Lustwoche

28.06.2021 - 02.07.2021

WirHabenLust e.V. und BUUH! Magazin proudly present: Die Lustwoche! Begleitet uns und seid dabei, wie wir euch alles rund um das Thema Lust etwas näherbringen. Gemeinsam haben wir verschiede Projekte erarbeitet, Interviews geführt, eine Traumreise kreiert, Masturbations-Anleitungen erstellt und, und, und. Es wird also spannend und ihr solltet diese Tage ganz dick in eurem Kalender markieren!

MONTAG

Lust im Alltag

Lust im Alltag – Es gibt Momente im Alltag, die lassen uns Lust spüren. Nicht unbedingt sexuelle Lust, vielmehr Befriedigung, Erfüllung, Genuss. Sie bringt den ganzen Körper zum Schmunzeln, lässt einen wohligen Schauer den Rücken runterlaufen, sie kribbelt, vergnügt uns und stellt uns zufrieden, sie macht uns Lust auf mehr.

Wie viel mehr Lust sein kann als sexuelles Empfinden hat der Fotograf @lukasbruman im Rahmen der Kooperation eingefangen.

DIENSTAG

Lust früher – Die Zeitreise der Vulva

Die Vulva- Mythen, Mystik und Märchen ranken sich schon seit jeher um das Lustorgan. Christian und Anna haben euch hier ein paar historische Spotlights zur Bedeutung der Vulva zusammengestellt. 

Lust in der Zukunft: Traumreise

Frohes Neues 2050
Dieser Beitrag ist eine Traumreise zum Anhören, wie Lust in der Zukunft aussehen könnte und was sich gesellschaftlich dafür ändern müsste.

MITTWOCH

Konsens in Pornos – Interview mit Porno-Regisseurin Ragna Spargel

Ragna Spargel hat vor einiger Zeit bei einem feministischen Porno Regie geführt und dazu haben wir sie ausgequetscht. Lest rein, wenn ihr wissen wollt, welche Rolle Konsens vor und hinter der Kamera bei einer Pornoproduktion spielt!

Liebe Ragna, könntest du dich kurz vorstellen und erzählen, was du machst?

Ragna: Ich bin Ragna Spargel, ich bin 30 Jahre alt und ausgebildete Sexualpädagogin und Soziologin. Ich studiere momentan soziale Arbeit und arbeite nebenbei an unterschiedlichen Projekten im Bereich Sexualpädagogik. Meine Lieblingsthemen dabei sind Pornografie, Medienkompetenz vor allem im Bezug auf Jugendliche, aber auch für Erwachsene. Selbstbestimmte Lust, finde ich, ist auch ein fantastisches Thema und momentan arbeite ich an einer kleinen Selbstständigkeit in Richtung Mutterschaft, Sexualität und Lust. Das Mama-Dasein ist nämlich eine ganz verrückte gesellschaftliche Rolle, der sehr viel Sexualität abgesprochen wird und wo es ganz viele Tabu-Themen gibt.

Wie bist du denn dazu gekommen, einen Porno zu produzieren – beziehungsweise Regie zu führen – der das Thema Konsens in den Fokus rückt?

