Yoni. Punani. Leckermäulchen.

Montag. 15. März 2021. 4:17 Uhr. Ich liege seit drei Stunden wach im Bett und kann nicht einschlafen. Folgendes ist das Ergebnis meines Nicht-Einschlafen-Könnens. Ein Aufhänger von allerlei: 

Ich besuchte vor genau zwei Wochen einen digitalen Yoni Handarbeitsabend bei einer Gesundheitspraktikerin für Sexualität, der sich speziell an Cis-Frauen und Paare richtet. Zweieinhalb Stunden später hatte ich lustvolle Berührungen im Rahmen der weiblichen Intim-Massage, sowie Tipps zur sexuellen Kommunikation, kennengelernt. Ehrlich, ich kann euch so einen Kurs wärmstens empfehlen! Mit eurem*r Partner*in oder auch als Single. Die Teilnehmenden des Handarbeitskurses haben sich aus verschiedenen o.ä. Paaren unterschiedlichen Alters zusammengesetzt. Geschätzt waren die Ältesten im Rentenalter bis hin zur Jüngsten – mir.

Ich habe nun ein zweiseitiges Skript vor mir liegen, die Anatomie und erogene Körperstellen von Menschen mit Vulva, einzelne Griffe und Techniken für Intim-Massagen, sowie eine Liste mit vielfachen Bezeichnungen für Vulva und Vagina. Aufgrund der Corona Pandemie, in der einige Formate nun digital stattfinden müssen – wie auch der Handarbeitsabend – versuchen alle Vortragenden, alle Teilnehmenden aktiv mit einzubinden. Dies geschah auch an dem Abend mit der bekannten Eisbrecherfrage. „Welches Wort benutzen wir für das weibliche Geschlecht?“ fragte uns die Gesundheitspraktikerin. Nichts. Kein Ton. Keine Reaktion. Nur ernste Blicke in die Kamera. Niemand, aber auch wirklich niemand traute sich etwas zu sagen. Vielleicht lag es auch daran, dass wir einander nicht kannten, aber eigentlich sollten wir uns doch nicht dafür schämen unserem Intimorgan einen Namen zu geben?

Lag es vielleicht auch daran zu denken es gibt ein richtig oder falsch? Zu denken, dies als Pampelmuse, Südpol oder gar als Wundertüte zu bezeichnen sei komisch, nicht normal, vielleicht sogar abartig?

Im Aufklärungsbuch „Make Love“ von Ann-Marlene Henning und Tina Bremer-Olszewksi schreiben die Autorinnen, dass die wenigsten Menschen mit Vulva ein Wort für Ihr Genital haben, welches sie gerne benutzen. Ein Fundus von über 69 möglichen Begriffen für die Vulva findet sich auf Seite 11 im genannten Buch. Auch die Gesundheitspraktikerin stellte uns mögliche Wörter für eine Benennung dessen vor. Ihr Vorschlag war Yoni. Yoni kommt aus dem Tantrischen und schließt Vagina und Vulva mit ein. Das Wort steht außerdem für den Ursprung allen Lebens und Höhle der Glückseligkeit. Klingt doch nicht schlecht, oder?

Wichtig zu wissen, das Wort Vagina oder auch Scheide bezeichnet nur den inneren Teil der weiblichen Genitalien und das Wort Vulva benutzt man für alles, was außen zu sehen ist. Dementsprechend gehören zur Vulva die inneren und äußeren Labien, die Harnröhrenöffnung und die Klitoris. [1] Jede Vulva sieht anders aus. Sammlungen im Internet zeigen die unterschiedlichsten Facetten und bieten Möglichkeiten sich mit Ihrem Aussehen zu beschäftigen. Jakob – von “Beste Freundinnen”, einem Podcastformat von Auf die Ohren – erzählte in einer seiner letzten Folgen, benannt in Punanilook, über seine sexuelle Erfahrung zu diesem Thema. Er berichtet darüber wie er sich gemeinsam mit einer Freundin, mit der er Sex hatte, Punanis im Internet angeschaut hat. Ich bin daraufhin auch mal ins Internet und habe mir Bilder von unterschiedlichen Vulven angeschaut und war erstaunt über die optische Vielfältigkeit – schaut gerne mal auf die Instagram Seite von the.vulva.gallery. 

Es ist egal für welches Wort ihr euch am Ende des Tages entscheidet. Meine persönliche Empfehlung an euch ist, sich mit ein paar möglichen Wörtern anzufreunden, um überhaupt das „da unten“ bezeichnen zu können ohne direkt in Scham zu versinken. Ich habe mich erst einmal mit Yoni angefreundet, finde aber Punani und Leckermäulchen auch rebellisch.

Wie bezeichnet ihr das eure Vulva/Vagina? Vielleicht toppen wir die 69.  Montag. 15. März 2021. 5:12 Uhr. Ich lese Pfirsich als möglichen Ausdruck und kriege Hunger. Von wegen müde. 

[1] vgl. Henning, A.-M./Bremer-Olszewski T. (2017): Make Love. Ein Aufklärungsbuch. 2. Auflage. Wilhelm Goldmann Verlag. München. S. 10 und S. 117.