche Lust gibt und gleichzeitig für Kamasutra bekannt ist.

Rokudenashiko ist eine japanische Manga Künstlerin, die für ihre Kunst verhaftet wurde. Zehn Polizist*innen stürmten ihre Wohnung und fesselten sie – weil sie Kunstwerke aus dem Abdruck ihrer Vulva gemacht und diesen Abdruck als Vorlage zur Verfügung hatte. Gleichzeitig begleitet der Film ein Fruchtbarkeitsfest in Japan, an dem riesige Penisse auf Sänften durch die Stadt getragen werden und Lutscher in Penisform verteilt werden. Ihre Anklage wegen Obszönität führt Rokudenashiko auf die Tabuisierung der Vulva zurück.

Doris Wagner war Mitglied im Ordenshaus „Das Werk“ in Rom. Sie erzählt, wie sie lange Unterkleider tragen musste, da die Ordensbrüder sexuell schwächer sein und sie daher die Verantwortung trage, dass da „nichts passiert“. Nachdem sie sich ihrer Verantwortlichen anvertraute, dass Ordensvater Burkhart sie mehrfach vergewaltigte hatte, schrie diese sie zunächst wütend an und sagte ihr schließlich sie würde ihr vergeben. Wagner hat ihre Geschichte und ihre Versuche sich innerhalb und außerhalb der Kirche Gehör zu verschaffen in einem Buch veröffentlicht. Dabei beobachtet sie die Verknüpfungen zwischen ihren Erfahrungen und der Inszenierung von weiblich gelesenen Personen als Sünder*innen und Verführer*innen in der Kirche.

Leyla Hussein ist eine aus Somalia stammende Psychologin, die sich gegen Genitalverstümmelungen von Kindern mit Vulva einsetzt. Als Betroffene und Aktivistin initiiert sie globale Projekte und klärt auf. So ist im Film z.B. zu sehen, wie sie anhand eines Knetmodells zeigt, was genau bei der Genitalverstümmelung passiert. Für sie ist die Genitalverstümmelung sexueller Missbrauch an Kindern einerseits und ein Versuch sexuelle Selbstbestimmung einzuschränken anderseits.

Unterdrückung von sexueller Selbstbestimmung durch eine Täter-Opfer Umkehr ist ein Phänomen, dass alle fünf Frauen beschreiben – obwohl die Kulturen und Religionen, in denen sie leben von Grund auf verschieden sind. Deshalb greift die Dokumentation für mich besonders auf, dass diese Kulturen und Religionen instrumentalisiert werden, um Unterdrückungsstrukturen aufrecht zu erhalten. Sie ist ein Aufruf an alle Betroffenen diese Strukturen gemeinsam abzuschaffen, unabhängig von Herkunft, Religion oder Hautfarbe und #femalepleasure als globales Ziel zu begreifen. Eine absolute Empfehlung!