Ragna: Während meiner sexualpädagogischen Ausbildung waren Medienkompetenz bei Jugendlichen und Kindern sowie Pornografie immer wieder Thema. Hier wurde eigentlich eher der präventive Aspekt beleuchtet, weil Pornografie mittlerweile so in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, dass Kinder und Jugendliche sehr frühen Erstkontakt damit haben – mit acht, neun Jahren im Durchschnitt. Pornografie schafft oft überhaupt erst Zugang zum Thema Sexualität und greift eventuell sogar dem Sexualkunde-Unterricht in der Grundschule oder der Aufklärungsdiskussion mit den Eltern voraus. Da kamen im Rahmen des Studiums Fragen auf: Wie muss man das begleiten? Was sind die Gefahren dabei? Gleichzeitig habe ich mir gedacht: Was für Chancen hat Pornografie auch? Wie kann man das Thema positiv besetzen? Das läuft dann natürlich nicht im Kontext von Kinder- und Jugendbildung, weil Pornografie ein Produkt für Erwachsene ist, selbst wenn Kinder und Jugendliche es auch schon konsumieren. Auch ein Porno, den ich produziere, ist natürlich nicht für unter 18, das fällt unter den Jugendschutz. Trotzdem ist es, glaube ich, wichtig, dass man die Pornolandschaft weitflächig und langfristig verändert, statt das Produkt in dieser zwielichtigen Ecke zu lassen. Wir wissen alle, dass wir es konsumieren – der Großteil der Gesellschaft auf jeden Fall – aber alle wissen auch, dass die Produktionsbedingungen nicht besonders cool sind, dass die Themen, die dort vermittelt werden, nicht besonders cool sind, dass da ganz viele Dinge falsch laufen. Und trotzdem lassen wir es dort, statt es intrinsisch zu verändern. Und dann musste ich eh dieses Abschlussprojekt machen und dachte mir: Wie wär´s, wenn ich mich einfach mal daran ausprobiere, ein partizipativen, konsens-basierten und sexualpädagogisch begleiteten Porno zu produzieren? Das habe ich dann gemacht.


Ist dieser Porno aus deiner persönlichen Lustvorstellung geboren oder gehst du bezüglich des Plots mehr auf die Bedürfnisse anderer ein?

Ragna: Tatsächlich hatte ich mit den Inhalten gar nicht so viel zu tun. Es war so ausgelegt, dass unsere Darsteller*innen das Skript selbst schreiben und alles auf Basis ihrer eigenen Fantasien und Wünsche dargestellt wird. Das war meine Prämisse. Meine Fantasien wurden also gar nicht bedient, die spielten da überhaupt gar keine Rolle. Deswegen haben wir dem Dreh auch einen mehrtägigen Workshop vorausgestellt, den ich konzipiert und sexualpädagogisch begleitet habe. So konnten sie sich überlegen, was sie darstellen möchten – denn auch, wenn man privat selbstbewusst aufgestellt ist, sind das bei einem Dreh ganz andere Umstände. Mir war wichtig, dass die Grenzen im Voraus klar kommuniziert werden. Am Ende des Workshops stand dann ein lockeres Drehbuch. Bei einem Porno in einer Mainstream-Branche ist das Drehbuch klar vorgegeben; Ich halte es allerdings für sinnvoll, Spielraum für Spontanität und Entwicklung zu haben, die in dem Moment entstehen: So ist Sex eben.

Und damit wären wir auch schon beim Thema: Konsens. Wie stellt man den vor der Kamera dar, verbal oder bildsprachlich? Kann man Konsens überhaupt nonverbal darstellen?

Ragna: Tatsächlich wurde relativ wenig geredet. Wir haben im Vorfeld darüber gesprochen, ob wir das als Stilmittel oder als Methode verwenden, dass wir für die Zuschauer*innen sichtbar verbalisieren, was ja eigentlich sehr wichtig ist. Die beiden haben sich aber dagegen entschieden, was im Nachgang von einigen Menschen kritisch gesehen wurde – was ich auch verstehen kann. Neben perspektivischen Überlegungen mit dem Kamerateam haben wir versucht, Konsens nonverbal darzustellen, indem unsere Hauptdarstellerin häufig den Ton angegeben hat, durch Gesten, Berührung, zum Beispiel durch das Leiten der Hand des Darstellers. Durch nonverbale Gesten: Das möchte ich, das gefällt mir, das finde ich gut – wie das ja beim Sex im Privaten auch oft abläuft. Und trotzdem wäre es wichtig, generell mehr verbal zu thematisieren, was man für Bedürfnisse und Vorlieben hat. Ich denke, man sollte sowohl in der Industrie als auch privat daran arbeiten, dass ausgesprochener Konsens beim Sex Platz findet, ohne dass es für alle ein Cringe-Gefühl ist. Man hat vielleicht das Gefühl, das würde den Flow unterbrechen, dabei läuft Sex ja grundsätzlich eigentlich selten ohne Kommunikation währenddessen ab. Diese Realität sollte in der Pornografie auch Einzug halten.


