Squirting

Was mir Dr. Sommer nicht erzählt hat…

Eine Kolumne von Jona Wildwux

Wenn Mensch mit Vagina „abspritzt“…, dann nennt man das umgangssprachlich Squirting. 

Obwohl ich eine sexuell aktive Frau bin, trat das Bewusstsein dafür erst in den letzten Jahren bei mir ein. Ein „Aha“- Moment gefolgt von großem Interesse, Informationen sammeln, mit meinem Partner ins Gespräch gehen, ein Gefühl dafür entwickeln bis hin zum zweiten „Aha“-Moment, als es einfach passierte: In vollster Hingabe war plötzlich alles anders weicher, heißer, fließender und feuchter als sonst. Was sage ich? Es war nass, klitschnass. Und geil! Ich freute mich wie ein Kind! Ich hatte losgelassen. Und erst da es geschah, war es mir bewusst. 

Am meisten berührte mich die Erkenntnis, dass ich eine neue Qualität für mich entdeckt hatte. War ich doch immer der Meinung, ich könnte mich beim Sex gut fallen lassen, erkannte ich jetzt, dass ich noch Einiges in diesem Bereich lernen konnte. Und warum „klappte“ es ausgerechnet jetzt und nicht schon in meiner vorherigen Beziehung? 

 Ein Schlüsselwort: Vertrauen. In erster Linie in mich selbst. Und mindestens genauso wichtig, Vertrauen in mein Gegenüber. Und zwar Vollstes! Nur so entwickle ich das Maß an Lust, die mich durchflutet, im wahrsten Sinne alles zum Fließen bringt. Damit meine ich in Körper UND Geist, untrennbar. Auch die Lust meines Gegenübers spielt eine weite, große Rolle. Sie wirkt so energetisch und stellt die absolut nötige Resonanz dar. 

 (Abgesehen davon, dass man alleine auch zum Squirten kommen kann und im Genuss dem „zu zweit“-Sein in Nichts nachsteht.) 

 Nun hatte ich mir zu meiner Recherche-Zeit Blogs und Anleitungen durchgelesen und auch Pornos angesehen. Unterschiedlichste Kategorien, in denen Frauen abspritzten. Ob alleine, in der „Mann/Frau“- Konstellation, Lesben untereinander oder in Bukake-Squirting-Gruppen. Da schien es oft eine anatomische Leistung zu sein. Als könne man „mechanisch“ ein paar Knöpfe drücken um nach kürzester Zeit in hohem Bogen, plätschernd oder rieselnd Regenschauer zu produzieren, die bis zu 200ml fassen können. Jede Frau schien bei sich den Dreh raus zu haben. Trainiert. 

Obwohl mir die Squirtflüssigkeit nicht nach Urin vorkam, ist sie wohl nichts anderes als das, da sie aus der Blase stammt. Squirting wird fälschlicherweise auch die weibliche Ejakulation genannt. Dabei unterscheidet sich diese in Ursprung, Konsistenz und Auslöser. Das milchige Sekret wird von den paraurethralen Drüsen abgegeben, die den Harnleiter umschließen und ergießt sich nur durch einen Orgasmus. Zum squirten reicht hohe Erregung aus. 

Nach einer Weile spürte ich, dass ich bei mir das Squirten provozieren konnte. Und sogar unterdrücken. Das zeigte mir, dass ich durchaus in der Lage war, meine Muskulatur und meine Empfindungen zu steuern. Super interessant. Eine neue Welt! Squirten fühlt sich für mich anders an als die Orgasmen, die bei meiner Selbstbefriedigung, bei der Penetration oder anderen Spielarten entstanden. Und jetzt, mit dem Wissen darum, bemerkte ich den Lusterguss wenn ich kam. Doch das mit dem Vertrauen ist bei mir unverändert. Ich mag nicht an mir „trainieren“ (lassen). Squirting ist ein Geschenk das entsteht oder eben nicht. Für mich. 

Wie sieht es mit meinem Gegenüber aus? Empfindet es angespritzt zu werden immer als lustvoll, lustig oder lustlos? Ich stelle mir diese Frage mal selbst… Habe ich immer Lust darauf, danach die Bettwäsche aufzuhängen oder zu wechseln oder etwas zu trocknen oder aufzuwischen? Manchmal passt’s halt denk ich nicht. Genauso wie ich sagen können will, dass ich gerade keine Lust auf ‘ne Ladung Ejakulat habe.  

Nun erzählte mir eine gute Freundin in den letzten Wochen von ihrem Schwarm, mit dem sie endlich mehrfach im Bett gelandet war. Doch gab er in einem notwendigen Gespräch als Grund für seine plötzliche “tote Hose” an, dass er ihr reichliches Abspritzen als abturnend empfand. Uff. Hart. Das saß tief und auch all mein Mitgefühl half erst einmal nicht gegen die Scham, die in ihr groß geworden war. Wie geht man denn nun damit um? Wohl so wie mit allem was dem angehimmelten oder geliebten Gegenüber nicht an einem gefällt. Eine Portion Selbstbewusstsein und Akzeptanz, die einem helfen kann mir und jedem/jeder zuzugestehen, was er/sie nicht mag, ohne es persönlich zu nehmen. 

Also nur Mut sollte die Device sein! Sich nicht auszuleben ist keine Lösung! Manchmal begegnen wir dem richtigen “Deckel”,… und ansonsten ist da ein endloses Meer an Selbsterfahrung das wir erforschen, sobald wir uns um uns selbst kümmern 😉