Body Positivity – und was es mit deiner Gesundheit zu tun hat

Seinen Körper lieben, ihn schätzen und schön finden – Der Begriff body positivity ist schon seit einiger Zeit, vor allem in sozialen Netzwerken, zu finden. Merkmale, für die Menschen sonst komisch angeguckt oder sogar angegriffen werden, sollen Wertschätzung erfahren.  Die Bewegung feiert, dass Menschen unterschiedlich aussehen und stellt sich somit bewusst gegen Schönheitsideale, mit denen wir – bekannterweise – täglich bombardiert werden. Für viele ist es das Körpergewicht; bei body positivity geht es aber genauso um Größe, Narben, Cellulite, Muskulosität, Hautfarbe und vieles mehr.  Außerdem findet das Konzept auf Menschen jeden Geschlechts Anwendung!

Bei body positivity geht es also um mehr als Gewicht – und trotzdem steht dieses Körpermerkmal oft im Zentrum von Diskussionen und Gegenwind. Dem #bodypositivity folgt oftmals die Behauptung, dass Adipositas verharmlost und für einen ungesunden Lebensstil geworben werde. Darüber müssen wir sprechen:

Wie steht es denn tatsächlich um den Zusammenhang zwischen Körpergewicht und Gesundheit? Viele Ärtz*innen sind sich sicher, dass zumindest starke Adipositas zu Problemen, wie etwa Bluthochdruck, führen kann. Das ist auch grundsätzlich nicht immer falsch, jedoch machen zunehmend mehr Stimmen darauf aufmerksam, dass der Zusammenhang nicht so direkt ist, wie er scheint: Gesundheit hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab und kann nicht durch bloßes Hingucken attestiert werden.

Wer den eigenen Körper annimmt und ihn schätzt hat ein viel höheres Interesse daran, dass es ihm gut geht. „Fat shaming“ führt nicht dazu, dass Leute abnehmen oder bewusster leben. Es führt zu Selbsthass und dem Gefühl, nicht genug wert zu sein. Reflektiert man die Signale des Körpers, ist es viel wahrscheinlicher, das zu tun, was dem Körper gut tut: Also zum Beispiel auf eine ausgewogene Ernährung und Bewegung zu achten. Die sind nämlich viel wichtiger als der Fokus auf Gewichtsabnahme. Nicht zu selten führt die Unzufriedenheit über das Gewicht zu ungesunden Diäten, psychischer Belastung bis hin zur Entwicklung von Essstörungen – und das ist es auch wogegen body positivity ankämpfen möchte. Es kommt aber auch nicht auf dasselbe hinaus: Wer sich um den eigenen Körper kümmert, verliert nicht automatisch Gewicht. Dafür sind unsere genetischen Voraussetzungen und persönliche Bedürfnisse viel zu unterschiedlich. Die Idee ist es, auf den eigenen Körper zu achten, weil du ihn liebst und nicht damit die Anzeige auf deiner Waage dich irgendwann dazu berechtigt. Aber auch wenn body positivity Menschen dazu ermutigt auf ihren Körper zu achten, hat es keinen Einfluss auf die Berechtigung auf Respekt, wenn jemand sich damit schwer tut.

Bei der der Gesundheitsdebatte ist vor allem extrem wichtig, dass unabhängig davon, wie jemand den Zusammenhang zwischen Gesundheit und Gewicht bewertet, die „Gesundheitskeule“ nie ein Grund ist, jemandem den Respekt zu versagen. Denjenigen  Menschen, die in ihrem Leben als mit sich im Reinen auftreten, ihre Daseinsberechtigung in Werbung, sozialen Netzwerken und in ihrem Alltag verbieten zu wollen, ist diskriminierend.

Der Wert und die Würde einer Person sollen also auf keinen Fall im Zusammenhang mit ihrem Aussehen stehen – egal ob es um Gewicht oder andere Körpermerkmale geht. Aus einer anderen Richtung kommen jedoch Stimmen, die anmerken, dass auch bei body positivity Schönheit auf Körpermerkmale zurückgeführt wird. Die Idee von sog. body neutrality will die Bedeutung von Aussehen insgesamt reduzieren. Anstatt seinen Körper aktiv zu lieben – was vielen schwer fallen sollte – ist der Körper hier einfach mal nur Körper. Der Fokus von „Schönheit“ liegt auf inneren Eigenschaften. Jede*r sollte selber für sich herausfinden, welche Beziehung zum eigenen Körper am besten funktioniert. Oft laufen body positivity und body neutrality aber auch Hand in Hand; denn beide wollen dazu ermutigen, äußerliche Merkmale eigener und fremder Körper von Wert und Würde zu entkoppeln.