In deinem Porno gibt es eine Szene, in dem die Darstellerin dem Darsteller einen Gürtel überreicht hat, um ihren Konsens auszudrücken.

Ragna: Genau, stimmt, das ist die nonverbale Kommunikation, die ich meine. Sie drückt damit aus: Hey, du darfst mich jetzt mit dem Gürtel an diesen Balken fesseln. Sicherlich war das einigen Menschen noch nicht genug, aber man kann auch nicht immer allen gerecht werden.

Du hast den Porno vor Publikum vorgestellt, mit anschließender Diskussionsrunde. Kam dabei Input oder Kritik zum Thema Konsens? Würdest du jetzt etwas anders machen?

Ragna: Ja, auf jeden Fall. Ein paar Leute haben eben genau das gesagt, dass sie sich mehr verbalen Ausdruck von Konsens gewünscht hätten. Ein anderes Kritik-Thema war Diversität, weil zwei weiße und prinzipiell normschöne heterosexuelle Menschen Sex miteinander hatten. Das ist auch eine total wichtige Kritik. Dazu habe ich aber damals schon gesagt: Das war ein Pilotprojekt, das aus dem privaten Umfeld entstanden ist. Nach meinem Aufruf Menschen zu finden, die sowohl Lust hatten, als auch zu meiner feministischen Ästhetik passten, das war eine ziemliche Gratwanderung. Viele Männer haben mich kontaktiert, sie hätten einen großen Penis und würden gerne mitmachen, was natürlich nicht meinen Kriterien entspricht. Die Auswahl war letzten Endes einfach beschränkt – dadurch sind es dann zwei weiße normschöne, cisgender und heterosexuelle Menschen geworden – wobei das nicht stimmt, die Darstellerin ist bi, aber das stellt sich natürlich nicht dar. Diversität ist in jedem Fall ein Thema, auf das ich auf lange Sicht auf vielerlei Ebenen mehr achten möchte. Zum Thema Konsens wurde außerdem kritisiert, dass unsere Darstellerin zwar von ihrem Wesen her dominant ist, aber im Porno eine submissive Rolle hat. Viele Menschen fanden es schwer, diese an BDSM angelehnten Szenen mit dem Thema Konsens zu vereinbaren. Dieser Fetisch wird aus der links-feministischen Szene von einigen Menschen sehr skeptisch betrachtet. Das Thema wird stark intellektualisiert und es wird gefragt, wie es denn überhaupt dazu kommen konnte, dass diese Frau das Bedürfnis hat, submissive zu sein. “Das sind doch intrinsische patriarchale Strukturen, dass sie in dieser Rolle ist!”. Ich halte das für einen wahnsinnig toxischen Umgang mit dem Thema Fetisch und Kinks. Wenn hier immer wieder hinterfragt wird, ob das denn jetzt wirklich selbstbestimmt ist, dass diese Frau Empowerment dadurch erfährt, indem sie geschlagen oder angespuckt wird, obwohl es einfach ihr Fetisch ist und sie ihn selbstbewusst auslebt. Ich sehe aber ein, dass es schwer ist, das darzustellen. Hier wurden im Nachhinein sehr hohe Ansprüche gestellt an dieses doch sehr selbstgemachte Pilotprojekt. Das sind jedoch alles Dinge, die man in Zukunft, wenn man das mit einem Kollektiv weiterspinnen würde, sicherlich mit mehr Tiefgang behandeln kann.

Wodurch hast du dich denn noch so inspiriert gefühlt? Gibt es bestimmte feministische Pornos, die du als Inspirationsquelle verwendet hast?

Ragna: Wenn man sich die Pornobranche anguckt, gibt es prozentual gesehen noch einen relativ kleinen Anteil von feministischer Pornografie, aber es gibt auf jeden Fall Leute, die solide feministische Pornos produzieren. Ich glaube mein erster Kontakt damit war – wie bei vielen anderen Menschen auch – über Erika Lust, die filmisch richtig gut ist. Das sind cinematografisch gesehen richtige Meisterwerke die sie produziert, aber leider fällt sie auch immer wieder unter die Kritik von Konsens. Sie hat in den letzten Jahren auch ganz schön viel Gegenwind gekriegt, weil im Nachgang Darsteller*innen gesagt haben, dass das am Set dann eben doch nicht so konsensorientiert abläuft. Es wird auch dadurch über Grenzen gegangen, dass öfter mal Fans von ihr mitspielen, also Privatpersonen. Da kommt es auch immer mal wieder vor, dass die dieses ganze Setting gar nicht gewohnt sind, oder dass sie einfach noch nie Sex vor der Kamera hatten. Was ich abgesehen von Erika Lust empfehle, sind die Four Chambers Produktionen, die aus England kommen. Da wird immer monatlich was hochgeladen, und die Produktionen finde ich sehr spannend und inspirierend.

Du hast vorhin schon davon erzählt, wie das Thema Konsens zwischen den Darsteller*innen deines Pornos umgesetzt wurde, wie sah das denn generell an deinem Set aus?

Ragna: Ich habe vorher auch schon mit den Darsteller*innen sehr lange Gespräche geführt, telefonisch und auch persönlich. Der Workshop ging dann zwei oder drei Tage und im Anschluss kam der Drehtag. Im Prinzip ist der Film relativ kurz, es sind 20 oder 25 Minuten (was ja auch schon ein längerer Porno ist). Der Drehtag hat aber mehrere Stunden gedauert, damit wir viele Pausen machen konnten – mir war wichtig, uns viel Zeit zu nehmen. Es gab auch Momente, in denen die Darsteller*innen diese eingefordert haben. Es wurde also nicht die ganze Zeit durchgevögelt, sondern auch viel darüber geredet. Für genau diesen Austausch zwischen Darsteller*innen, Filmer*innen, der Tonfrau und dem Licht waren diese Pausen da, wenn es zu anstrengend wurde, haben wir mal wieder eine Zigarette geraucht, Sekt getrunken, Pizza gegessen, und sind an die frische Luft gegangen, um eben nicht diesen Performance-Druck zu haben. So war auch genug Zeit da, zu äußern, wenn man etwas anders machen wollte.

Wie hat diese Erfahrung dein eigenes Sexualleben verändert?

Ragna: Ich war davor schon sehr offen, was das Thema Sexualität angeht. Aber ich glaube, dass ich durch das Projekt einfach nochmal mehr Offenheit und Gelassenheit diesbezüglich erlangt habe, und das einfach sehr selbstverständlich thematisiere. Da habe ich keine wirklichen Hemmschwellen mehr, auch egal mit wem ich spreche. Ich habe mit meiner Oma drüber geredet, oder auch mit meinen Eltern. Ich kann jetzt generationenübergreifend einfach sehr offen über Sexualität und auch Pornographie reden.

Über Lust in Beziehungen

Benji und Lilly haben Jolina und Lina von „Wir haben Lust“ zu Gast. Wie sind ihre Erfahrungen mit offenen Beziehungen, was ist, wenn in der Partnerschaft die sexuellen Bedürfnisse auseinandergehen und wie kommuniziert man das? Die vier reflektieren über gesellschaftliche Normvorstellungen und wie sie sich auf persönliche Vorstellungen und Ängste auswirken.

Sag jetzt nichts

In der Fotoreihe „Sag jetzt nichts“ beantworten Lilly und Julia in Bildern 8 Fragen rund um Liebe, Lust und Sex. Denn manchmal sagt ein Blick schließlich mehr als tausend Worte…

Disclaimer: Dieses Format stammt aus der SZ und wir haben es für unsere Lustwoche übernommen.

DONNERSTAG

DIY – Eine Anleitung zum Masturbieren

Masturbation ist Übungssache! Wir haben ein paar Tipps und Vorschläge zusammengestellt, damit du dich in Ruhe an das Thema  Masturbation und Sex mit dir selber herantasten kannst.

Die Anleitung zur Masturbation gibt es zum Ausdrucken oder zum Herunterladen in PDF-Format. Wenn du also möchtest: Do it yourself!

Illustration: @charlottevetter

Lustpunkte

Christian und Stella haben euch auf dieser Map die typischen Lustpunkte des menschlichen Körpers aufgelistet. Hier findet ihr auch Übungen, mit denen ihr euren eigenen Körper besser erfahren könnt.  

Illustration: @chr_nord 

FREITAG

Don´t feel it!

Im Rahmen unserer Kollaboration mit dem BUUH!-Magazin beschäftigen wir uns mit verschiedenen Arten von Lust und wie mensch diese ausleben kann. Ziel ist es schließlich, Sexualität zu enttabuisieren. Doch was, wenn mensch gar keine Lust auf Sex hat? So sehr es – gerade als Frau (WGP) – verpönt ist, in der Öffentlichkeit kundzutun, dass mensch gerne viel Sex hat, so sehr ist es gleichzeitig ein Problem, darüber zu sprechen, wenn die Libido ausbleibt. Dabei geht das doch eigentlich nur eine*n selbst was an!

Falls ihr schonmal keine Lust auf Sex hattet oder vielleicht auch insgesamt nicht so den Drang verspürt – kein Stress, auch das ist völlig normal!

Wir haben ein paar Erfahrungsberichte gesammelt von Personen, die es einfach nicht fühlen, ob zeitweise oder dauerhaft.

Erwartungsdruck

In meiner letzten Beziehung haben wir uns meistens nur am Wochenende gesehen. Für mich war das nicht weiter schlimm, jedoch für meinen Ex-Partner, da er mich am liebsten jeden Tag gesehen hätte. So kam es dann auch dazu, dass er immer erwartet hat, dass sobald ich zuhause war auch mit ihm schlafen “sollte”. Es war wie ein Programm! Ich fühlte mich als MÜSSTE ich regelrecht mit ihm jeden Freitag bis Sonntag mehrmals schlafen und am besten schon halb nackt in seiner Eingangstür stehen, wenn ich freitags zu ihm kam. Dadurch hatte ich immer weniger Lust mit ihm zu schlafen…

Müdigkeit

Nach einer 50 Stunden harten Arbeitswoche ist man am Ende der Woche einfach nur ausgelaugt. Unter der Woche schafft man es meistens noch gerade so abends was zu kochen und Sport zu machen, aber das war es dann schon oft. Daher kommt bei viel Arbeit, bei mir auch kaum Lust auf Sex auf!

Stress

In Stresssituationen merke ich immer wieder, dass ich keine Lust auf Sex verspüre. Und wenn ich mich doch darauf einlassen kann, kann ich den Sex nicht genießen und habe dann auch beim nächsten Mal weniger Lust.

Eigener Druck 

Wenn es in Richtung penetrativen Sex geht, und mein Kopf mir den Stress macht, nicht Feucht genug zu sein. 
Generell wenn der Kopf bei anderen Gedanken ist. 

Psychische Schwierigkeiten

Ich habe große Probleme Nähe zuzulassen. Sobald ich merke, dass mein:e Partner:in Sex möchte, stresst mich das sehr, ich setze mich extrem unter Druck und habe das Gefühl innerhalb der Beziehung diese Aufgabe “erfüllen” zu müssen. Dann geht einfach gar nichts mehr. Körperliche Nähe ohne Druck zu verspüren fällt mir extrem schwer. Und an manchen Tagen bin ich einfach zu niedergeschlagen, um Lust zu verspüren. 

Chronische Schmerzen

Ich leide unter schwerer Endometriose, die mich schon bei gynäkologischen Untersuchungen vor Schmerzen aus dem Stuhl springen lässt. Die ständige Angst vor anhaltenden Schmerzen und Nachblutungen als Reaktion auf Sex ist ein echter Lustkiller. Abgesehen davon, dass es die Lage ziemlich erschwert, wenn man einfach unverbindlich Spaß haben will. Wenn ich erst mal erklären muss, was er wie und wie nicht anfassen darf, weil sonst mein Körper rebelliert, ist das ganz schön belastend und führt auch nicht gerade dazu, dass ich mit dem Thema lockerer umgehe. Zu groß ist die Angst vor uneinfühlsamen Partnern, die das nicht verstehen (wollen). Die Folgen trage im Zweifelsfall ich. Und das unter Umständen tagelang. Ich möchte einfach, dass es akzeptierter ist, erstmal nicht zu wollen und auch generell gehemmter zu sein. Wenn ich 20 von 30 Tagen im Monat Unterleibsschmerzen habe, die es mir schon schwer machen, überhaupt eine Hose mit Bund anzuziehen, dann denke ich nicht unbedingt an Sex. Und dann möchte ich mich auch nicht ständig als prüde bezeichnen lassen müssen oder erklären müssen, warum ich nicht will oder sogar Angst vor Sex habe. 

Hormonelle Verhütung

Während meiner ersten Beziehung fing ich nach ein paar Monaten an, den Nuva-Ring zu benutzen. Das alles gestaltete sich ganz easy und ich war zunächst sehr froh, weil wir davor mit Kondom verhütet haben und das oft gerissen ist. Die Anwendung ist easy, man spürt nichts usw. Die Hormondosis ist scheinbar auch geringer und wirkt ja nur lokal im Vergleich zur Pille. Trotzdem merkte ich nach einem Jahr zunehmend, wie ich immer weniger Lust auf Sex hatte. Ich verlor zunehmend die Lust an meinem Körper und konnte mir nicht mehr vorstellen, jemanden an mich heranzulassen, weil ich so unsicher war.  Monate später ließ ich mir die Kupferkette einsetzen, setzte den Ring ab und – siehe da – nach nur zwei Tagen hatte ich bereits wieder Lust. Es fühlte sich an wie ein Feuerwerk. Ich fand mich selbst unglaublich heiß und freute mich über meinen Eisprung, den ich extrem stark spürte. Ich hatte vollständig das Gefühl für meinen (unterdrückten) Zyklus verloren.  Natürlich können Schwankungen in der Libido auch immer mit Lebensumständen und allem Möglichen zusammenhängen, das vielleicht einen Verlust noch begünstigt. Dennoch ist der hormonelle Einfluss des Nuva-Rings nicht zu leugnen: Seit dem Absetzen weiß ich wieder, dass ich ja eigentlich eine Person bin, die ihre eigene Sexualität und ihren Körper sehr genießt und frei und ungehemmt ausleben möchte! 

Hefepilzinfektion/ wiederkehrende Geschlechtskrankheiten 

Über ein Jahr lang hatte ich fast durchgehend vaginale Hefepilzinfektionen. Und wer das schon mal hatte weiß: mit Sex ist da nicht viel. Aber wie geht man dann damit um, wenn man fast ein Jahr lang nicht mit seinem Freund schlafen kann? Weil es im Grunde unaushaltbar ist, ständig abends nebeneinander zu liegen und Lust zu haben ohne miteinander schlafen zu können, hat mein Körper einfach irgendwann zugemacht. Selbst wenn die Möglichkeit bestand, dass die Infektion abgeheilt sein könnte, hat die Angst, dass meine Schleimhäute wieder anfangen zu brennen und zu Jucken die Lust oft besiegt. Denn mein Kopf hat angefangen Sex und den Schmerz automatisch miteinander zu verbinden. Erst als der Grund für meine Immunschwäche rausgefunden wurde und die Infektionsmisere aufgehört hat, konnte ich wieder den Spaß am Sex entdecken. Wenn ich mir rückblickend Tipps geben könnte? Kein schlechtes Gewissen haben, wenn man keine Lust auf Sex hat, aber mit dem*der Anderen (wenn man in einer Beziehung ist) über Lust und Gründe für Lustlosigkeit kommunizieren! Und zweitens: selbst wenn man grade keine Lust hat, kann man sich mit Massagen, Kuscheln oder sei es nur mit gemeinsamem Tanzen, körperlich nah sein.

Dir hat der Beitrag gefallen? Teile ihn doch mit deinen Freund*Innen: